Ali Ceyhan (†33)Köln-Kalk: Bahnmitarbeiter wird von Zug erfasst – Angehörige wollen Gerechtigkeit

Ali Ceyhan steht an Bahngleisen.

Ali Ceyhan (†33) liebte seinen Job bei der Deutschen Bahn – ob bei Sonne, Regen oder wie hier bei Schnee. Das Foto hat uns seine Lebensgefährtin zur Verfügung gestellt. 

Erst Hürth, dann Köln-Kalk: Zwei schreckliche Unglücke, bei denen Bahnmitarbeiter starben, erschütterten das Rheinland. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Anfang Mai werden zwei Arbeiter (†27, †31) bei Gleisarbeiten nahe Hürth von einem ICE tödlich verletzt, Mitte September wird ein Bahnmitarbeiter (33) in Köln-Kalk ebenfalls bei Arbeiten am Gleis von einem RE6 erfasst.

Es sind schlimme Monate für Angehörige von Bahnmitarbeitenden im Rheinland. Auch für Katharina Duarte. Sie war die Lebensgefährtin des 33-jährigen Ali Ceyhan. Der Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG verstarb am 15. September 2023, vier Tage nach dem schrecklichen Unfall in Kalk. 

Bahnunglück in Köln-Kalk: Ali Ceyhan (†33) hatte viele Pläne

„Er hinterließ mich, seine Familie, seine Kollegen und unzählige Freunde, die nun versuchen, dieses Trauma zu bewältigen“, erzählt sie am Dienstag (10. Oktober 2023) gegenüber EXPRESS.de. Sie alle quält seit inzwischen vier Wochen die Frage: Wie konnte so eine Tragödie nur passieren?

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„Wir waren zehn Jahre zusammen. Er hat nur darauf gewartet, bis er im November seinen Meister gehabt hätte – dann wollten wir heiraten und eine Familie gründen“, sagt Katharina Duarte (auch 33) leise. Ihr Lebensgefährte war Weichenmechaniker. Er sei sehr ehrgeizig gewesen und habe ein großes Herz gehabt, erzählt sie. 

Ali war Organspender. Nach der Feststellung seines Hirntods wurden ihm daher Nieren und Leber entnommen. „Der Vertreter vom Organspendeverein erzählte mir, dass er dieses Jahr zum dritten Mal Organe von DB-Mitarbeitern holen würde“, so Lebensgefährtin Katharina. Sie kämpft mit den Tränen. 

Ali Ceyhans Lebensgefährtin und Familie wollen Gerechtigkeit

Katharina Duarte geht bewusst mit Alis Namen an die Öffentlichkeit: „Wir wollen, dass er nicht nur eine Zahl in der Statistik ist. Seine Familie steht hinter mir, auch sie will Gerechtigkeit.“

Nach ihren Angaben soll ihr Lebensgefährte bereits der neunte tote Mitarbeiter sein, den die Deutsche Bahn deutschlandweit allein in diesem Jahr zu verzeichnen hat.

Die Kölner Staatsanwaltschaft prüft inzwischen, ob im Fall von Ali Ceyhan ein Fremdverschulden Dritter in Betracht kommt. „In diesem Fall wäre gegebenenfalls ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung einzuleiten“, so Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft. 

Ein Rettungswagen steht unter einer Bahnunterführung, Schilder weisen darauf hin, dass dort die Bahnhaltestelle Trimbornstraße ist.

Einsatz an der Haltestelle Trimbornstraße in Köln-Kalk: Bahnmitarbeiter Ali Ceyhan wurde am Montagvormittag (11. September 2023) bei Gleisarbeiten von einem Regionalexpress erfasst. Der 33-Jährige starb vier Tage später. 

Eine Obduktion hatte ergeben, dass der junge Bahnmitarbeiter an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben ist. Die Untersuchungen zu den Todesumständen würden andauern, so Bremer. Derzeit seien die Akten bei der Kölner Polizei zur Durchführung notwendiger Ermittlungen.

Nach Informationen von EXPRESS.de soll es dabei auch um Zeugenaussagen geben, unter anderen um die eines Kollegen von Ali, der am Unglückstag mit ihm im Einsatz gewesen sein soll. 

Ali Ceyhan (†33): Lebensgefährtin und Eltern wollen Antworten

„Wir fragen uns jeden Tag, wie das passieren konnte“, sagt Alis Vater, Sevket Ceyhan. Die Deutsche Bahn sei mit dem Betriebsrat im Krankenhaus gewesen, habe ihr Beileid ausgedrückt. „Seitdem habe ich nichts von denen gehört. Ich habe meinen Sohn verloren, aber die melden sich nicht mehr.“

Lebensgefährtin Katharina hat einen Anwalt eingeschaltet, der bereits Akteneinsicht beantragt hat. „Wir wissen zum Beispiel nicht, was der Lokführer ausgesagt hat“, erklärt sie. „Da ist irgendwo irgendein Fehler passiert.“ Und sie will wissen, welcher und warum ihr geliebter Ali sterben musste. 

Auch der Fall der beiden bei Hürth von einem ICE erfassten und verstorbenen Gleisarbeiter ist noch nicht geklärt. Hier dauern die Ermittlungen seit Mai an.