Comeback nach Not-OPRückkehr stand auf der Kippe – Schiri nach Fan-Aktion zu Tränen gerührt

Bayern Münchens Robert Lewandowski steht neben Schiedsrichter Ovidiu Hațegan aus Rumänien vor seinem Elfmeter.

Bayerns Robert Lewandowski steht am Elfmeterpunkt und lässt sich von Schiri Ovidiu Hațegan über den Ablauf belehren. Das Foto entstand am 8. August 2020.

Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter haben kein einfaches Leben. Ständig stehen sie unter Beobachtung, bekommen nicht selten Spott und Hass ab. Bei einem Referee in Rumänien war nun aber das Gegenteil der Fall.

von Julian Meiser (jm)

Wer ist schuld, wenn der eigene Klub mal wieder verliert? Genau, die Unparteiischen! So sehen es zumindest viele Fußball-Fans. Für sie sind die Schiris oft die Sündenböcke.

Entweder wird ihnen nachgesagt, „blind“ zu sein, oder ihnen wird unterstellt, parteiisch zu sein. Und zwar – wie könnte es auch anders sein – zugunsten der anderen Mannschaft.

Umso schöner ist es, dass sich im Anschluss an das rumänische Supercup-Finale am Samstag (9. Juli 2022) ganz andere Szenen abgespielt haben. Der Hintergrund ist ergreifend.

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Rumänische Fans besingen Schiedsrichter 

Nach dem Finalspiel des Supercupa României zwischen dem CFR Cluj und Sepsi OSK, Endstand 1:2, fand im Stadion „Francisc von Neuman“ die Siegerehrung statt.

Dabei wurden auch die Schiedsrichter geehrt. Unter ihnen: Video-Schiri Ovidiu Hațegan (42). Als ihm ein Verbandsvertreter eine Medaille überreichte, waren im ganzen Stadion laute Hațegan-Sprechchöre zu hören.

Der Grund für die Gesänge der Fußball-Fans auf den Tribünen: Ende März 2022 erlitt Ovidiu Hațegan einen Herzinfarkt und musste in einem Krankenhaus notoperiert werden. Danach stand seine Rückkehr als Schiedsrichter auf der Kippe. Nun durfte er jedoch sein Comeback feiern – als VAR.

Bei der Medaillenübergabe kamen Hațegan nach der Aktion der Fans die Tränen. Ein Video der Ehrung sehen Sie hier auf Twitter:

Der Applaus und die Sprechgesänge lassen sich darüber hinaus dadurch erklären, dass Hațegan aus der Stadt Arad stammt. Arad ist der Ort, in dem das Stadion Francisc von Neuman steht.

Hațegan ist nicht nur in Rumänien als Schiedsrichter aktiv, er arbeitet auch als Referee für den Weltverband FIFA und die UEFA. 2021 war er beispielsweise bei der EM im Einsatz und leitete dort zwei Gruppenspiele.

Hass auf Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen hat Folgen

Dass der Hass auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter immer weiter zunimmt, hat auch Auswirkungen auf die Zahl der aktiven Referees in Deutschland. Sie sinkt kontinuierlich.

2005 gab es noch 78.370 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die beim DFB registriert waren, 2020 nur noch 51.884.

Das Problem: Die Referees in den unteren Ligen sehen sich zum Teil nicht nur verbaler, sondern auch körperlicher Gewalt ausgesetzt. Sei es durch Spieler, sei es durch anwesende Zuschauer oder durch Vereinsverantwortliche.

Im Amateurbereich wird es daher immer schwieriger, ehrenamtliche Schiedsrichter zu finden, die sich beim Ausüben ihres Hobbys beleidigen oder attackieren lassen wollen. (jm)