„Brennen alles nieder“Olympia-Star Britta Steffen rechnet mit Schwimm-Verband ab

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Britta Steffen, hier am 24. Oktober 2020 beim Bayerischen Sportpreis in München, hat den DSV für diverse Verfehlungen deutlich kritisiert.

Berlin – Die ständige Unruhe innerhalb des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) ist für Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen ein wesentlicher Grund für ausbleibende Erfolge. Sie macht vor allem die vielen internen Querelen für ausbleibende Erfolge in den vergangenen Jahren verantwortlich.

  • Britta Steffen kritisiert DSV-Spitze scharf
  • Olympiasiegerin prangert interne Machtkämpfe an
  • Steffen geschockt über Missbrauchs-Vorwürfe im Verband

„Wir brauchen also gar keine Konkurrenz in der Welt, wir zerstören und sabotieren uns in solchen Fällen selbst“, sagte Steffen (37) im Interview mit dem SID: „Man sagt ja, aus verbrannter Erde könne etwas Neues entstehen, aber wir kommen gar nicht dazu, mal etwas wachsen zu lassen. Wir brennen immer gleich alles nieder. Und das ist Mist.“

Britta Steffen kritisiert DSV nach Missbrauchs-Vorwürfen und internen Machtkämpfen

Die jüngsten Missbrauchs-Vorwürfe, die Posse um den Sportdirektor-Posten, interne Machtkämpfe - der ganze Wirbel „fällt den Athleten auf die Füße“, berichtete Steffen aus eigener Erfahrung: „Sie wollen eigentlich nur schnell schwimmen, wenn man aber permanent auf solche Dinge angesprochen wird, kann man sich dem gar nicht entziehen. Das schwächte mich damals enorm.“

Steffen ist nicht die einzige frühere Schwimm-Ikone, die dem DSV ein enttäuschendes Zeugnis ausstellt. Auch Michael Groß (56), der sechs Olympia-Medaillen für den Verband holte, äußerte sich bereits kritisch. Aktuell steht er als mögliche „Schlüsselperson“ im Verband im Gespräch, auch Britta Steffen machte sich bereits für eine solche Lösung stark.

Vor allem die Abberufung von Dirk Klingenberg nur einen Tag nach seiner Ernennung zum Leistungssportdirektor wegen eines „frivolen Berichts“ aus seiner Vergangenheit sei peinlich gewesen, so Steffen. „Leute haben mich angerufen und gesagt: Wenn man ein Fettnäpfchen hinstellt, der DSV tritt hinein“, berichtete die zweimalige Weltmeisterin.

Britta Steffen äußert Bestürzung nach Missbrauchs-Berichten beim DSV

Deutlich ernsthafter und schwerwiegender sind jedoch die jüngsten Missbrauchs-Vorwürfe, die auch Steffen „tief betroffen“ machen. „Als ich die Artikel gelesen habe, wurde mir echt schlecht. Wenn das alles stimmt, hätte man viel früher reagieren müssen“, sagt sie.

Marco Troll, der Ende des vergangenen Jahres zum neuen DSV-Präsidenten gewählt wurde, hatte sich bereits im Namen des Verbandes für mögliche interne Versäumnisse entschuldigt und eine lückenlose Aufklärung angekündigt.

Damit wurden Franka Weber (leitende Neuropsychologin der August-Bier-Klinik) und Michael Angele (selbstständiger Rechtsanwalt für Strafrecht und Sportrecht) beauftragt. Die beschuldigte Person arbeitet inzwischen nicht mehr für den DSV. (sid/bc)