Zwölf gigantische SätzeTränen nach dem Krimi: Wright ist wieder der Darts-König – Smith holt drei WM-Rekorde

Peter Wright hat sich zum zweiten Mal zum Darts-Weltmeister gekrönt. Im Finale von London schlug er Michael Smith in einem hochklassigen Duell.

von Marcel Schwamborn (msw)

Was. Für. Ein. Spiel! „Snakebite“ Peter Wright (51) hat sich nach 2020 zum zweiten Mal den WM-Titel gesichert. Die 25 Kilogramm schwere Sid Waddell-Trophy und 595.000 Euro Preisgeld gehen wieder an den Schotten, der würdiger Nachfolger von Gerwyn Price (36) aus Wales ist. Aber auch „Bully Boy“ Michael Smith (31) zeigte ein großartiges Spiel.

Bei Wright flossen Freudentränen, bei Smith Tränen der Enttäuschung. Der Brite verschränkte frustriert die Arme, haderte mit sich. Die Fans im „Ally Pally“ feierten den Vize-Weltmeister mit Gesängen. Aber im türkisfarbenen Dress und mit roter Haarpracht entschied der Schotte den Krimi am Ende mit 7:5 in den Sätzen für sich.

Es war eine emotionale Achterbahn: 3:1, 3:1, 1:3, 2:3, 3:2, 1:3, 0:3, 3:1, 2:3, 3:2, 3:0, 3:1 hieß es am Montagabend (3. Januar 2022) aus Sicht des neuen Titelträgers. Zwölf beeindruckende Sets voller Darts-Klasse. In der Weltrangliste rückt Wright nun ganz nah an Primus Price heran. „Ich bin überglücklich. Ich habe es geschafft“, sagte Wright ergriffen. „Ich kann nicht erklären, was gerade passiert ist. Die Atmosphäre hat meinem Spiel geschadet. Wir waren beide nicht gut.“

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Das Finale bot wieder das komplette Drama und demonstrierte, warum Darts so beliebt ist. Erst donnerten beide in Serie am Doppel vorbei. Ein echter „Double Trouble“. Wright schaute schon ungläubig zum WM-Pokal, deutete zu Caller Kirk Bevins, dass er die Trophäe vielleicht besser nehmen solle.

Kein Einsatz von Caller Russ Bray zum Ende der WM

Übrigens: Dass Bevins diesen Turnier-Höhepunkt leiten durfte, überraschte viele Fans. Die Darts-Stimme Russ Bray war weder im Halbfinale noch nun beim Showdown im Einsatz. Bevins wurde zur Hälfte des Finals von George Noble abgelöst.

Michael Smith aus England reagiert im WM-Finale.

Michael Smith beim Finale der Darts-WM am 3. Januar 2022 in London.

Nach dem Pannen-Start gab es die komplette Klasse beider Finalisten. Erst setzte Wright mit 148 das erste Highfinish, doch der „Bully Boy“ zauberte ein 167er-Finish aus dem Handgelenk. „Snakebite“, der im Laufe der WM mehrmals an seinen Pfeilen experimentierte, wechselte im vierten Satz erneut seine Darts, um vor dem sechsten Satz wieder auf die alten Spitzen zu switchen und später noch einmal zu tauschen.

Immer wieder sah es kurzzeitig danach aus, als habe ein Spieler die Nase vorn, doch dann folgte die eiskalte Antwort des Kontrahenten. Beispielsweise im zehnten Satz, als Smith bereits 2:0 in den Legs vorne lag und eine 6:4-Führung vor Augen hatte. Aber Wright holte sich drei Legs in Serie und glich zum 5:5 aus. Spannung pur.

Smith schreibt im Finale WM-Geschichte

Teufelskerl Smith sorgte nebenbei im Finale auch noch für drei neue Rekorde. Mit seiner 13. Aufnahme mit drei Treffern in der Triple-20 im dritten Leg des fünften Satzes warf der „Bully Boy“ die 72. 180er-Aufnahme im ganzen Turnier. Damit übertraf er Andersons bisherige Bestmarke von der WM 2017, als der Schotte 71 Mal das Maximum erzielt hatte. Am Ende standen für Smith 83 180er in einem Turnier zu Buche.

Zudem warf der Engländer 24 180er in einem Finale und übertrumpfte damit den Rekord von Anderson (22). Außerdem hat er auch den Wright-Rekord (23) von Sonntag mit den meisten 180er in einem Spiel egalisiert.

Dass das Publikum im Alexandra Palace zu Smith hielt, reichte dem Lokalmatador am Ende auch nicht. „Michael wird bald dran sein“, versprach Wright im folgenden Interview - die Fans feierten und besangen derweil Verlierer Smith. Dieser sagte: „Ich werde mich bereit machen für den nächsten Anlauf.“

Die WM bot zahlreiche hochklassige Duelle voller Nervenkitzel. Ärgerlich, dass das Turnier so vom Covid-Chaos überschattet wurde. Sechs Profis wurden positiv getestet, für drei Stars bedeutete die Infektion das Turnier-Aus. Trotz sehr, sehr hoher Inzidenzen in London war die Hütte im „Ally Pally“ jeden Abend mit 3000 Fans voll.