Hibbelig, Gänsehaut und mehrSo emotional feiert ein Fan seine Rückkehr ins Stadion

Express-Redakteur Bastian Ebel kniet mit beiden Fingern in Richtung Himmel vor dem Rhein-Energie-Stadion.

EXPRESS-Redakteur Bastian Ebel ist FC-Fan durch und durch, einst als Schüler auch beim FC-Nachwuchs im Tor.

Wie erlebt ein eingefleischter FC-Fan den ersten Stadion-Besuch seit 18 Monaten? EXPRESS.DE-Redakteur Bastian Ebel nimmt uns mit auf die Reise in das Seelenleben eines Geißbock-Anhängers.

von Bastian Ebel (bas)

Köln. Februar 2020. Ein Schaltjahr. Ausgerechnet in diesem Jahr wurde auch beim FC ein Schalter umgelegt: Es war das letzte Heimspiel vor ausverkauftem Haus. 3:0 gegen Schalke. Genau 18 Monate später riecht der Morgen nach Rasen. Nach Kippen. Nach Bier.

Endlich! Endlich geht es wieder ins Stadion.

Es ist ein bisschen so wie in der F-Jugend: Vor dem Spiel hibbelst du den ganzen Morgen herum und gehst vor Nervosität der ganzen Familie mächtig auf den Geist. Warum ist das Spiel auch erst am späten Nachmittag?

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Was früher normal war, überzieht dich schon beim Gedanken daran mit Gänsehaut: Hochgereckte Schals, die Gemeinschaft, die Hymne - ein Lebensgefühl, dass 1,5 Jahren nicht sein durfte. Als würde ich selbst mitspielen, streife ich mir voller Stolz das Trikot über: Jonas Hector. Europapokal. London. Dauer-Gänsehaut.

Später beim Treffpunkt in Brück bei der Linie 1: An normalen Tagen stehen Menschen hier, vielleicht unterteilt in Impfgegner, Grünen-Wähler, Schalke-Fans - oder was auch immer.

Fans des 1. FC Köln gehen in Richtung des Rhein-Energie-Stadions.

Ein rot-weißer Strom bahnte sich am Sonntag (15. August) den Weg zum Stadion in Müngersdorf.

Heute warten dort Menschen in rot-weißen Trikots. Und du siehst deutlich das Lächeln auf ihren Lippen: Es sind 22 Stationen hin in ein halbwegs normales Leben. Hinein in die schönste Abwechslung der Welt, zumindest mal ein paar Stunden die Sorgen des Alltags eintauschen in Emotionen.

Mein Kumpel hat wie immer lauwarmes Kölsch dabei und ist zu spät. Egal! Dass er eigentlich eine Pille ist, lässt mich nämlich kalt.

1. FC Köln gegen Hertha BSC: Eine Stadt erstrahlt wieder in rot und weiß

Von Station zu Station siehst du mehr FC-Fans, viele fahren bei dem schönen Wetter mit dem Rad die Aachener Straße hoch. Kneipen getaucht in Geißbock-Embleme, die Stadt ist quirlig und positiv angespannt. Es ist fast so wie immer.

Als wir aussteigen, türmen sich die Pylonen des Stadions vor uns auf. Es ist ein großer Moment - zumindest für mich. Das hat nicht nur damit zu tun, dass es endlich auch kaltes Kölsch im Landhaus Kuckuck gibt.

Einzelne Gruppen stehen dort zusammen. Sie reden mal nicht über Corona. Es geht um die neue Saison. Ob Modeste wieder zu alter Form findet und warum Timo Horn nicht unbedingt die Nummer eins ist. Rot-weißer Alltag, wie habe ich dich vermisst.

1. FC Köln gegen Hertha BSC endlich wieder mit Fans im Stadion

Dann geht es hinein. Brav das Impfzertifikat vorzeigen und dann hoch auf die Tribüne. Es riecht nach Rasen. Nach Bier. Und nach Kippen. Irgendwo hinter mir kifft jemand.

Ein FC-Fan bei der Einlasskontrolle vor dem Spiel gegen Hertha BSC.

Ein FC-Fan bei der Einlasskontrolle vor dem Spiel gegen Hertha BSC.

Brauche ich nicht, denn ich bin berauscht, wenn ich durch das weite Eckige schaue und die Stimme von Stadionsprecher Michael Trippel höre.

Timo Horn und Marvin Schwäbe laufen zum Aufwärmen auf - ein Applaus, der runter geht wie Öl. „Eeeerster FC Kööööln.“

1. FC Köln gegen Hertha BSC: Gänsehaut und Tränen bei FC-Hymne im Stadion

Als die Hymne erklingt, schaue ich mich um: Menschen stehen ergriffen in den Farben der Stadt auf. Sie lachen. Sie weinen. Sie sind vereint in einem großen Stück Normalität. Auch wenn es nicht 50.000 Zuschauer sind, aber dann singen wir eben lauter und voller Inbrunst. Ich muss bewegt schlucken.

Express-Redakteur Bastian Ebel auf der Tribüne im Rhein-Energie-Stadion mit ausgebreitetem FC-Schal.

Endlich wieder im Stadion: EXPRESS-Redakteur Bastian Ebel ist die Freude ins Gesicht geschrieben.

Die letzten Monate haben auch bei mir Spuren hinterlassen, so viel steht fest. In diesem Moment aber wird einem klar: Wäre unsere Gesellschaft öfter mal ein Stück mehr FC-Heimspiel, so würde man sich sicherer fühlen. Gemeinschaft statt Spaltung.

Schönste Nebensache der Welt? Lebenselixier? Unwichtig? Schon klar, dass der Fußball in der Corona-Krise die Menschen auch zurecht gespalten hat.

1. FC Köln gegen Hertha BSC mit Hennes und Fans im Rücken

In diesen Momenten in Müngersdorf zählt das aber nicht. Und das ist gut so. Denn durch die warme Luft weht der Wunsch nach Normalität - und nach drei Punkten für den FC, denn Hennes ist ja auch wieder dabei. Für mich nicht: Heute geht Erlebnis vor Ergebnis. Allein das hat schon jetzt mein Herz erreicht.

Express-Reporter Basti Ebel war beim ersten FC-Heimspiel im Rhein-Energie-Stadion mit Zuschauern am 15. August 2021. Foto: Bastian Ebel

Endlich wieder Fans in der Südkurve im Kölner Rhein-Energie-Stadion.

Ich habe Dich oft verflucht. Dir die Pest an den Hals gewünscht. Aber dieser Besuch lässt mein Herz höher schlagen. Das sage ich nicht oft, aber: Danke, dass es Dich, meine Herzensangelegenheit gibt, 1.FC Köln!