Im 4711-Haus in Köln-Ehrenfeld sollen sexuelle Dienste angeboten werden. Bewohnerinnen des Gebäudes sollen von Freiern belästigt werden.
4711-Haus in KölnIllegale Prostitution? Junge Frauen werden im Internet zum Sex im Studi-Wohnheim angeboten

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Eine der Frauen, die im 4711-Haus in Köln ihre sexuellen Dienste anbietet. Das Foto stammt von einer Internetseite, auf der die Dienste buchbar sind.
von Adnan Akyüz (aa)
Sie heißen Lusy, Trixie oder Xenia – das sind aber nur Decknamen von Prostituierten, die ihre Dienste mutmaßlich illegal im bekannten 4711-Haus in Köln-Ehrenfeld anbieten sollen. Vor allem die Bewohnerinnen des Gebäudes, in dem vermehrt Studentinnen und Studenten leben, fürchten um ihre Sicherheit und sorgen sich um die Frauen, die dort mutmaßlich ausgebeutet werden.
Mehr als 30 Männer sollen täglich in die zwei Apartments im 4711-Haus kommen, um die Dienste der Huren in Anspruch zu nehmen. Auf diversen Internetseiten können die Frauen über ein Buchungssystem reserviert werden. Der mutmaßliche Zuhälter steht am Haus und lässt die Freier rein, kassiert werde in bar.
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In der Hausgemeinschaft gibt es mittlerweile eine Whatsappgruppe, in der sich die Bewohnerinnen und Bewohner austauschen. Sie haben eigenen Angaben zufolge schon mehrfach die Polizei alarmiert und auch die Hausverwaltung über die Situation informiert.
Im Gespräch mit EXPRESS.de erzählt eine Bewohnerin davon, dass im Februar die Polizei gerufen wurde, da aus einem Apartment Schreie und Weinen zu hören gewesen sei. „Die Polizei war da und sagte, dass es keine akute Gefahr gebe und war dann wieder weg“, schildert die Bewohnerin.
Seit Ende letzten Jahres – so glaubt sie – gehe das schon mit der Prostitution in dem bekannten Kölner Gebäude. „Seit Februar aber deutlich sichtbarer“, sagt sie. Zudem sei das „Rütteln pausenlos und stundenlang“ zu hören. Die Frauen werden teilweise als 18 Jahre alt und meist als osteuropäisch im Internet angepriesen. „Manche sehen aber deutlich jünger aus, wir vermuten, dass dort auch minderjährige Frauen darunter sind“, sagt die Bewohnerin.
Eine andere Bewohnerin habe eine Prostituierte auch mal angesprochen. „Sie sagte mir, dass sie einen Sprachkurs macht. Sie ist aber deutlich auf den Fotos im Internet, wo die Dienste angeboten werden, zu erkennen.“ Bisher seien wechselnd vier bis fünf Frauen in dem Haus tätig gewesen, zwei seien immer da. Auf den Fotos sei auch die Standardeinrichtung von Möbeln der Apartments deutlich zu erkennen.
Abgesehen von den frauenfeindlichen und menschenverachtenden Kommentaren zu den Frauen im Internet und die mutmaßliche Ausbeutung sorgen sich die Studentinnen auch um ihre eigene Sicherheit.
„Wir werden oft von Freiern angesprochen, ob wir diejenigen sind, die mit den Männern verabredet sind. Einmal wollte ein Mann in ein Apartment einer Bewohnerin eindringen, die das aber noch verhindern konnte“, schildert die Studentin. Oft würden die Freier sie auch verbal belästigen, was als „Catcalling“ bezeichnet wird.
Am 14. Mai habe eine Bewohnerin erneut die Wache in Ehrenfeld angerufen. „Mir wurde gesagt, dass die Männer nur Dienstleistungen in Anspruch nehmen und solange sie nur ‚Catcalling‘ bei den Frauen im Haus betreiben, sei das kein Verbrechen und wir sollten uns selbstständig an eine andere Stelle wenden“, berichtet sie.

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Die Nachricht der Hausveraltung an die Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudes, nach dem sie sich über die Situation beschwert haben.
In einer Nachricht an eine Bewohnerin, die der Redaktion vorliegt, bittet die Hausverwaltung mit Sitz in Berlin die Hausgemeinschaft, Protokoll zu führen, da dies bei einem möglichen Gerichtsverfahren relevant sein könnte. Dem mutmaßlichen Zuhälter, der namentlich bekannt ist und Mieter der Apartments gewesen sein soll, sei gekündigt worden. „Das wurde uns so mitgeteilt. Die Frauen sind aber immer noch da“, erklärt eine andere Studentin.
In der Hausgemeinschaft hat sich Unmut breitgemacht. Die Menschen fragen sich, warum die Polizei nichts unternimmt und wann die Situation ein Ende findet.
Auf Anfrage von EXPRESS.de erklärte eine Sprecherin der Hausverwaltung „Placed“, dass „bereits fristlose Kündigungen ausgesprochen“ wurden. Weiter erklärt die Sprecherin: „Die Sicherheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner hat für uns oberste Priorität. Gewerbliche Zweckentfremdungen dieser Art sind ausdrücklich untersagt. Seit der Übernahme des Objekts im ersten Quartal 2025 ist die Hausverwaltung den Hinweisen aus der Mieterschaft in enger Zusammenarbeit konsequent nachgegangen.“
Die Kölner Polizei teilt auf Anfrage mit, dass keine Anzeige in dem Sachverhalt vorliege. Laut eines Sprechers sei im Herbst 2024 nach einem Hinweis eine Kontrolle in der Anschrift durchgeführt worden. „Hinweise auf dort arbeitende Sexarbeiterinnen oder mögliche Tatverdächtige konnten vor Ort nicht erlangt werden.“
Eine Einsatzrecherche ergab lediglich einen Einsatz vom 3. Mai 2025. Es wurden Angaben darüber gemacht, dass jemand an einer Wohnungstür geklopft habe. „Vor Ort wurde jedoch niemand angetroffen. Hinweise auf Straftaten lagen nicht vor“, so der Polizeisprecher.