Rummenigge setzt ZeichenSuper League: Darum sind Bayern, BVB und PSG nicht dabei

Köln – Ein großes Beben ging am 19. April durch Europa und erschütterte den Fußball. Zwölf europäische Top-Klubs haben sich in der Nacht zum Montag zu einer neuen Super League zusammengeschlossen – und diese Entscheidung trifft in der restlichen Fußballwelt weitgehend auf harte Kritik.

  • Renommierte Klubs aus Spanien, Italien und England haben die neue Liga beschlossen
  • Karl-Heinz Rummenigge und Bayern München positionieren sich klar
  • Trainer, Spieler und Verantwortliche äußerten bereits harsche Kritik

Die Super League sorgt nach ihrer Gründung für Furore. Nicht nur wird den Verantwortlichen Geldgier vorgeworfen, auch der Modus, in dem gespielt werden soll, ist weiterhin fraglich.

Was ist die Super League überhaupt?

Die Super League wurde von zwölf Spitzen-Klubs aus England, Spanien und Italien gegründet. Darunter sind die englischen Klubs FC Chelsea, Manchester City, Manchester United, FC Liverpool, Arsenal London sowie Tottenham Hotspur, die spanischen Klubs Real Madrid, FC Barcelona und Atlético Madrid sowie das italienische Trio Juventus Turin, Inter und AC Mailand.

Geplant ist, dass die Super League als Konkurrenz zur Champions League startet. Neben den zwölf Gründungsklubs sind auch noch drei weitere Vereine eingeladen worden, an der Liga teilzunehmen. Darüber hinaus sollen sich jährlich weitere fünf Mannschaften qualifizieren können, damit die Super League mit einer Gruppenphase von je zehn Mannschaften pro Gruppe starten kann.

Im Anschluss an die Gruppenphase folgt eine K.o.-Runde ab dem Viertelfinale mit Hin- und Rückspielen bis zum Finale. Insgesamt sollen 193 Spiele pro Saison anstehen. Um Kollisionen mit dem nationalen Ligabetrieb zu vermeiden, sollen die Spiele – wie auch in der Champions League – unter der Woche stattfinden. Allerdings könnten die Anstoßzeiten verstärkt an ausländische Märkte in Amerika oder Asien angepasst werden.

Warum wollten die Top-Klubs die Super League?

Die Antwort war für viele Fans sofort klar: Es geht ums Geld.

Laut der Ankündigung der Super League werden die Gründungsvereine von der Investmentbank JP Morgan Chase 3,5 Milliarden Euro erhalten. Das macht etwa 300 Millionen Euro für jeden einzelnen Klub. Weit mehr als das Doppelte dessen, was der FC Bayern München als Sieger der Champions League 2020 einnahm.

Perez_SuperLeague

Real Madrid-Boss Florentino Pérez, hier zu sehen bei der Ballon-d´Or-Verleihung am 3. Dezember 2018, erntet viel Kritik für die Gründung der Super League.

Vor allem für die spanischen Klubs, die im vergangenen Jahr durch die globale Corona-Pandemie enorme Einbußen hatten und zuvor bereits riskant wirtschafteten, ist das ein lukrativer Deal. Hinzu kommt, dass Real-Boss Florentino Pérez (74) auch als Chef der Super League aktiv sein wird und sich entsprechend nicht mehr mit Kompromissen zwischen Klubs und der UEFA herumschlagen muss.

Warum fehlen deutsche Top-Klubs wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund?

Die Vereinsbosse von Bayern München und Borussia Dortmund sprachen sich umgehend und deutlich gegen die Gründung der Super League aus.

Karl-Heinz Rummenigge (65) sagte in einer Pressemitteilung: „Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert.“ Rummenigge weiter: „Für den FC Bayern ist die Champions League der weltweit beste Klubwettbewerb.“

Am Dienstag legte Rummenigge im Interview mit dem italienischen „Corriere della Sera“ nach: „Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen.“ FCB-Präsident Herbert Hainer (66) wiederum erklärte klipp und klar: „Der FC Bayern sagt Nein zur Super League.“

Rummenige_Super_League

Karl-Heinz Rummenigge, hier am 18. September 2019 in der Allianz Arena, hat sich mit dem FC Bayern klar gegen die Teilnahme an der Super League ausgesprochen.

