Flughafen DüsseldorfSo hart trifft die Corona-Krise den größten NRW-Airport

Leeres Terminal

Obwohl aktuell wieder mehr Passagiere fliegen, ist das Terminal in Düsseldorf seit März oft komplett leer gefegt.

von Jonas Meister (meis)

Düsseldorf – Die Altstadt, das Brauchtum und der Flughafen. Drei Düsseldorfer Prunkstücke, die sonst eher wenig gemeinsam haben. Wäre da nicht Corona. Denn die Pandemie hat in nur drei Monaten den Status quo komplett geändert und fast jeden in der NRW-Landeshauptstadt hart getroffen.

So ist die Kasse gerade am Airport zwar auf den ersten Blick gut gefüllt, auf den zweiten sieht das aber anders aus. Denn wie bei Wirten, Schaustellern und Karnevalisten, ist jetzt auch im Terminal offenbar finanziell Alarmstimmung angesagt.

Flughafen Düsseldorf: Passagierrekorde sind Vergangenheit, der Virus-Hammer ist die Gegenwart

Grund für das Tief in Lohausen: Ein Vertrag aus dem Jahr 1997. Wie die „Rheinische Post“ berichtet, wurde hier vor 23 Jahren beim Verkauf der Flughafen-Anteile des Landes NRW an ein Konsortium festgelegt, dass die Jahresgewinne komplett an die Teileigentümer ausgezahlt werden müssen.

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Mit Blick auf die Bilanzen wurden in den letzten Jahren deshalb über 200 Millionen Euro ausgeschüttet. Im Prinzip geht das gut, solange die Einnahmen sprudeln. Und das taten sie am Flughafen. Seit Jahrzehnten freut man sich regelmäßig über neue Passagierrekorde. 2019 wurde sogar erstmals die 25 Millionen-Marke geknackt.

Flughafen Landung

Corona trifft die Airports wie Düsseldorf hart. Zahlen des statistischen Landesamtes zeigen, dass an den sechs größten NRW-Flughäfen im April zusammen insgesamt 8.369 Passagiere abgefertigt wurden. Das ist ein Minus von 99,6 Prozent im Vergleich Vorjahresmonat!

Doch nicht so 2020. Durch Corona dürften die neuen Fluggastzahlen dem Management die Tränen in die Augen treiben. So schätzt der Flughafen-Verband (ADV), dass der Flugbetrieb wegen Covid-19 seit März deutschlandweit um 90 Prozent eingebrochen ist.

Wie hart die rechte Grade des Virus traf, zeigen auch die Zahlen des Statistischen Landesamtes. So wurden an den sechs größten NRW-Airports im April zusammen insgesamt 8.369 Passagiere abgefertigt. Das ist ein Minus von 99,6 Prozent im Vergleich Vorjahresmonat!

Flughafen Düsseldorf: Jeder vierte Job am Airport könnte wegen Corona auf der Kippe stehen

Und trotzdem muss der Düsseldorfer Flughafen weiter funktionieren. Stichwort „Betriebspflicht“. „Die Aufrechterhaltung unserer Betriebspflicht auf Wunsch der Regierung den kostet den Flughafen Düsseldorf derzeit rund zehn Millionen Euro pro Monat. Diesen Kosten steht ein verschwindend geringer Restumsatz gegenüber“, teilte ein Flughafensprecher am Mittwoch auf eine Anfrage des EXPRESS mit.

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In Kombination mit der Gewinnausschüttung und aufgenommenen Krediten von knapp 800 Millionen Euro, die nach und nach an die Banken zurückgezahlt werden müssen, leert dass die Airport-Spardose aktuell rasant.

Um zu sparen befürchtet die Gewerkschaft Ver.di, dass die Jobs von 600 der 2300 Flughafen-Mitarbeiter, für die alle noch bis Ende des Jahres Kurzarbeit angesagt ist, auf der Kippe stehen.

Flughafen Düsseldorf: Schlüpft der Airport unter den Corona-Rettungsschirm der NRW-Landesregierung?

Auch deshalb zog Flughafen-Chef Thomas Schnalke im Mai erstmal die Notbremse. So heißt es im Geschäftsbericht 2019 vom Vorstand, dass „die Entscheidung über die Verwendung des Jahresüberschusses des Geschäftsjahres 2019 von 63.149.730,24 Euro“ mindestens bis zum 31. August vertagt ist.

Dazu schließen die Verantwortlichen im Terminal auch nicht aus, unter den Corona-Rettungsschirm der NRW-Landesregierung zu schlüpfen und hier Hilfskredite zu beantragen.

Flughafen Düsseldorf: OB-Kandidat Engstfeld für Finanzhilfen, aber gegen Billigflieger

Wie schwierig die Lage am Airport ist und das es ohne frisches Geld nicht geht, weiß auch die Politik: „In der aktuellen Krise braucht auch der Düsseldorfer Flughafen finanzielle Unterstützung. Wichtig ist mir, dass wir den Flughafen nicht nur kurzfristig finanziell retten, sondern langfristig nachhaltig aufstellen und den Mitarbeitenden eine sichere Perspektive bieten", erklärte Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Düsseldorfer Grünen bereits am Dienstag.

Dabei warf er auch gleich einen Blick in die Zukunft: „Der Aufbruch aus der Krise muss auch beim Flughafen wirtschaftlich, sozial und ökologisch sein – Billigflieger und Kapazitätserweiterung passen hier nicht ins Bild", so Engstfeld.