In Bonn vor GerichtDrogendealer „schult“ auf Einbrecher um – im offenen Vollzug

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Insgesamt elf Einbrüche verübte der Täter, ehe er aus dem offenen Vollzug untertauchte.

Bonn/Euskirchen – Seit fünf Monaten erst saß der junge Häftling wegen Drogenhandels im offenen Vollzug in der JVA Euskirchen. Im Herbst 2013 hatte er schließlich die kühne Idee, in seiner freien Tageszeit auf Diebestour zu gehen. Offenbar mit großem Erfolg.

Zunächst zog es den damals 33-Jährigen in die Nähe des Knasts: nach Weilerswist, Swistal-Heimerzheim oder Bornheim-Brenig. Nachdem die ersten Einstiege in alleinstehende Einfamilienhäuser beutemäßig recht erfolgreich waren, soll er sich auf die andere Rheinseite orientiert haben. Anwesen oder Häuser in Hennef, Lohmar oder auch Neunkirchen-Seelscheid wurden seine bevorzugten Einbruchsobjekte.

Als die Ermittler ihm nach fünf Monaten auf die Spur kamen und die Wohnung seiner Eltern durchsuchten, erschien der Häftling nicht mehr im Gefängnis. Vier Jahre lang entzog er sich der Strafverfolgung. Erst Silvester 2018 konnte er in seiner Heimatstadt Hennef wieder festgenommen werden.

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Dieb muss sich nach Einbruchsserie vor dem Bonner Landgericht verantworten

Wegen der Einbruchsserie muss sich der mittlerweile 40-Jährige demnächst vor dem Bonner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bonn wirft ihm gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahl in elf Fällen vor.

Demnach soll er von November 2013 bis März 2014 eine Beute von 350.000 Euro gemacht haben. Den dicksten Coup soll er bei einem Einstieg in Lohmar gelandet haben. Dort entwendete er laut Anklage einen 100 Kilo schweren Tresor, den er auf einer Schubkarre in ein nahegelegenes Waldstück gefahren hat: In dem Safe befanden sich nicht nur 260.000 Euro in bar, sondern auch Schmuck und eine scharfe Waffe.

Prozess wegen Corona vertagt – Angeklagter sitzt inzwischen wieder hinter Gittern

Aber auch in allen anderen Fällen stieg der einsitzende Angeklagte regelmäßig durch Kellerfenster, Terrassentüren oder über eine Dachgaube ein und entwendete vor allem Geld, Uhren, Schmuck oder wertvolle Kameras. Nur in einem Haus in Buchholz wurde er - laut Anklage - nicht fündig; Den Waffen-Tresor im Heizungskeller bekam er nicht geknackt.

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Der Prozess sollte eigentlich in dieser Woche vor der 3. Großen Strafkammer starten. Aber wegen des eingeschränkten Gerichtsbetriebes durch die Corona-Pandemie wurde das Verfahren erst mal verschoben. Da der Angeklagte jetzt fest und sicher hinter Gittern sitzt, und nun die alte Haftstrafe (der er sich ja durch Flucht entzogen hatte) im geschlossenen Vollzug abbüßt, sei der Fall - da keine Haftsache - nicht eilig, so der Gerichtsprecher am Montag.

Vor Diebstahlserie: Angeklagter hatte Marihuana in Sankt Augustin angebaut

Im November 2010 hatte das Landgericht Bonn den Angeklagten und zwei Komplizen wegen des professionellen Anbaus von 43 Kilo Marihuana in einer Lagerhalle bei Sankt Augustin zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Gleich bei der ersten Verkaufsfahrt mit 1000 Kilo war das Trio in eine Polizeikontrolle geraten – und wurde festgenommen. (ucs)