Urlaubsinsel international dabeiDuell in Deutschland? Azoren-Klub spielt im Europapokal

Von den Azoren nach Europa: CD Santa Clara ist der westlichste Erstligist Europas – und kann nun Kilometer-Rekorde brechen.

Santa Clara? Bitte nicht! Beim Blick auf die Landkarte war die Euphorie des kroatischen Europapokal-Debütanten NK Varazdin schnell verflogen.

„Wir können nicht gerade behaupten, von der Auslosung begeistert zu sein“, sagte Trainer Nikola Safaric, als er von der Mammut-Reise erfuhr. Schließlich ist Portugals Überraschungsteam der westlichste Erstligist Europas – und schickt sich nun an, auf dem Kontinent Rekorde zu brechen.

Auf Santa Clara könnte bald auch Mainz 05 warten

Bislang sind die Azoren eher aus dem Wetterbericht oder als immer beliebter werdendes Urlaubsziel bekannt. Doch längst herrscht auch im Fußball ein Hoch über der Inselgruppe im Atlantik. Als Aufsteiger schaffte es CD Santa Clara in der vergangenen Saison auf Rang fünf – und darf nun in der Qualifikation zur Conference League antreten.

Dort könnte, ein paar Siege vorausgesetzt, bald Bundesliga-Vertreter FSV Mainz 05 als Gegner warten. Zunächst aber geht es für das Spiel am Donnerstag „nur“ 3500 Kilometer nach Kroatien, eine Woche später steigt in Ponta Delgada auf der Insel Sao Miguel das Rückspiel.

„Wenn Santa Clara spielt, stehen die ganzen Azoren hinter uns. Auch auf dem Festland haben wir eine große Fan-Diaspora. Sie sind unsere zehnte Insel“, sagt Präsident Ricardo Pacheco.

Weite Reisen ist Santa Clara gewohnt: Bis zum portugiesischen Festland sind es 1400 Kilometer, nach dem langen Flug wartet meist noch eine Busreise. Die kürzeste Auswärtsfahrt in der Liga ist die nach Madeira zu Nacional Funchal, Ex-Klub von Weltstar Cristiano Ronaldo. Während Corona musste Santa Clara seine Heimspiele auf dem Festland absolvieren.

Nun geht es nach Europa, zum zweiten Mal nach 2021. Damals war nach zwei überstandenen Quali-Runden schließlich gegen Partizan Belgrad (2:1/0:2) Schluss. Zum Distanz-Rekord reichen die 3500 Kilometer noch nicht: Sporting Lissabon musste 2015 und 2018 stolze 6173 Kilometer zurücklegen, um in Kasachstan gegen den FK Astana zu spielen.

Doch die Marke wackelt: Mit Astana und FK Aqtöbe sind zwei kasachische Klubs in der Qualifikation dabei. In der Gruppenphase könnte es für Santa Clara theoretisch auch gegen den FK Qairat Almaty gehen – das wären 8089 Luftlinie pro Strecke und damit noch etwas mehr als etwa die Distanz zwischen Köln und Miami.

Sollte sich allerdings jemals ein Klub aus den französischen Überseegebieten wie Neukaledonien, Guadeloupe oder Tahiti über den Pokal für Europa qualifizieren, wären auch diese Zahlen allerdings nur noch Geschichte. (sid)