Kommentar zum Formel-1-RücktrittSebastian Vettel hat den Glauben an seine Siegfähigkeit verloren

Sebastian Vettel beendet Ende 2022 seine Karriere in der Formel 1. Der Heppenheimer hat den Glauben an seine Siegfähigkeit verloren, sagt unser Autor. Ein Kommentar.

von Oliver Reuter (reu)

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Das war das Motto für die Entscheidung von Sebastian Vettel (35), sein Karriereende in der Formel 1 schon vor der Sommerpause zu verkünden.

Nach vier Weltmeister-Titeln bei Red Bull, seinem Scheitern, es bei Ferrari seinem Kindheitsidol Michael Schumacher (53) gleichzutun, und seinen ehrbaren, aber erfolglosen Versuchen im langsamen Aston Martin wollte sich der dreifache Familienvater den nervenzehrenden Kampf um ein paar Pünktchen nicht mehr antun.

Sebastian Vettel wäre gerne weitergefahren – aber nur um zu gewinnen

Bis zuletzt hatte Teamchef Mike Krack (50) doch noch auf eine Vertragsverlängerung seines erfahrenen Aushängeschilds gehofft, doch Vettel hat das Vertrauen in die Steigerungsfähigkeit des Marketing-Vehikels von Mode-Milliardär Lawrence Stroll (63) verloren.

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Zu stümperhaft waren die Versuche, erst mit einem abgekupferten Mercedes und dann mit einem „grünen Red Bull“ den Rückstand auf die Topteams zu verringern.

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Und zu unangenehm fand Vettel die Konstellation mit Inhabersohn Lance Stroll (23) als Teamkollegen, der ihn zuletzt in Le Castellet per Bremstest in die Falle lockte. Vettel wäre gerne weiter Formel 1 gefahren, aber nur um zu gewinnen, wie er mehrfach betonte.

Sebastian Vettel kämpft für mehr Nachhaltigkeit

Aber das kann er bei Aston Martin nicht, und für die drei Topteams (Red Bull, Ferrari, Mercedes) und sogar für Mittelfeld-Primus McLaren ist er seit seinem Ferrari-Scheitern ein Auslaufmodell, das musste der immer noch ehrgeizige Altmeister einsehen.

Was von Vettel nach 14 Jahren Formel 1 bleibt, sind seine frühen Erfolge als „Super-Seppi“ (er geht als jüngster Weltmeister und vierterfolgreichster Fahrer überhaupt) und seine ebenso launigen wie tiefsinnigen Kommentare zu seinem Sport und dem Weltgeschehen. Mit seinen Bekenntnissen zum Tempolimit und mehr Umweltschutz hatte Vettel zuletzt schon Fans und Experten verwundert.

Diesen Kampf für mehr Nachhaltigkeit muss Vettel nun außerhalb der weltweiten Plattform Formel 1 austragen, vielleicht beginnt er ja sogar das von ihm in Jugendtagen angestrebte Ingenieurstudium.

Doch erstmal wird sich Vettel nach dem Saisonende Zeit für seine Frau Hanna und seine drei Kinder nehmen, die all die Jahre in der Schweizer Wahlheimat oder an der Strecke mit ihm mitfieberten. Das hat er sich ebenso verdient wie einen würdigen Abschied – vielleicht ja doch noch mit dem 54. Sieg...