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Vier Jahre nach Erdogan-WirbelSuspendierter Mesut Özil posiert wieder mit Politikern

Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, hält zusammen mit Fußballspieler Mesut Özil vom englischen Premier-League-Verein FC Arsenal, ein Trikot von Özil.

Mesut Özil und Recep Tayyip Erdogan lassen sich am 14. Mai 2018 bei einem Treffen fotografieren.

Mesut Özil war lange Zeit einer der genialsten Spielmacher der Fußball-Welt. In den vergangenen Jahren fiel er jedoch eher abseits des Platzes auf.

von Felix Stollenwerk  (sto)

Sein Talent hätte viel mehr verdient gehabt! Mesut Özil (33) ist seit Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst – des Fußballers, der bei Real Madrid die Fußball-Welt verzauberte und Schlüsselspieler der deutschen Nationalmannschaft war.

In den vergangenen Jahren wurden die Glanz-Momente des Mesut Özil immer seltener, seine Einsatzzeiten immer kürzer. Dafür wurde es abseits des Platzes um den Linksfuß immer turbulenter: Wirbel um ein Foto mit Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan (68), Zerwürfnis mit dem DFB, Zoff mit dem FC Arsenal und Suspendierung bei Fenerbahce Istanbul.

Fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem Erdogan-Ärger lässt sich Özil nun in Indonesien erneut auf Politiker-Fotos ablichten.

Mesut Özils sportlicher Aufstieg – Von Essen bis Real Madrid

Die Karriere Özils begann verheißungsvoll. Nach der Ausbildung bei Rot-Weiß Essen und in der Knappenschmiede des FC Schalke 04 schaffte er bei den Königsblauen den Sprung zu den Profis.

Am 12. August 2006 folgte das Bundesliga-Debüt. Nach Unstimmigkeiten zwischen Vater Mustafa Özil als Berater und der Vereinsführung der Schalker kam eine Vertragsverlängerung nicht zustande.

Daraufhin der Wechsel zu Werder Bremen. An der Weser entwickelte sich Özil rasch zum Shooting-Star der Bundesliga, gewann 2009 den DFB-Pokal und schoss das Siegtor zum 1:0-Sieg über Bayer Leverkusen. Schnell wurde klar: Özil ist für höhere Aufgaben bestimmt.

Mesut Özil glänzt beim DFB und für Real Madrid

Nach der beeindruckenden WM 2010 in Südafrika wechselte er im Alter von 21 Jahren zu Real Madrid. Als Vorlagengeber für Cristiano Ronaldo (37) stieg der Virtuose in den Kreis der angesehensten Mittelfeldspieler des Planeten auf. Eine etwaige Vertragsverlängerung scheiterte abermals am „Verhandlungsgeschick“ seines Vaters, wie Özil selbst bestätigte.

Mesut Özil mit dem WM-Pokal am Brandenburger Tor Empfang WM-Party Feier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die Fanmeile am Brandenburger Tor in Berlin-Fanmeile in Berlin Deutschland am 15. Juli 2014.

Mesut Özil küsst den WM-Pokal beim Empfang am Brandenburger Tor am 15. Juli 2014.

„Er kannte es nicht, in dieser Form unter Verhandlungsdruck gesetzt zu werden. Dementsprechend fehlte ihm die Abgeklärtheit, angemessen mit so einem provokanten Angebot umzugehen.“ In der Folge verpflichtete Real Madrid 2013 Spielmacher Isco (30) als Konkurrenten. Özil sah sich gezwungen, die Flucht zum FC Arsenal zu ergreifen.

In London angekommen, nahm Özil gleich die Rolle des Aushängeschilds für die strauchelnden Gunners ein. Trainer Arsène Wenger (72) ließ dem Techniker alle Freiheiten und dieser zahlte es mit Leistung zurück. 2014 triumphierte Özil mit der deutschen Nationalmannschaft dann bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Der WM-Siegeszug stellte den Höhepunkt in Özils Karriere dar.

2018 übernahm Unai Emery (50) den Trainerstuhl bei den Gunners. Der Spanier kritisierte Özils Einstellung und Engagement und warf ihm vor, nicht selbstkritisch genug zu sein. Folglich war Özil in der englischen Metropole nicht mehr unumstritten.

Foto-Skandal mit Türkei-Machthaber Erdogan

Auch in der Nationalmannschaft gab es Probleme für Özil. In Folge eines Fotos mit dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan gemeinsam mit Ilkay Gündogan (31) und dem türkischen Nationalspieler Cenk Tosun (30) hagelte es Kritik in den deutschen Medien. Der Vorwurf: Özil mache sich zum Promi-Wahlhelfer des türkischen Autokraten.

