TV-Expertin, Fußball-Profi, FrauenrechtlerinAlmuth Schult grillt in Katar die DFB-Profis

ARD Expertin im Sportschau-Studio. Almuth Schult (31) gewann mit der deutschen Fußballnationalmannschaft 2013 den Europameistertitel und 2016 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Olympiasiegerin und Weltmeisterin Almuth Schulth ist bei der FIFA Fußball-WM 2022 Expertin in der ARD.

Als WM-Expertin bereichert Almuth Schult das Experten-Team der ARD. Angesichts der Situation im Iran fordert die Nationaltorhüterin den Ausschluss der Mannschaft vom Turnier. 

von Alexander Haubrichs (ach)

Schon bei der Europameisterschaft 2021 überzeugte Deutschlands Nationalkeeperin Almuth Schult (31) als ARD-Expertin. Inzwischen steht die Mutter von Zwillingen auch bei DAZN am Mikrofon. Die Gelegenheit ist da, weil sie inzwischen für den Angel City FC spielt, den Klub von Oscar-Preisträgerin Natalie Portman (41) in Los Angeles – und in der US-Frauen-Profiliga die Saison bereits beendet ist.

Die Ex-Wolfsburgerin ist auch bei der Weltmeisterschaft in Katar Expertin. Im EXPRESS.de-Gespräch schaut sie auf das Turnier, spricht über ihre Rückkehr in den Profisport nach der Schwangerschaft – und fordert deutlich den Ausschluss des Irans von der Weltmeisterschaft.

Almuth Schult fordert Ausschluss des Iran von der Fußball-WM

Almuth Schult, als ARD-Expertin begleiten Sie die Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft. Die Katar-WM wird viel kritisiert. Wie ist Ihre Sicht? Almuth Schult: Die Kritik ist berechtigt. Ich versuche es positiv zu sehen, es ist interessant, dass eines der größten Sportereignisse der Welt im arabischen Raum stattfindet, dass wir mehr Einfluss von nordafrikanischen Ländern sehen. Das ist etwas Neues. Aber natürlich ist klar, dass an dieser Weltmeisterschaft vermeintlich Blut klebt. Was passiert dort mit den Menschenrechten? Was wird aus den Stadien? Ist es überhaupt nachhaltig? Wo werden die Fans untergebracht? Müssen die wirklich aus dem Oman eingeflogen werden? Das wird alles diskutiert werden.

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Auch wenn an dieser WM irgendwo Blut klebt, sehnen sich doch einige nach hochklassigem Fußball, Ablenkung von den Krisen dieser Zeit.

Almuth Schult: Der Sport ist wichtig, das haben wir auch in Corona-Zeiten gemerkt, dass er Menschen Halt gibt. Viele wollen Spannung und guten Fußball erleben. Das wird sicher gegeben sein, da treffen sich die besten Mannschaften der Welt, viele Spieler freuen sich auf den sportlichen Wettkampf. Dem muss man Rechnung tragen.

Nun werden die Forderungen immer lauter, den Iran auszuschließen. Als Kämpferin für Frauenrechte: Wie stehen Sie dazu?

Almuth Schult: Keiner weiß, was beispielsweise mit der Kletterin Rekabi passieren wird. Wir sehen die Bilder der Gewalt, gerade in Bezug auf Frauen. Wenn man Russland ausschließt, muss man den Iran auch ausschließen, wenn man einen gewissen Anspruch an Grundrechte hat. Ein gewisser Grundkonsens an Menschenrechten sollte schon vorhanden sein. Auch wie mit den iranischen Nationalspielern umgegangen wird, die sich kritisch geäußert haben. Der einzige Gewinn einer Teilnahme an der WM wäre eine größere Bühne für die Spieler, Forderungen zu stellen und Protest zu zeigen.

Sie haben zuletzt beim Angel City FC gespielt. Wann geht es in Los Angeles weiter?

Almuth Schult: Gute Frage! Bis jetzt weiß keiner, wann der erste Spieltag angesetzt ist, das geschieht hier spät. Mein Vertrag läuft noch eine Saison, ich habe aber eine Option drin, es ist noch nicht entschieden, wie es weitergeht. Ich bin nicht mehr alleine Leistungssportlerin, sondern habe eine Familie, da müssen wir überlegen, was für alle am besten ist.

Wobei das Projekt ja super interessant ist. Gegründet wurde der Klub von Hollywoodstars wie Natalie Portman und Eva Longoria, auch Lindsey Vonn, Serena Williams und Billie Jean King haben investiert…

Almuth Schult: …und sie setzen sich für Gleichberechtigung der Frau ein. Deshalb hat mich dieses Projekt auch so fasziniert und ich konnte das Geschäft aus ganz anderen Blickwinkeln betrachten. Eine andere Fußball-Kultur und Herangehensweise. Hier haben alle einen Profistatus, das gibt es sonst nur in England und das müsste auch bei uns passieren, wenn Deutschland nicht den Anschluss an die Spitzennationen verlieren will.

Sie haben nach der Schwangerschaft den Weg zurück in den Profisport geschafft. Wie schwer war der Weg?

Almuth Schult: Es war schon steinig. Aber ich liebe Herausforderungen. Bislang hieß es immer: Schwangerschaft heißt Karriereende. Das wollte ich nicht akzeptieren. Mit der Rückkehr ins Nationalmannschaftstor schloss sich etwas der Kreis. Es war ein großer Aufwand und eine Energieleistung, gerade im Mannschaftssport. Wenn der Trainer sagt: Um 15.30 Uhr ist Training, dann ist dann Training. Ich würde mir wünschen, dass Rahmenbedingungen für Frauen allgemein im Leistungssport leichter machen würden, zurückzukehren.

Barriere für Rückkehr von Sportlerinnen nach Schwangerschaft

Gilt das vor allem für den Fußball?

Almuth Schult: Nicht nur. Wenn man Laura Ludwig oder Kira Walkenhorst aus dem Beach-Volleyball oder eine Christina Schwanitz aus der Leichtathletik hört. Es ist auch bei Para-Athletinnen, wie Edina Müller so. Die Erfahrungen sind ähnlich. Jessica von Bredow-Werndl wurde die Rückkehr in die Dressur massiv erschwert.

Im Fernsehen werden nach Moderatorinnen auch Expertinnen immer alltäglicher.

Almuth Schult: Das ist schön zu sehen, man versucht einen anderen Blickwinkel mitzunehmen, eine andere Meinung. Das ist für mich sehr erfrischend, Fußball ist für alle da. Wir müssen an den Punkt kommen, dass es Normalität ist.

Bei Ihrem DAZN-Debüt haben Sie Torwart Tobias Sippel von Borussia Mönchengladbach doch deutlich kritisiert. Auch in Katar werden sie die DFB-Stars grillen müssen.

Almuth Schult: Das wird von einem Experten auch erwartet, leider auch mal kritische Dinge herauszustellen. Ich habe gesagt, dass nicht alles schlecht war, aber er ist blöderweise ein Faktor gewesen. Es ist klar, dass der Trainer lieber einen fitten Yann Sommer spielen lässt. Es tut mir leid für ihn, ich fühle da als Torwart mit.  Aber das ist nun mal mein Job.