Tour, Wimbledon, Fußball-EMVersaut uns Corona den Sport-Sommer? Viele Stars haben große Angst

Radprofi Tadej Pogacar wird im Ziel von einem Teambetreuer mit Maske in Empfang genommen.

Der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nach seinem Sieg auf der 5. Etappe der Slowenien-Rundfahrt am 19. Juni 2022.

Die Corona-Fallzahlen steigen seit Wochen wieder kräftig an. Bei vielen Sportlern geht die Angst um: Eine Infektion könnte das Aus bei einem anstehenden Saisonhöhepunkt bedeuten.

von Uwe Bödeker (ubo)

Versaut uns Corona den Sport-Sommer? Vor den Highlights wie der Tour de France, dem Tennisturnier in Wimbledon, der Frauen-Fußball-EM in England oder den Leichtathletik-Welt- und Europameisterschaften geht die Angst bei Athleten und Athletinnen sowie den Organisatoren und Organisatorinnen um.

Das Robert Koch-Institut hat am Donnerstag (23. Juni 2022) dramatische Zahlen für Deutschland präsentiert: 98 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden und 119.360 neue Infektionen. Das sind 30.218 mehr als vor einer Woche. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 532,9. Die Kurve zeigt dabei nach oben. Am Mittwoch lag die Inzidenz noch bei 488,7, vor einer Woche bei 480. Die Inzidenz gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche an.

Die meisten Menschen überstehen eine Corona-Infektion glücklicherweise mit milden Symptomen und können nach kurzer Zeit wieder arbeiten oder in den anstehenden Sommerferien verreisen. Anders sieht dies bei Hochleistungssportlern aus. Sie wirft eine Infektion oft weit zurück. An Training und Höchstbelastung ist nicht zu denken. Und vor einem Saisonhighlight bedeutet das schnell das Aus.

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EXPRESS.de gibt einen Überblick, wie es in verschiedenen Sportarten vor den anstehenden Saisonhöhepunkten aussieht. Finden die Top-Events ohne zahlreiche Stars statt?

Tour de France (1. bis 24. Juli in Dänemark, Belgien, Schweiz und Frankreich)

Die Radsportler starten am Freitag (1. Juli 2022) in Kopenhagen in die Tour de France. Nach drei Etappen in Dänemark geht es nach einem Transfertag auf der vierten Etappe im französischen Dunkerque (5. Juli) weiter. Die Corona-Inzidenz in Dänemark liegt aktuell bei 167,7, in Frankreich bei 562.

Zuletzt gab es bei der Tour de Swiss Corona-Chaos: Über 40 Fahrer waren positiv (Inzidenz in der Schweiz: 283,6). Vier Teams (Jumbo-Visma, UAE Emirates, Bahrain-Victorious und Alpecin-Fenix) brachen die Rundfahrt komplett ab. Das Ziell erreichten nur knapp 70 der 152 gestarteten Fahrer.

Auch bei der Slowenien-Rundfahrt gab es einige positive Fälle (Inzidenz in Slowenien: 160,3). Der slowenische Top-Favorit Tadej Pogacar (23) ist in Sorge, er will seinen dritten Tour-de-France-Triumph nacheinander feiern und sagt vor dem Start: „Wir werden uns so weit wie möglich isolieren.“ Heißt: Keine Autogramme mehr, keine Selfies mit Fans.

Bei der Tour de France setzt man nun wieder auf eine Art Blase, auch wenn einige Regelungen gelockert wurden. Man will sich, soweit dies geht, isolieren. Vor dem Start ist für die Fahrer ein PCR-Test angesagt, Abstand halten und Masken sind Pflicht, so kam man 2020 und 2021 ohne Corona-Fälle gut bis nach Paris. Teamchef Ralph Denk (48, Bora-hansgrohe) sagt allerdings: „Unserem Sport zuliebe hoffe ich nicht, dass es nur noch eine Lotterie wird. Die Sorge ist da. Es kann schon einschlagen.“

Frauen-Fußball-EM (6. bis 31. Juli 2022 in England)

Die Frauen-Fußball-EM sollte eigentlich schon 2021 steigen, wurde wegen der Pandemie jedoch verschoben. In England herrscht aktuell eine Inzidenz von 163,1. Beim deutschen Team gab es in der Vorbereitung einen Fall: Kapitänin Alexandra Popp (31) hatte Corona und wurde isoliert. Sie überstand die Infektion gut und ist nun im Kader.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (54) geht aber auf Nummer sicher und hat Offensivspielerin Chantal Hagel (23, TSG Hoffenheim) als 24. Spielerin im abschließenden Trainingslager dabei.

Deutschlands EM-Gruppengegner Spanien hatte vier Coronafälle in der Vorbereitung. Am 12. Juli kommt es in London-Brentford zum Duell mit dem DFB-Team. Weitere deutsche Gegner in Gruppe B sind Dänemark (8. Juli) und Finnland (16. Juli). Am Freitag (24. Juni, 17 Uhr/ZDF) steht in Erfurt gegen den EM-Teilnehmer Schweiz der letzte Härtetest vor der Titeljagd für Deutschland an.

Tennis-Turnier in Wimbledon (27. Juni bis 10. Juli):

Die 7-Tage-Inzidenz in England liegt bei 163,1, in London ist sie knapp darunter (159,4). Große Sorgen macht man sich nicht vor dem Rasenturnier in Wimbledon.

Die letztjährige Halbfinalistin Angelique Kerber (34) ist als einzige Deutsche gesetzt (an Nummer 15). Bei den Männern rückt in Abwesenheit des Weltranglistenersten Daniil Medwedew (26, Russland) und des verletzten Alexander Zverev (25, Hamburg) der sechsmalige Wimbledonsieger Novak Djokovic (35, Serbien) an die Spitze der Setzliste. Djokovic darf starten, obwohl er nicht gegen Corona geimpft ist.

Leichtathletik: Drei Highlights im Jahr 2022

In der Leichtathletik stehen in diesem Jahr drei Saisonhöhepunkte an: Deutsche Meisterschaften (23. bis 26. Juni in Berlin), WM (15. bis 24. Juli in Eugene/USA) und EM (15. bis 21. August in München).

Ab Donnerstag (23. Juni 2022) steigen in Berlin die „Finals“. In 14 Sportarten werden 190 Deutsche Meistertitel vergeben. Die aktuelle Inzidenz in Berlin liegt bei 403. Ob es bei dem Multi-Sportevent, das einen Hauch von Olympia versprühen soll, zu einem noch heftigeren Corona-Ausbruch kommt?

Top-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (25, TSC Bayer Leverkusen) musste ihren Start nach einer Corona-Infektion absagen. Sie will rechtzeitig zur WM in Eugene/US-Bundesstaat Oregon wieder fit sein. In Oregon liegt die Inzidenz bei 259,1.

Klosterhalfen befindet sich nun in St. Moritz. Sobald es möglich ist, wird die WM-Dritte über 5000 Meter von 2019 zurück nach Portland an ihren Trainingsstützpunkt reisen und sich dort auf die WM vorbereiten. In Oregon ist die Corona-Inzidenz wesentlich niedriger als in München (423,3). Dort steigt ab 15. August die Leichtathletik-Europameisterschaft.