Ein weiteres klares Zeichen gab es am Dienstag durch Rummenigges Wahl ins Exekutivkomitee der UEFA, wo er auf den abtrünnigen Juve-Boss Andrea Agnelli (45) folgt. Als einer von zwei Vertretern der Klubvereinigung ECA ist Rummenigge neben den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch (62) und Peter Peters (58) nun der dritte Deutsche im UEFA-Komitee.

Auch Borussia Dortmund lehnt Teilnahme an Super League ab

Auch Hans-Joachim Watzke (61) bezog aus Sicht des BVB klar Stellung: „Die Mitglieder des Boards der ECA haben sich am Sonntagabend zu einer virtuellen Konferenz zusammengeschlossen und bekräftigt, dass der Board-Beschluss vom vergangenen Freitag nach wie vor Gültigkeit hat. Dieser Beschluss besagt, dass die Klubs die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen wollen.“

Beide Klubs bekennen sich damit auch zur Bundesliga, wo sie im Falle einer Teilnahme an der Super League finanziell noch einmal deutlich weiter enteilen würden. Auch die von den Liga-Gründern angekündigten Solidaritätszahlungen an nicht beteiligte Klubs und Ligen könnten hier nur bedingt entgegensteuern.

Die Super-League-Gründer jedoch hätten die Bayern und den BVB sehr gerne dabei. Die beiden deutschen Klubs sowie der französische Top-Verein Paris Saint-Germain sollen laut „Spiegel“ von den zwölf aktuellen Teilnehmern eingeladen worden sein, als zusätzliche Gründungsmitglieder einzusteigen. Aber auch das ebenfalls eingeladene PSG hat sich bereits gegen eine Teilnahme ausgesprochen.

Warum will Paris Saint-Germain nicht an der Super League teilnehmen?

Der Investorenklub aus Frankreich mischt seit Jahren im Geschäft der Superreichen mit, müsste eigentlich als klarer Kandidat auf die Teilnahme an der Super League gelten. Allerdings bremsen interne Konflikte das Vorhaben aus. Vereinsboss Nasser Al-Khelaifi (47) ist Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees und damit an einer möglichst attraktiven Champions League interessiert.

Außerdem hält der inzwischen weltweit verbreitete katarische Sender BeIn Sports, bei dem Khelaifi CEO ist, die TV-Rechte an der Königsklasse – ein Deal mit Milliardenwert. Aus Sicht der Investoren bei PSG würde sich der Absprung in die Super League damit zunächst zu einem gewaltigen Verlustgeschäft entwickeln.

Super League wird mit harter Kritik gestraft

Nicht nur im Netz verbreiten die europäischen Fußballfans ihre Meinung zu der neu gegründeten Liga, auch Verantwortliche meldeten sich bereits zu Wort.

Obwohl sein aktueller Klub, der FC Liverpool, zu den Gründungsmitgliedern gehört, spricht sich Trainer Jürgen Klopp (53) deutlich gegen die Super League aus. Auch er sieht keinen sportlichen Mehrwert in dieser Gründung, sondern lediglich die Ambition, noch mehr Geld herauszuschlagen.

Auch Manager-Legende Rainer Calmund (72) findet keine positiven Worte für die Super League. „Diese Raffkes, diese Geld-Haie wollen unseren schönen Fußball kaputt machen. Da schießen mir die Tränen in die Augen“, sagte er zum EXPRESS.

Weltmeister Lukas Podolski (35) sprach sich via Twitter ebenfalls gegen diese wahnwitzige Liga aus und rief sogar zum Boykott auf.

Das letzte Wort in Bezug auf die Super League ist sicher noch nicht gesprochen. Es wird sich zeigen, wie die Gründungsklubs auf die harsche Kritik reagieren und ob sich das Konzept einer neuen, „Super“-Liga überhaupt durchsetzen kann. (jh)