Eklat in WM-QualiStunden vor dem Anstoß: Nationalteam droht plötzlich mit Spiel-Boykott

Álex Roldán von El Salvador spricht nach dem Länderspiel gegen die USA mit Burder Cristian Roldán.

Die Nationalspieler von El Salvador, hier Kapitän Álex Roldán (Nummer 15) am 27. Januar nach dem Spiel in den USA, drohten mit einem Spiel-Boykott in der WM-Quali.

Ein Eklat in der nordamerikanischen WM-Qualifikation ist noch einmal ohne das ganz böse Ende ausgekommen. Ein angekündigter Spiel-Boykott wurde letztlich gerade noch abgewendet.

von Béla Csányi (bc)

Der Zoff innerhalb des Nationalteams von El Salvador hat für einen handfesten Eklat in der nord- und mittelamerikanischen Quali für die WM 2022 in Katar gesorgt. Stunden vor dem Spiel gegen Kanada in der Nacht zu Donnerstag (3. Februar 2022) kündigten zahlreiche Nationalspieler an, die Partie zu bestreiken.

Das für 20 Uhr Ortszeit (3 Uhr deutscher Zeit) in der Hauptstadt San Salvador angesetzte Spiel gegen den Tabellenführer wäre entsprechend beinahe ausgefallen. Nach einer ersten Streik-Ankündigung gaben die Spieler erst kurz vor einer eilig einberufenen Notfall-Pressekonferenz des Verbandes bekannt, doch noch wie geplant für ihr Land auflaufen zu wollen.

Die Partie gewann dann das Team des derzeit fehlenden Bayern-Profis Alphonso Davies zum Abschluss des aktuellen Qualifikationsfensters mit 2:0 bei El Salvador. Die Tore erzielten Atiba Hutchinson (66. Minute) und Jonathan David (90.+3).

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Streit in WM-Quali: Spieler von El Salvador wollen streiken

Auslöser für den Zoff vor dem Spiel war das Quali-Duell am Donnerstag (27. Januar) in Columbus gegen die USA (0:1), für das die Nationalmannschaft bei zweistelligen Minus-Temperaturen mit viel zu dünner Trainingskleidung ausgerüstet worden war. Die Spieler hatten sich anschließend selbst mit fehlenden Thermo-Klamotten eingedeckt, wovon auch die heimische Presse erfuhr.

In einer bei Instagram veröffentlichten Stellungnahme beklagten sich am Mittwoch nun zahlreiche Nationalspieler, darunter Kapitän Álex Roldán (25), dass Verbandspräsident Hugo Carrillo und weitere Funktionäre sich am Morgen respektlos gegenüber der Mannschaft verhalten hätten. Vor allem ging es um Vorwürfe, das Team habe den Unmut über die fehlende warme Kleidung an die Presse weitergetragen.

In diesem Zusammenhang sei auch angekündigt worden, vor Quali-Beginn vereinbarte Prämienzahlungen auszusetzen. Der Kader habe sich daher entschieden „das Spiel nicht zu bestreiten, um einen Präzedenzfall zu schaffen, damit sich so etwas weder für uns noch für andere Nationalmannschaften von El Salvador wiederholt.“

WM-Quali: El Salvador tritt nach Verbands-Streit doch noch an

Vier Stunden vor Spielbeginn folgte dann plötzlich doch noch die Kehrtwende – gerade, als der Fußball-Verband von El Salvador bereits zu einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz eingeladen hatte, um über den Sachverhalt aufzuklären.

Wie schon zuvor nutzten die Spieler Instagram, um ihre Position zu verdeutlichen und veröffentlichten ein kurzes neues Statement. Gegenüber der Presse versuchte Verbandspräsident Carrillo anschließend zu beschwichtigen, entschuldigte sich für die Ungewissheit bei den Fans und sprach von einem „Missverständnis“ zwischen Verbandsspitze und Nationalteam.

Darin hieß es: „Als Gruppe haben wir uns gemeinsam entschieden zu spielen und alles dafür zu geben, die Hoffnung eines ganzen Landes am Leben zu halten. Wir spielen für uns, für unsere Familien und für unsere Fans. Trotz dieser bedauerlichen Vorfälle, die unsere Konzentration und den Fokus stören, die eine Partie auf diesem Niveau erfordert.“ Über die genauen Gründe für die Kehrtwende hüllten die Spieler sich jedoch in Schweigen.

Rechnerisch hat El Salvador zwar noch Chancen auf einen Startplatz bei der WM, nach elf von 14 Spielen liegt „La Selecta“ als Sechster allerdings bereits acht Punkte hinter Panama, das aktuell Playoff-Platz vier belegt. Angesichts der erst neun geholten Punkte müsste das Team von Nationalcoach Hugo Pérez (58) alle vier ausstehenden Spiele gewinnen, um doch noch auf die erste WM-Teilnahme der Verbandsgeschichte hoffen zu können.

Nach dem perfekten Jahresstart mit drei Siegen aus drei Spielen und insgesamt 25 Punkten fehlt Tabellenführer Kanada nur noch ein weiterer Erfolg, um Ende 2022 (21. November bis 18. Dezember) sicher in Katar dabei zu sein. Auch für die WM-Stammgäste Mexiko und USA mit jeweils 21 Punkten sieht es gut aus. Mexiko siegte zu Hause mit 1:0 (0:0) gegen Panama. Die USA meisterten beim 3:0 (2:0) gegen Hondruas ihre Pflichtaufgabe souverän. Für den vierten Platz und damit die Teilnahme an den Playoffs sind Panama und Costa Rica, das mit 1:0 (0:0) auf Jamaika gewann, die größten Anwärter. Der Vierte bekommt es nach Ende der Gruppenphase im Juni mit dem besten Team aus Ozeanien zu tun.