„Ich wurde angespuckt“Tennis-Profis berichten von Paris-Albtraum – schlimmstes Publikum der Welt?

Artur Fils jubelt oberkörperfrei über seinen Sieg gegen Jaume Munar.

Artur Fils brachte gegen Jaume Munar den Court Suzanne Lengen zum Kochen.

Das französische Tennis-Publikum gilt als besonders fanatisch. Zwei Profis erheben jetzt schwere Vorwürfe.

von Antje Rehse  (are)

Bei den French Open spielen die Tennis-Profis um den zweiten Grand-Slam-Titel. Doch das französische Publikum sorgt für Ärger. Einige Spieler erheben schwere Vorwürfe.

„Die Stimmung war schrecklich, es war ein grauenvolles Gefühl“, klagte der Serbe Miomir Kecmanovic nach seiner Zweitrundenniederlage (6:4, 3:6, 6:7, 5:7) gegen den Franzosen Quentin Halys gegenüber dem serbischen Portal „SportKlub“.

Spanier schießt gegen Frankreich-Fans: „Gibt keine Grenzen“

Dass es kein Zuckerschlecken ist, im Stade Roland Garros gegen die französischen Fan-Lieblinge zu spielen, ist kein Geheimnis. Doch laut Kecmanovic ging es bei seinem Match auf Platz 14 weit über euphorische Anfeuerungen und den ein oder anderen Buh-Ruf hinaus. „Ich wurde angespuckt“, behauptete er. „Ja, ich habe gegen einen Franzosen gespielt, aber das ist eine totale Respektlosigkeit.“

Aus seiner Sicht säßen die Fans auf dem kleineren Platz viel zu dicht am Spielfeld. „Man versteht alles. Auf einem größeren Platz hätte man nicht so viele Beleidigungen gehört, weil die Leute nicht so nah dran sind.“

Turnierdirektorin Amélie Mauresmo hatte für die Kritik nur bedingt Verständnis. „Wenn es zu solchen Vorfällen kommt, muss der Spieler den Schiedsrichter informieren. Das hat Kecmanovic nicht gemacht“, sagte die ehemalige Weltklassespielerin. „Wenn wir von so etwas erfahren, wird der Zuschauer rausgeworfen.“

Einen Tag nach Kecmanovic brachte am Donnerstag der Spanier Jaume Munar nach seinem Aus gegen Artur Fils in fünf Sätzen ebenfalls deutliche Kritik an.

„Ich habe kein Problem damit, dass sie den anderen anfeuern und schreien. Darauf bin ich vorbereitet“, so Munar. „Aber was ich als absolute Respektlosigkeit empfinde – und das passiert hier wirklich sehr oft – ist, dass sie nicht aufhören, zu singen und das Spiel unterbrechen.“ Munar: „Es ist gut, dass sie so engagiert dabei sind, aber es darf nicht zum Zirkus werden.“

Seiner Meinung verhalte sich das Tennis-Publikum nirgendwo so störend wie in Paris. „Sie singen die Hymne, lassen dich nicht aufschlagen, hören nicht auf, irgendwelchen Blödsinn zu machen, um dich zwischen den Aufschlägen zu stören“, erklärte Munar. „Wenn ich einen Doppelfehler mache, ist das meine Schuld, nicht ihre“, stellte der Spanier zwar klar. „Aber stellte euch mal vor, dass mich jetzt bei der Pressekonferenz jemand anschreit und mich vom Antworten abhält.“

Sein Fazit: „Ich glaube, hier in Frankreich wiegt die Flagge zu schwer und manchmal gibt es keine Grenzen.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich David Goffin mit den Fans angelegt. Auch der Belgier hatte auf dem berüchtigten Platz 14, dem nun auch Kecmanovic zum Opfer fiel, gegen einen Franzosen gespielt. Nach seinem Sieg berichtete er ebenfalls von ständigen Beleidigungen und einer Spuck-Attacke – mit Kaugummi.

„Das geht ganz klar zu weit, das ist völlige Respektlosigkeit. Das ist wirklich zu viel. Es wird bald wie im Fußball sein, bald gibt’s Rauch, Hooligans und es wird auf der Tribüne gekämpft. Langsam wird es lächerlich. Manche sind mehr zum Aufruhr dazu Stimmung zu machen“, so der ehemalige Top-Ten-Spieler damals.