Aus Angst vor PädophilenAnna (24) aus Bonn änderte Umgang mit Kinderfotos radikal

Neuer Inhalt

Anna aus Bonn überdachte ihren Umgang mit Kinderfotos im Internet. In der RTL-Talkshow „Marco Schreyl“ berichtete sie von ihren Erlebnissen.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Es ist eine der größten Sorgen vieler Eltern: Bilder der eigenen Kinder gelangen unkontrolliert ins Internet und verbreiten sich dort, ohne dass man weiß, wer alles die Bilder bereits gesehen oder sogar runtergeladen haben könnte.

Anna (24) aus Bonn ging bei ihrem ersten Kind noch sorglos mit dem Thema um, stolz präsentierte sie den Nachwuchs offen in den sozialen Netzwerken. Doch aus der Vergangenheit hat sie gelernt, unter anderem auch wegen einiger verstörender Erlebnisse.

Bonnerin berichtet bei „Marco Schreyl“ von schlechten Erfahrungen mit Kinderfotos

In der RTL-Talkshow „Marco Schreyl“ erzählte die junge Mutter von drei Kindern von ihren Erfahrungen mit Kinderfotos im Internet. „Bei meinem ersten Kind habe ich es gemacht, weil ich naiv an die Sache rangegangen bin. Ich war stolz, ich wollte sie präsentieren und vielleicht hat es auch ein bisschen das Ego gestärkt, wenn man Likes bekommt für das Kind“, erinnert sie sich.

Alles zum Thema Internet

Neuer Inhalt

Moderator Marco Schreyl im Gespräch mit Anna aus Bonn.

Doch einige Vorkommnisse, außerhalb des Internets, lassen Anna zweifeln und den Umgang mit dem Thema überdenken: „Dann sind mir aber Erlebnisse passiert draußen, dass fremde Männer sich dreist neben mich gestellt und meine Kinder abfotografiert haben. Das ist mir dreimal in fünf Jahren passiert.“ Auch beim Baden am Rhein habe sie gemerkt, wie Fremde versuchten, Fotos ihrer Kinder zu machen.

Langsam dämmerte ihr: Wenn Menschen bereits draußen so leicht an Fotos fremder Kinder kommen können, wie einfach ist es dann erst im Internet, wo Kontrolle und Rückverfolgung praktisch unmöglich sind?

Zu Gast bei „Marco Schreyl“: Bonnerin löschte Kinderfotos und zog sich aus sozialen Medien zurück

Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie sich zu einem radikalen Kurswechsel. Sie nahm nicht nur sämtliche Bilder ihrer Kinder aus dem Internet, sondern löschte auch ihre Profile in den sozialen Netzwerken. „Ich kann super damit leben“, berichtet Anna, ihr fehle es an nichts.

Matthias Klagge, Anwalt für Medienrecht, kann diesen Sinneswandel nachvollziehen. „Ich habe keinen Zugriff darauf, ob Bilder, die ich hochlade, runtergeladen und an anderer Stelle veröffentlicht werden“, warnt er. Klagge betont daher auch den oft zitierten Grundsatz: Das Internet vergisst nicht.

Neuer Inhalt

Neben Anna (l.) waren unter anderem Oliver Huth vom BDK (2.v.l.) und Anwalt Matthias Klagge (2.v.r.) zu Gast bei Moderator Marco Schreyl (M.).

Das Kindeswohl müsse bei sämtlichen Entscheidungen im Vordergrund stehen. Das Veröffentlichen derartiger Bilder zur reinen Selbstdarstellung sei nicht mit einem angemessenen Schutz der Kinderrechte in Einklang zu bringen, mahnt Klagge.

Warnung bei „Marco Schreyl“: Fremde Kinderfotos als Lockmittel für Pädohpile

Dass viele Eltern die Gefahren im Internet unterschätzen, glaubt auch Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er warnt, dass Pädophile sich oftmals durch die Bilder fremder Kinder das Vertrauen anderer Eltern erschleichen und suggerieren, es handle sich beispielsweise um eigene Verwandte.

Hier lesen Sie mehr: Viele Hinweise aus USA – Cyber-Sex mit Kindern: Bonner Polizist jagt die Täter

Ein Grundsatz bei der Frage, ob man Kinderfotos im Internet veröffentlicht, sollte seiner Meinung nach sein: „Kann ich ausschließen, dass ein Pädophiler Bilder meiner Kinder nimmt, um andere Opfer zu suchen?“

Anna war bei dieser Frage immer mehr ins Grübeln geraten, ehe sie den radikalen Schritt vollzog. Sie fühlt sich wohl mit ihrer Entscheidung und muss sich zumindest um eine Horror-Vorstellung keine Sorgen mehr machen: „Ich möchte nicht, dass wenn ein pädophiler Ring hochgenommen wird, die Bilder von meinen Kindern auf deren Rechnern sind.“