Puff-Wirbel beim DSVAltes Bordell-Foto: Sportdirektor verliert Amt nach einem Tag

Klingenberg

Der ehemalige Wasserballer Dirk Klingenberg (hier im Mai 1997) hat nach nur einen Tag seinen Posten beim DSV als Sportdirektor wieder verloren.

Kassel – Drei barbusige Frauen halten umringt von fünf stattlichen Wasserballern einen Frottee-Bademantel hoch, auf dem das Logo des Berliner Groß-Bordells „Artemis“ klar zu erkennen ist. Mit auf dem Bild: Der 190-malige Wasserball-Nationalspieler Dirk Klingenberg (51).

  • Werbefoto sorgt für Aufregung bei Deutschem Schwimm-Verband
  • Ex-Wasserball-Nationalspieler Dirk Klingenberg wird Posten als Direktor entzogen
  • Klingenberg wehrt sich gegen Sexismus-Vorwurf

Das sieben Jahre alte Werbefoto löste im deutschen Schwimmsport große Wellen aus und wurde für den frisch ernannten Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) Klingenberg am 30. März zum Verhängnis.

Dirk Klingenberg als Leisstungssportdirektor des DSV vorgeschlagen

Der Wasserballer war gerade erst für seinen neuen Posten vorgeschlagen worden, da sorgte das brisante Bildchen für Gegenwind.

Klingenberg posiert hier mit rausgestreckter Brust und dem Werbespruch: „Erst gewinnen wir den Oldie-Titel, danach feiern wir unseren Sieg im Artemis-Pool.”

Die Reaktion auf die Werbeaktion folgte gleich und die neue Position wurde ihm umgehend wieder entzogen.

DSV lehnt ehemaligen Nationalspieler Dirk Klingenberg ab

Der „frivole Bericht“ aus Klingenbergs Vergangenheit sei „mit den hohen moralischen Ansprüchen des Spitzenverbandes nicht vereinbar“, hieß es als Begründung in einer DSV-Pressemitteilung.

Klingenberg vermutete zunächst einen verfrühten Aprilscherz. „Ich habe ehrlich gedacht, es sei schon der 1. April“, sagte der 51-Jährige: „Ich fühle mich als Bauernopfer.“

Dirk Klingenberg wehrt sich gegen Sexismus-Vorwurf

Der Vorwurf des Sexismus, den man aus dem Vorgang ableiten könnte, sei „völlig aus der Luft gegriffen, um gegen mich Politik zu machen“, so Klingenberg: „Es gibt keine Leiche bei mir im Keller, nur dieses eine Foto.“

Und das sei dem Unternehmensberater Michael Rosenbaum, der dem DSV bei der Auswahl des Sportdirektors die Empfehlung gibt, auch bekannt gewesen.

„Das Foto hat vielleicht ein Geschmäckle, ist aber nichts Verwerfliches und erst recht nichts Verbotenes“, verteidigte sich Klingenberg: „Fachlich war man von mir überzeugt.“

DSV zieht Ernennung von Dirk Klingenberg zurück

Und doch reichte es dem DSV aus, die Ernennung zurückzuziehen, was für Außenstehende eine peinliche Posse ist. Aber intern soll es Druck von Schwimmerinnen und DSV-Mitarbeiterinnen gegeben haben.

Nach den jüngsten Missbrauchsvorwürfen im Verband ist das Thema ein hochsensibles, zumal dem DSV ein Streit vor dem Arbeitsgericht mit dem bisherigen Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen droht.

DSV steht Prozess mit Thomas Kurschilgen noch aus

Kurschilgen musste seinen Posten räumen, weil er laut Verbandssicht Hinweisen auf Missbrauchs-Verdachtsfälle nicht angemessen nachgegangen sein soll.

Kurschilgens Anwalt Jan Friedrich Beckmann sagte der Süddeutschen Zeitung zu dem Vorwurf: „Es ist nicht ansatzweise zu erkennen, welche Pflichtverletzung eine Freistellung oder die außerordentliche Kündigung durch den DSV-Vorstand rechtfertigen könnte.“

Die Rolle rückwärts im Fall Klingenberg dürfte also auch mit Blick auf den möglichen Prozess mit Kurschilgen erfolgt sein.

Dirk Klingenberg zeigt sich verständnislos über DSV-Absage

Die offizielle Erklärung kann Klingenberg nicht nachvollziehen. „Wie definiert man denn 'hohe moralische Ansprüche'? Wenn sich eine Athletin für den Playboy auszieht, ist das dann auch unmoralisch?“, sagte der Olympiateilnehmer von 1996.

Er wünsche dem DSV viel Erfolg bei der Neuausrichtung, „mir tun die Athleten und Athletinnen leid, sie müssten eigentlich im Mittelpunkt stehen, aber stattdessen ist auf dem Verband wieder ein schlechtes Licht geworfen.“

Olympia-Qualifikation für Deutsches Schwimmteam startet im April

Ab dem kommenden Wochenende geht es für die Leistungsschwimmer wieder ins Wasser, der Wettbewerb in Heidelberg ist der Auftakt der vierteiligen Olympia-Qualifikation.

Die größten Wellen werden aber erneut abseits des Beckens geschlagen. Freiwasserstaffel-Weltmeisterin Sarah Köhler, die ihr Tokio-Ticket bereits in der Tasche hat, hatte schon nach der Kurschilgen-Trennung von „Verunsicherung, Unruhe und auch Angst“ gesprochen. (SID, sj)