Nach Doping-Betrug vor acht JahrenEXPRESS schenkt Esser das Silbergefühl

Die Siegerehrung: Feierliche Zeremonie: Markus Esser bekommt von EXPRESS-Reporter Uwe Bödeker die Silbermedaille umgehängt.

Die Siegerehrung: Feierliche Zeremonie: Markus Esser bekommt von EXPRESS-Reporter Uwe Bödeker die Silbermedaille umgehängt.

Leverkusen – Es war ein lauer Sommerabend in Helsinki. Zwei kräftige weißrussische Hammerwerfer machen sich am 8. August 2005 auf die Ehrenrunde, lassen sich im vollen Stadion feiern für Gold und Silber bei der Leichtathletik-WM.

Der Leverkusener Markus Esser (33) schaut bedröppelt zu. Platz vier. Kein Edelmetall. Der Blech-Platz. „Es war schon bitter, denn eine Medaille hätte ich gerne gewonnen“, sagt er heute.

Und eine Medaille steht ihm auch zu – die silberne sogar! Denn Sieger Iwan Tichon und Vize-Weltmeister Wadim Dewjatowski wurden des Dopings überführt.

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Im März 2013 wurde der Betrug bekannt, als Urinproben mit neuen Verfahren nachkontrolliert wurden. Jetzt steht Esser WM-Silber zu, aber die Mühlen der Verbands-Bürokratie mahlen gemächlich. Er wartet immer noch auf seine Medaille – sie wird irgendwann per Post kommen.

Das ist ein Fall für den EXPRESS, keine Frage! Wir schenken Esser das verdiente Silbergefühl. Mit allem Pipapo – sogar die Nationalhymne läuft, auch wenn dies sonst nur den Gold-Gewinnern zusteht. „In diesem Fall kann man ja eine Ausnahme machen. Ich habe die Hymne verdient“, schmunzelt Esser.

Die Zeremonie steigt in der Leverkusener Trainingshalle. Esser freut sich wie ein kleines Kind. „Das wollte ich immer schon mal erleben“, lacht der Sport-Soldat und beißt stolz auf seine Silbermedaille. Dann der Jubel – und auch auf eine Ehrenrunde geht es.

Esser hüpft an den leeren Tribünen vorbei und brüllt seine Freude heraus: „Da ist das Ding! Da ist es!!“ Der kräftige Kerl ist sichtlich gerührt.

Diskuswerfer Robert Harting sagte kürzlich: „Die wahren Opfer des Dopings sind Sportler wie Markus Esser.“

Esser nickt nur: „Wenn ich damals schon Silber bekommen hätte, wäre vieles anders gelaufen. Sponsorenverträge, Antrittsgelder, Aufmerksamkeit. Einen Besuch im Aktuellen Sportstudio des ZDF zum Beispiel habe ich mir immer erträumt. Das wurde mir geraubt. Ich habe mir auch immer ausgemalt, was ich bei so einem Triumph im Stadion anstellen würde. Ich glaube ich wäre irgendwo hochgeklettert.“

Geklettert ist er nicht, aber EXPRESS schenkte ihm zumindest für eine Stunde das Silbergefühl. „Danke“, sagt er zum Abschied und strahlt bis über beide Ohren.