Kennen Sie diesen Mann?An ihm scheiterte Lionel Messis Verbleib beim FC Barcelona

Javier Tebas spricht bei einer Pressekonferenz.

Javier Tebas, Präsident der spanischen Liga, am 25. März 2019 bei einer Pressekonferenz.

Der FC Barcelona sieht ihn als Schuldigen für das Aus von Lionel Messi, Real Madrid kündigte am Dienstag eine Klage gegen ihn an. Was steckt hinter dem erbitterten Zoff mit Javier Tebas, dem Präsidenten der spanischen La Liga?

von Béla Csányi (bc)

Barcelona. Um ihn drehte sich das größte Transfer-Beben des Sommers: Lionel Messi (34) ist nicht länger das Gesicht des FC Barcelona, geht die womöglich letzten Schritte seiner unvergleichlichen Karriere künftig bei Paris Saint-Germain.

Am Ende hatten Messi und Barça nach langen und zähen Verhandlungen eigentlich bereits zueinander gefunden, der neue Vertrag mit drastisch reduziertem Gehalt war ausgehandelt. Doch unterschrieben werden durfte er nicht. Verantwortlich dafür: Javier Tebas (59).

Javier Tebas sorgt für strenge Regeln im spanischen Fußball

Der in Costa Rica geborene Funktionär ist seit 2013 Präsident der spanischen La Liga und hat den nationalen Fußball seitdem revolutioniert. Mit vielen radikalen Entscheidungen brachte er der finanziell stark angeschlagenen Liga neue Stabilität, zog sich wegen seines gnadenlosen Kurses aber auch den Zorn vieler Vereine auf sich.

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Durch beinahe jedes spanische Stadion schallt seit Jahren der Fan-Ausruf „Tebas vete ya“ (Deutsch: Tebas, verschwinde“), mit dem Anhänger gegen ungeliebte Anstoßzeiten, geplante Spiele in den USA oder die strengen Finanzregeln protestieren.

Unter anderem schärfte die Liga unter der Leitung von Tebas ein nationales Financial Fairplay, um die Misswirtschaft vieler Vereine zu begrenzen. Bislang traf das vor allem die kleinen Vereine hart, etwa den FC Elche, der 2015 zwangsabsteigen musste. Viele Zweitligisten durften Neuzugänge teilweise erst verspätet oder gar nicht für den Spielbetrieb registrieren, weil das Gehaltsbudget bereits ausgeschöpft war.

Javier Tebas warnte bereits Anfang Juli vor Messi-Abschied bei Barça

Die großen Klubs blieben von den strengen Regeln bislang verschont, doch durch die finanziellen Ausfälle nach der Corona-Pandemie müssen auch sie ihr prozentual an die Einnahmen angepasstes Gehaltsbudget reduzieren. „Ich weiß nicht, ob Messi zu Saisonbeginn für den FC Barcelona spielen wird“, warnte Tebas entsprechend bereits vor über einem Monat.

Javier Tebas spricht am Mikrofon des TV-Senders LaSexta

Javier Tebas warnte am 8. Juli 2021 beim TV-Sender LaSexta wegen der Schwierigkeiten beim Verbleib von Lionel Messi beim FC Barcelona.

„Die Regeln sind wie sie sind, jeder muss sich daran halten“, machte Tebas am 8. Juli im Gespräch mit dem TV-Sender LaSexta klar. Schon damals wurde deutlich, dass der Liga-Präsident auch für Messi keine Ausnahme machen würde. Einen Monat später ist klar: Er steht zu seinem Wort.

Zum damaligen Zeitpunkt hätte Barça sein aufgeblähtes Gehaltsbudget um 200 Millionen Euro reduzieren müssen – nahezu unmöglich, weil viele Topverdiener wegen ihres hohen Gehalts selbst an andere Top-Klubs kaum zu vermitteln sind. In seiner Verzweiflung hatte Barcelona zuletzt bereits vier Stars zu einem Gehaltsverzicht aufgefordert.

Real Madrid und FC Barcelona seit Jahren im Streit mit Javier Tebas

„Lionel Messi wollte bei Barça bleiben und wir wollten Messi halten“, erklärte Vereinspräsident Joan Laporta (59) am Sonntag bei der Verabschiedung des Superstars vielsagend. Er hatte bis zuletzt gehofft, Tebas wegen der Bedeutung von Messi als Aushängeschild des spanischen Fußballs umstimmen zu können.

Doch ähnlich wie Erzrivale Real Madrid befinden sich die Katalanen seit Jahren in einem erbitterten Machtkampf mit der Liga, liefern sich dabei immer neue Scharmützel mit Tebas. Der warf Real-Präsident Florentino Pérez (74) am Dienstag (10. August) bei Twitter vor, seit Jahren mit „Drohgebärden“ zu arbeiten.

Denn auch aktuell gibt es wieder großen Ärger: Real Madrid will wegen des vergangene Woche beschlossenen Milliarden-Deals der Liga mit dem Finanzdienstleister CVC gegen Tebas klagen.

Javier Tebas verhandelte Milliarden-Deal, Real und Barça dagegen

Das Geschäft bringt den 42 Profi-Klubs einen willkommenen Geld-Regen von insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Allerdings profitieren die Investoren im Umkehrschluss künftig dank einer Beteiligung von 10,95 Prozent bis ins Jahr 2050 von den TV-Einnahmen der Vereine. Auf lange Sicht ein Minusgeschäft, fürchten Real und Barça.

Besonders die beiden Top-Klubs wehren sich daher gegen den Deal, der auch die Ambitionen rund um die Super League deutlich erschweren würde. Offenbar vergeblich: Eine Zwei-Drittel-Mehrheit und damit 33 Klubs müssten für das Abkommen stimmen. Tebas zeigte sich optimistisch, diese Zahl problemlos erreichen zu können.

Spanische Medien gehen von einer weiteren Eskalation im seit Jahren schwelenden Streit zwischen Tebas und den beiden Liga-Schwergewichten aus. Statt im Camp Nou Tore von Lionel Messi zu bejubeln, werden Barça-Fans in Zukunft wohl umso lauter „Tebas vete ya“ anstimmen.