Wieso denn das?Beim NFL-Auftakt schauen plötzlich alle nur entsetzt auf die Tribünen

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Die Kansas City Chiefs konnten zum Auftakt gegen die Houston Texans gewinnen, doch der Sieg blieb zweitrangig.

Kansas City – Sportlich war zum Auftakt in die NFL-Saison alles wie gehabt: Die Kansas City Chiefs haben eine starke Abwehr und eine Spitzenoffensive um Superstar Patrick Mahomes (24). Der Auftaktsieg gegen die Houston Texans aber war nicht die wichtigste Botschaft des Tages.

Kansas City Chiefs und Houston Texans protestieren

Mit drei Touchdown-Pässen und einem ungefährdeten Sieg des Titelverteidigers war die sportliche Botschaft von Quarterback Patrick Mahomes klar - ebenso unmissverständlich war auch das Signal an die USA als Land. „Bei all dem, was in diesem Land los ist, wollten wir zeigen, dass wir als Liga vereint sind und wir uns vom Footballspielen nicht ablenken lassen davon, was wir tun, um diese Welt zu verändern“, sagte Mahomes dem TV-Sender NBC am Donnerstagabend (Ortszeit) nach dem 34:20 der Kansas City Chiefs gegen die Houston Texans.

In einer gemeinsamen Geste gegen Rassismus und Polizeigewalt hatten sich die Teams zuvor nach Absprache der Quarterbacks Mahomes und Deshaun Watson (24) zusammengetan. Beide Mannschaften trafen sich vor dem Beginn der Partie in der Mitte des Spielfelds, hakten sich unter und schwiegen gemeinsam. Auf der Anzeigetafel des Arrowhead-Stadions in Kansas City waren währenddessen sieben Sätze zu lesen, darunter „Wir müssen Rassismus beenden“ und „Wir müssen Polizeigewalt beenden“.

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Auftakt der NFL von Buh-Rufen überschattet

Für Empörung vor allem in den sozialen Netzwerken sorgten die deutlich hörbaren Buh-Rufe von dem mit knapp 16 000 Zuschauer besetzten Stadion, das wegen der Corona-Pandemie nur zu 22 Prozent genutzt werden darf. Auch US-Medien teilten in den sozialen Netzwerken im Verlauf der Partie Videos der Szene mit den Buh-Rufen. Dabei ist ein Ruf zu hören, der wie „Trump 2020“ klingt. Unmittelbar danach starten die Buh-Rufe. Ob in Reaktion auf den Ausruf oder die Geste der Footballer auf dem Feld, blieb unklar.

Die Spieler der Texans waren während der US-Nationalhymne zuvor in der Kabine geblieben. Als sie das Stadioninnere danach betraten, waren ebenfalls Buh-Rufe zu hören. Die Footballer der Chiefs um Superstar Mahomes standen dagegen mit einer Ausnahme. Alex Okafor (29) kniete und reckte eine Faust. Beim Lied „Lift ev'ry voice and sing“, das als Hymne von Afroamerikanern gilt und in dieser Saison vor jeder Partie gespielt werden soll, waren die Texans ebenfalls in der Kabine geblieben. Die Spieler von Kansas City hatten währenddessen untergehakt auf dem Spielfeld gestanden.

Nach monatelangen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA und klaren Aussagen aus anderen Ligen wie der NBA oder der NHL war das Verhalten der Profis in der National Football League mit Spannung erwartet worden. Colin Kaepernick (32) hatte 2016 als damaliger Quarterback der San Francisco 49ers mit dem Protest während der Hymne begonnen. Damals war er von Liga-Boss Roger Goodell (61) kritisiert worden. Inzwischen bedauert Goodell, nicht schon früher auf das Anliegen Kaepernicks gehört zu haben. Der Afroamerikaner ist seit 2017 ohne Job in der NFL. (dpa)