In früherer Kult-KneipeBonner prügeln sich mit Bestattern um eine Leiche

Ein Bestatter im Einsatz

Die Bestatter wurden von den Obdachlosen angegriffen. Das Symbolfoto zeigt einen Bestatter nach einem Todesfall in Hannover.

Bonn – Zwei Obdachlose unter Schock: Als sie sich am 15. Mai 2019 wie so häufig in der leerstehenden früheren Beueler Kultkneipe „Furios“ an der Oberen Wilhelmstraße verabredet hatten, fanden sie ihren Freund Josef (Name geändert) leblos in der ersten Etage.

Erst dachten sie noch, er wurde schlafen, rüttelten ihn kräftig. Aber Josef reagierte nicht. Schließlich baten die Beiden eine Passantin, die ein Handy dabei hatte, die Polizei zu informieren, dass sie in dem verfallenen Haus einen Toten gefunden hatten. 

Bonner Kult-Kneipe: Bestatter wollten Leiche abtransportieren

Kurz darauf kamen zwei Männer, die nicht nach Polizei aussahen – und wollten den Toten in einen Leichensack hüllen. Da drehten die beiden Kumpel durch: „Der gehört uns“, schrien sie, „der bleibt hier.“ Und wehrten sich gegen den Abtransport von Josef.

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Was sie nicht realisierten: Die beiden Männer machten nur ihren Job, waren  Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens.

Bonner Kult-Kneipe: Leichen-Prügelei Fall fürs Gericht

Der handfeste Streit um die Leiche landet demnächst vor einem Bonner Gericht. Wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann auf Anfrage mitteilte, muss sich einer der beiden Obdachlosen (45) wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung sowie Widerstand gegen Polizeibeamte verantworten. Der Zweite (49) ist zwar auch angeklagt, sein Aufenthaltsort ist jedoch derzeit unbekannt.

Laut Anklage der Bonner Staatsanwaltschaft sollen die beiden Obdachlosen einen der beiden Bestatter, die den Leichnam abtransportieren wollten, von hinten angegriffen, ihm mehrfach ins Knie getreten und mit Fäusten ins Gesicht geschlagen haben.

Bonner Kult-Kneipe: Polizei kam Bestattern zu Hilfe

Dabei drohten sie in russischer Sprache, dass sie die Männer „tot machen würden, wenn sie den Josef nicht da lassen. Das ist unser Freund“. Als die Polizei in der Oberen Wilhelmstraße in Beuel anrückte, stoppten die Beamten die Attacke.

Aber die beiden Freunde von Josef waren kaum zu beruhigen, wehrten sich gegen ihre Fesselung. Zu dritt versuchten die Beamten sie zu bändigen. Auch im Polizeiwagen randalierten die Kumpel des verstorbenen Josef weiter, einer versetzte einem Polizisten noch einen kräftigen Kopfstoß. Mit stolzen Alkoholwerten von 2,74 beziehungsweise 3,12 Promille wurden sie über Nacht zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen und am nächsten Morgen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Später erklärte der Jüngere den Beamten, er habe gedacht, das seien Wildfremde, die ihren toten Freund mitnehmen wollten. Denn die Bestatter seien in Zivil erschienen. (ucs)