Der Skandal mündete sogar in einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66). Nach einem öffentlichen Statement Gündogans schwieg Özil weiterhin. Die Affäre spitzte sich auf seine Person zu.

Nach dem Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der WM 2018 machte der DFB Özil sogar mitverantwortlich. „Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet“, sagte Oliver Bierhoff (54) damals vielsagend.

Mesut Özil mit Rundumschlag beim DFB-Rücktritt

Zwei Monate später gab Özil seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Er wolle sich nicht länger als Sündenbock darstellen lassen. Zudem griff er den damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel (61) an.

„In den Augen von Grindel und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren...“ Außerdem äußerte er mit Bezug auf Grindel: „Leute mit rassistisch-diskriminierendem Hintergrund sollten nicht länger im größten Fußballverband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler aus Familien verschiedener Herkunft hat.“

Zerwürfnis mit FC Arsenal und Suspendierung bei Fenerbahce

Auch beim FC Arsenal spannte sich die Lage zwischen dem Spielmacher und dem Verein zunehmend an. Özil kritisierte die Verfolgung der muslimischen Uiguren in China, dem Land, das einen wichtigen Markt für den global operierenden Verein darstellt.

Während der Corona-Pause verweigerte Özil, einer der Top-Verdiener im Kader der Londoner, einen Gehaltsverzicht, von 12,5 Prozent. Im Oktober 2020 entließ der Verein 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter den langjährigen Darsteller unter dem Kostüm des Klubmaskottchens. Als Özil ankündigte, dem Mann das Gehalt zahlen zu wollen, manövrierte er sich mutmaßlich endgültig ins Aus bei den Arsenal-Verantwortlichen. Bereit zuvor hatte Özil fünf Monate lang kein Spiel mehr bestritten.

Es folgte, was folgen musste: Die Trennung. Im Januar 2021 verpflichtete Fenerbahce Istanbul Özil. Der Techniker unterschrieb bis Sommer 2024. Ein sang- und klangloser Abschied aus London stand einem frenetischen Empfang in Istanbul gegenüber. Es schien, als könne Özil wieder Spaß am Fußball haben – und doch kam es wieder zu Problemen.

Schon zu Beginn der Saison 21/22 gab es von Fenerbahce-Präsident Ali Koc (55) Kritik an Özil: „Mesut sollte sich mehr auf Fußball konzentrieren und seine geschäftlichen Dinge mal außen vor lassen.“ Nach dem 2:1-Sieg Fenerbahces gegen Konyaspor habe Özil laut türkischen Medien ein Wortgefecht mit Trainer und Vereinslegende Ismail Kartal (61) gehabt. Hintergrund: Der Spielmacher wurde bereits zur Halbzeit ausgewechselt. In der Folge gab der Verein bekannt, Özil suspendiert zu haben.

Nächstes Politiker-Foto in Indonesien

Ziemlich genau vier Jahre nach dem Foto mit Recep Erdogan posiert Özil nun wieder mit Politikern eines Landes, welches sich die Menschenrechte nicht allzu weit oben auf die eigene politische Agenda geschrieben hat: Indonesien. Auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte Özil jüngst Fotos mit dem indonesischen Tourismus-Minister Sandiaga Uno (52). Auch mit der türkischen Botschafterin in Jakarta, Aşkın Asan (56), traf er sich.Hier sehen Sie den Instagram-Beitrag von Mesut Özil mit Tourismus-Minister Sandiaga Uno:

Der Inselstaat zählt weltweit zu den Ländern mit den strengsten Drogengesetzen. Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz werden schon bei kleinsten Mengen und jeder Art von Drogen hart bestraft und führen zu langen Haft- oder sogar Todesstrafen. Wiederholt kommt es zu Strafverfolgung von Betreibern und Gästen von LGBTIQ-Einrichtungen und Veranstaltungen auf Grundlage der Anti-Pornografiegesetzgebung, offiziell ist Homosexualität jedoch nicht verboten. Aber auch um die Pressefreiheit im Inselstaat ist es alles andere als gut bestellt.

In Indonesien ist Mesut Özil aus geschäftlichen Gründen. Eine Zusammenarbeit mit einem britischen Sportartikelhersteller will Özil in Indonesien vertiefen, dabei steht unter anderem auch der Besuch einer der Fertigungs-Fabriken an. Derart viel Aufsehen wie die damaligen Erdogan-Fotos wird der Besuch bei der indonesischen Politik-Elite zweifellos nicht auslösen. Dass Özil im Vergleich zu 2018 inzwischen auch sportlich ein Schattendasein fristet, spielt dabei durchaus eine Rolle.