Nach 15 Jahren Formel 1 hat Nico Hülkenberg endlich sein erstes Podium erreicht. Im 239. Rennen bricht er den Fluch – mit Lego-Pokal, Tränen im Funk und Jubel zu Hause.
Podiums Fluch gebrochenHamilton zweimal düpiert – Hülkenberg: „Ich weiß, dass ich es drauf habe“

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Niko Hülkenberg konnte sich seinen ersten Platz auf dem Podium sichern.
In der schnelllebigen und an Superlativen reichen Formel 1 ist diese Geschichte wirklich unglaublich. Vor 15 Jahren stellte EXPRESS.de den neuen Williams-Star aus Emmerich vor: Nico Hülkenberg, den Seriensieger der Nachwuchsklassen.
„Er sieht aus wie Kimi, er fährt wie Schumi, er spricht wie Poldi.“ Wir färbten sein Gesicht grün und tauften ihn „der unglaubliche Hülk“. Aber wir hätten nicht gedacht, dass er erst im grünen Sauber sitzen muss, um nach 15 Jahren sein erstes Formel-1-Podium feiern zu dürfen.
Jubel über Podiumsplatz auch bei seiner Tochter
Im 239. Rennen brach Hülkenberg endlich seinen Podiums-Fluch – und dann duschten ihn die ehrlosen McLaren-Fahrer Lando Norris (25) und Oscar Piastri (24) noch nicht mal mit Schampus. Und als wäre des nicht genug, bestand der Pokal für den dritten Platz wegen eines Sponsorendeals auch noch aus Lego-Steinen.
Das rieb ihm der „freche Oscar“ in der Pressekonferenz auch noch unter die Nase, doch Hülkenberg nahm es mit Humor. „Ich mag Lego. Ein bisschen Silber oder Gold wären auch schön gewesen“, sagte er grinsend und fügte an: „Und meine Tochter kann damit spielen.“
Eben diese Tochter Noemi Sky (3) stand während der Siegerehrung in Hülkenbergs Wahlheimat Monaco vor dem Fernseher und jubelte mit ihrem Vater mit, als der den Lego-Pokal in die Höhe reckte: „Yeah Daddy!“ Das rührende Video postete seine litauische Frau Egle Ruskyte, die ihren Mann sonst oft zu den Rennen begleitet, auf Instagram. So musste Daddy mit den Jungs und Mädels in Silverstone feiern.
„Ich kann nicht begreifen, was wir gerade geschafft haben. Oh mein Gott. Wir sind nicht zusammengebrochen unter dem Druck“, sagte Hülkenberg noch im Sauber am Boxenfunk und vergoss dabei hörbar Freudentränen. Keinem Geringeren als Lewis Hamilton (40) im Ferrari hatte er in den letzten Runden standgehalten.
Rekordweltmeister hatte er bereits in Barcelona überholt, wo er Fünfter wurde. Der aktuelle Weltmeister Max Verstappen (27) beglückwünschte ihn, indem er neben ihn fuhr und mehrfach die Faust in Richtung des geschätzten Routiniers ballte.
So oft hatte der „Hülk“ kurz davor gestanden. Im November 2010 raste er in Interlagos im Williams auf die Pole, verlor die Führung aber direkt am Start mit durchdrehenden Rädern und wurde am Ende Achter. Dann schrammte er als Vierter dreimal knapp am Podium vorbei (Spa 2012, Yeongam 2013, Spa 2016).
Ihn belastete der Podiums-Fluch angeblich „gar nicht“, sagte er im Mai 2019 im EXPRESS.de-Interview: „Ich weiß eben, dass ich abhängig von meinem Auto bin und es nicht erzwingen kann. Und ich weiß, dass ich es draufhabe, sonst wäre ich nicht schon zehn Jahre hier.“
Doch dann das Hockenheim-Drama im Juli: Im Regen-Chaos lag er im Renault auf Podiumskurs, schlitterte aber wie der führende Sebastian Vettel (37) im Ferrari von der spiegelglatten Fahrbahn. Für den damaligen Teamchef Cyril Abiteboul (47) ein Trennungsgrund.

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Nico Hülkenberg jubelte auf dem Podium.
Der Franzose fällte ein vernichtendes Urteil: „Immer wenn Nico kurz davor ist, Großes zu erreichen, entgleitet es ihm. Er sabotiert sich selbst.“ Was natürlich nicht stimmt. Was aber sicher richtig ist: Er saß nie in einem siegfähigen Auto.
Jetzt ist der Bann endlich gebrochen. Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley (58), der seit 2006 bei Red Bull Teammanager gewesen war, sagte den wohl treffendsten Satz an diesem Abend: „Das war das am meisten überfällige Podium in der Historie der Formel 1. Das war eine Meisterleistung von Nico.“
Und „Hülki“ grinste: „Ich wusste noch, wie das mit dem Champagner auf dem Podium geht, ich habe das in den Nachwuchsserien ja sehr oft gemacht.“ Und bei den 24 Stunden von Le Mans, wo er 2015 mit Porsche triumphierte. Damals wurde er vom ADAC zu Deutschlands Motorsportler des Jahres gewählt.
Doch sein Blick geht nach vorne: Auf das nächste Rennen in Spa (27. Juli), wo es ja auch gerne mal regnet und er seinen Coup gerne bestätigen würde. Und auf das kommende Jahr, wenn er im neuen Werks-Audi den Favoriten beständig die Podiumsplätze streitig machen möchte.