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Vom Dealer zum Fußball-StarEx-Profi Soufiane Mokhtari spricht über seine bewegende Karriere

Soufiane Mokhtari sitzt auf der Bank in der Allianz Arena.

Soufiane Mokhtari hat einen steinigen Weg hinter sich: Als Kind tunesischer Einwanderer mit einem gewalttätigen Vater entwickelte er sich zuerst zum Fußball-Profi – und später zum Spielerberater.

Fußball gilt als die schönste Nebensache der Welt. Der Sport kann aber auch das Ticket raus aus der Kriminalität sein. Ex-Profi Soufiane Mokhtari spricht im Interview über seine Karriere, die er in einem Buch verewigt hat.

von Niklas Brühl  (nb)

Köln. „Ich habe immer gewusst, dass ich etwas Falsches mache.“ Diesen Satz sagt Soufiane Mokhtari (44) heute über seine Jugendzeit, in der er in die Kriminalität abrutschte und anfing, Drogen zu verkaufen. Eigentlich hatte „Mokki“, wie er von allen genannt wird, immer nur einen Traum: Fußball-Profi werden.

Über den steinigen Weg in den professionellen Fußball, seine schwere Kindheit mit einem gewaltsamen Vater und seine heutige Mission, talentierte Fußballer vor seinen eigenen Fehlern zu bewahren, hat der 44-Jährige ein Buch geschrieben. Im EXPRESS.de-Interview spricht er über seine Intention hinter dem Werk „Ganz unten und ganz oben“, welches im Oktober über den L100-Verlag der Kommentatoren-Legende Uli Potofski (69) erscheint.

Soufiane Mokhtari: Ex-Profi flog mit 18 Jahren von zu Hause raus

Die Familie von Soufiane Mokhtari stammt aus Tunesien. Seine Eltern waren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Jedoch immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, nach einigen Jahren in das nordafrikanische Heimatland zurückzukehren.

In seiner Kindheit schwang immer eine bestimmte Ungewissheit mit, wie Mokki im EXPRESS.de-Interview erzählt: „Irgendwann gab es zu Hause nur noch Konflikte. Ich bin eigentlich in zwei Welten aufgewachsen: Zum einen gab es das Positive, was Deutschland uns gegeben hat, zum anderen hatten meine Eltern immer im Hinterkopf, bald nach Tunesien zurückzumüssen. Es herrschte also nie eine Sicherheit für unsere Zukunftsplanung.“

In den eigenen vier Wänden habe es viel Stress, viel Gewalt gegeben. Seine Eltern heirateten zweimal, ließen sich jedoch auch zweimal wieder scheiden. Mit 18 Jahren flog er schließlich zu Hause raus.

Soufiane Mokhtari rutschte ins kriminelle Milieu ab

Mokki suchte in seiner Jugendzeit ein Ventil, mit dem er die Sorgen für kurze Augenblicke zur Seite legen konnte. Dieses Ventil fand er im Fußball. Denn auf dem Platz war der talentierte Stürmer jemand, wie er heute erzählt: „Beim Fußball habe ich die Anerkennung bekommen, die ich zu Hause nie erfahren habe. Ich habe mit fünf Jahren angefangen zu kicken, und immer wenn ich einen Ball gesehen habe, war ich nicht mehr aufzuhalten.“ Beim TSV Denkendorf in Baden-Württemberg machte er seine ersten Schritte.

Für den Profi-Fußball in Deutschland reichte es jedoch nie – aus verschiedenen Gründen: Mokki wurde laut eigenen Angaben häufiger zum Probetraining höherklassiger Mannschaften eingeladen. Ihm fehlten jedoch die finanziellen Mittel, die Anreise zu stemmen – von seinem Elternhaus bekam er dabei keine Unterstützung.

Außerdem stand er sich in seiner Jugend auch selbst im Weg: Er fing an, Drogen zu verkaufen. „Ich bin dem Reiz des schnellen Geldes verfallen. Ich war nie ein Gangster, sondern wollte lediglich in einer normalen Familie aufwachsen.“ Was ihm aber schon damals klar gewesen sei, als er Rauschmittel vertickte: „Ich habe immer gewusst, dass ich etwas Falsches mache.“

Mokki wählt einen ungewöhnlichen Weg: Fußballprofi in Paraguay

Nach einer gewissen Zeit, in der Mokki in die kriminellen Machenschaften verstrickt war, zog er die Reißleine – und wurde doch noch Fußball-Profi. Jedoch wählte er einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg, denn er verließ für seinen Traum nicht nur Deutschland, sondern gleich den europäischen Kontinent. In Paraguay reifte der heute 44-Jährige beim Klub Atletico River Plate zum professionellen Fußballer – ein Schritt, der für ihn bis heute genau der richtige war.

Soufiane Mokhtari im Trikot seines ehemaligen Vereins Atletico River Plate.

Soufiane Mokhtari im Trikot seines ehemaligen Vereins Atletico River Plate.

„Es war ein grandioses Gefühl. Ich habe bei meinem ersten Training so Gas gegeben, sodass meine Mitspieler dachten, ich wäre irre. Dort ist mein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, und ich konnte erstmals in meinem Leben meinen ganzen psychischen Ballast abschütteln“, erzählt Mokki. In Südamerika habe er sich zudem federleicht gefühlt.

Allerdings musste er sich auch umstellen, denn der Fußball in Paraguay unterscheide sich stark vom europäischen: „Dort ist alles ein wenig langsamer und körperlich nicht so fordernd. Dafür wird ein sehr großer Wert auf die Technik gelegt. Dort wird nach der alten Weisheit trainiert: ‚Lasst den Ball laufen, denn der ist viel schneller als jeder Spieler‘.“ Nach seinem Engagement in Paraguay zog Mokki weiter in der großen weiten Fußballwelt herum, spielte unter anderem auch noch in Malaysia.

Soufiane Mokhtari ist heute Spielerberater

Heute ist er Spielerberater und betreut vor allem junge Talente in einigen europäischen Ländern. Er stehe seinen Klienten dabei nicht nur bei Business-Fragen zur Seite: „Ich kann jungen Spielern sehr viel von meiner eigenen Geschichte mitgeben. Ich habe viel erlebt, musste für meinen Traum kämpfen und viele Rückschläge hinnehmen. Ich kann mittlerweile jedoch auch sehr viele Türen öffnen, hindurchgehen müssen die Jungs dann allerdings selbst.“

Soufiane Mokhtari präsentiert in der Allianz-Arena sein Spielerberater-Zertifikat.

Soufiane Mokhtari berät heute junge talentierte Fußballspieler.

Seinen Lebensweg in Buchform zu veröffentlichen, sei zuerst gar nicht sein Ziel gewesen. Er habe jedoch während des Schreibens immer wieder so gutes Feedback bekommen, sodass die Idee letztendlich ausreifte. „Das war eine längere Entwicklung. Ich habe für meine eigene Verarbeitung angefangen zu schreiben und wurde dann von verschiedenen Leuten gepusht, aus meinen Erinnerungen ein Buch zu kreieren. Ich glaube, dass ich damit vielen jungen Sportlern helfen kann.“

Soufiane Mokhtari wurde mit Talent, aber nicht mit einem goldenen Löffel geboren. Viele Rück- und Tiefschläge brachten ihn dazu, kriminell zu werden. Doch Mokki kämpfte sich aus diesem Sumpf heraus und verwirklichte seinen Traum, Profi zu werden. Manchmal ist der Fußball eben doch mehr als die schönste Nebensache der Welt.