In Brasilien rücken die Spitzenfahrer der Formel 1 der Entscheidung über den WM-Titel ein weiteres Stück näher. Ausgefochten wird der Kampf um den Thron nicht nur auf der Strecke.
Piastri benachteiligt?Papa Verstappen kippt Öl ins McLaren-Feuer
Es braut sich wieder was zusammen über dem Autodromo José Carlos Pace in Interlagos!
Neben den Gewitterwolken, die eine hohe Regenwahrscheinlichkeit für das Sprintrennen (Samstag, 15 Uhr, Sky) und den Brasilien-GP (Sonntag, 18 Uhr, Sky) vorhersagen, dürfte sich auch die McLaren-Spannung zwischen den WM-Rivalen Lando Norris (25) und Oscar Piastri (24) am Wochenende in Blitz und Donner entladen.
Max Verstappen weiter in Lauerstellung
In das durch die Verschwörungstheorie um den angeblich bevorzugten Norris ausgelöste Feuer kippte das Lager von Weltmeister Max Verstappen (28) jetzt noch genüsslich Öl.
Der „fliegende Holländer“ gefällt sich in der Rolle des Jägers und sagt trotz des 36-Punkte-Rückstands auf Norris vier Rennen vor Schluss: „Für mich gibt’s keinen Druck. Wir brauchen wahrscheinlich einmal ein bisschen Glück, um die Lücke ein bisschen mehr zu schließen. Aber wir geben alles.“
Die Giftpfeile Richtung McLaren ließ er Vater Jos Verstappen (53) abschießen. „Ich finde es merkwürdig, was bei McLaren passiert“, sagte „Jos the Boss“ im „De Telegraaf“ und ergriff Partei für den Australier: „Piastri kann doch nicht plötzlich vergessen haben, wie man Auto fährt? Wenn ich er wäre, dann würde ich intern mal auf den Tisch hauen.“
Das werden Piastri und sein meinungsstarker Manager Mark Webber (49) bei McLaren-Teamchef Andrea Stella (54) schon gemacht haben. Nach einer souveränen ersten Saisonhälfte mit sechs Siegen und 16 Punkten Vorsprung auf Norris änderte McLaren etwas an der Abstimmung. Die Folgen: Pace und Punkte des schon als „Iceboy“ gefeierten Australiers schmolzen.
Nachdem Piastri zuletzt gehadert hatte („Die letzten paar Wochenenden haben die Reifen einen anderen Fahrstil benötigt“) wollte er Jos Verstappens Schützenhilfe nicht annehmen: „Wir können innerhalb des Teams für uns selbst einstehen. Ich fühle mich wohl damit.“
Die Häufung der Probleme sei auch für ihn überraschend, allerdings durchaus „erklärbar“. Sein Fahrstil passe nicht gut zu den Strecken in Austin und Mexiko-City, auf denen jeweils ein geringes Grip-Level herrsche.
Dadurch verlor er sein Selbstvertrauen und die WM-Spitze an Norris, der mit einem Punkt führt und das Momentum auf seiner Seite hat. „Ich hätte natürlich gern wieder so ein Wochenende wie in Mexiko“, sagt der Brite, der mit seinem siebten Saisonsieg davonziehen würde.
Dementi über Wunsch-Weltmeister bei McLaren
Aber der Verdacht fährt mit: Ist Norris der Wunsch-Weltmeister von Geschäftsführer Zak Brown (53)? Der US-Amerikaner dementiert: „Wir haben zwei Fahrer, die den Titel gewinnen wollen.“ Er führt aus: „Ich müsste einem unserer Fahrer sagen: ‚Ich weiß, dein Traum ist der Titel. Aber wir haben eine Münze geworfen, und du holst ihn in diesem Jahr nicht.‘ Vergesst es!“
Dieses McLaren-Schauspiel, das frappierend an das WM-Drama 2007 zwischen Fernando Alonso (44) und Lewis Hamilton (40) in Interlagos erinnert, schaut sich Jos Verstappen genüsslich an.
Er freut sich auch über die erfolgreiche Aufholjagd, die Sohn Max mit den Red-Bull-Ingenieuren ermöglichte: „Die Tatsache, dass er überhaupt noch eine Chance auf den WM-Titel hat, ist schon ein riesiger Bonus, besonders, wenn man das mit der Situation rund um die Sommerpause vergleicht.“
Und Verstappen senior gibt erstmals zu, dass dies auch dank des Rauswurfs des von ihm wegen des Intimfoto-Skandals hart kritisierten Teamchefs Christian Horner (51) gelang: „Die Atmosphäre im Team ist komplett anders. Ich habe eine gute Beziehung zu Teamchef Laurent Mekies, und es gibt mir sehr viel Ruhe, zu sehen, wie viel Spaß Max wieder hat. Er ist in guten Händen.“


