Fortunas Trainer Uwe Rösler„Einige haben den Abstieg noch nicht verarbeitet“

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Fortunas Trainer Uwe Rösler wird eine Woche auf Mallorca ausspannen, ehe es mit Volldampf in die Planungen für die Zweite Liga geht.

von Frank Neußer (neu)

Düsseldorf – Der Schock nach dem Bundesliga-Abstieg ist bei Uwe Rösler (51) ein wenig verflogen. Für eine Woche reist Fortunas Trainer in sein Haus auf Mallorca, um den Akku aufzuladen. Dazu bastelt er mit Sportvorstand Uwe Klein (50) an einem schlagfertigen Kader für die neue Saison. Die große Herausforderung Zweite Liga steht an.

Nehmen Sie uns mit in Ihre Gefühlswelt in den letzten Tagen…

Rösler: Das Wort Leere beschreibt eigentlich alles. Ich war ausgebrannt, emotional ausgelaugt. Man braucht einfach ein paar Tage, um das Geschehen aufzuarbeiten. Auf Mallorca werde ich die Zeit Revue passieren lasen. Dafür brauche ich die Zeit nach den turbulenten Monaten. Um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, muss man auch in die Vergangenheit zurückblicken. Und das werden wir nun tun. Ich glaube, dass einige den Abstieg noch nicht richtig verarbeitet haben.

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Wie sehen Sie die Arbeit, seitdem Sie Ende Januar in Düsseldorf angeheuert haben?

Ich habe als Trainer und als Mensch jeden Tag um die 100 Entscheidungen zu treffen. Ich habe eine Maxime im Leben gehabt, mit der ich immer gut gefahren bin: Wenn ich jeden Tag mehr gute als schlechte Entscheidungen treffe, bin ich okay. Mit mir selbst, aber auch im Beruf oder mit meiner Familie. Ich bin sehr selbstkritisch und weiß, dass ich jeden Tag falsche Entscheidungen treffe. Ich hinterfrage mich jeden Tag.

Auch sportlich?

Natürlich. Man kann Trainingseinheiten diskutieren, haben wir das Training richtig dosiert, haben wir die richtige Taktik gewählt, haben wir richtig ein- und ausgewechselt. Ich habe die letzten 15 Spiele auszuwerten, dafür trage ich die Verantwortung. Für die Resultate, für die Art und Weise wie wir Fußball gespielt haben, für das Auftreten der Mannschaft  übernehme ich die Verantwortung. Das hat mir ein großer Trainer wie Otto Rehhagel gelehrt. Das sollte jeder in unserem Beruf wissen und so annehmen.

Übernehmen Sie somit auch die Verantwortung für den Abstieg?

Das ist das Resultat einer Saison. Die Saison beginnt mit der Planung 2019, geht weiter über die  Vorbereitung 2019, mit den Leistungen in der Halbserie, es setzt sich fort mit der Winterpause und geht weiter ab dem 19. Spieltag. Für diese letzten 15 Spiele  übernehme ich voll die Verantwortung. Für die Zeit davor kann ich nicht die Verantwortung übernehmen. Klar habe ich Fehler gemacht, die jeder Trainer macht. Aber wir haben auch einiges richtig gemacht. Am Ende zählt das nicht, wir haben unsere Fans enttäuscht, die große Erwartungen in uns gesetzt haben. Dafür habe ich mich direkt entschuldigt.

Haben Sie mitbekommen, dass einige einen kompletten Neustart ohne Sie gefordert haben?

Das habe ich nicht wahrgenommen. Ich habe das wahrgenommen, was mir die Mannschaft gesagt hat. Und ich habe wahrgenommen, dass die Verantwortlichen mir sehr den Rücken gestärkt haben. Als Trainer muss man abhalten können. Ich bin nicht der Mensch, der jeden Tag seinen Namen in der Zeitung oder Online lesen muss.

Gilt es nun in Düsseldorf, eine neue Mannschaft über mehrere Jahre zu entwickeln oder mit aller Macht wieder die Mission Rückkehr zu starten?

Wir wissen noch nicht genau wie unser Budget aussehen wird. Klar ist, dass wir mit unserem Fachwissen und dem bereitgestellten Etat eine schlagfertige Truppe zusammenbauen wollen. Was dann rauskommt, werden wir sehen. Den Montag haben unser Sportvorstand Uwe Klein, die Scouts und ich aber schon voll damit verbracht, die neue Mannschaft zu planen. Wir werden jetzt Gas geben, weil wir uns vorher sehr intensiv mit der Bundesliga beschäftigt haben. Wir müssen clever und kreativ bei unseren Planungen sein. Ziel ist es, Qualität zuzuführen. Fakt ist aber, dass Qualitätsspieler in der höchsten Klasse spielen wollen.

17 Verträge laufen aus. Wie groß ist so die Herkulesaufgabe?

Wenn viele Verträge auslaufen, kann das auch eine Chance sein. Gerade nach Corona wird sich einiges auf dem Transfermarkt tun. Aber wir sind nicht der einzige Verein, der nach guten Spielern suchen wird. Ideen haben wir viele, die gilt es nun umzusetzen. Vielleicht besteht auch noch eine Chance, Leihspieler wie Erik Thommy zurückzubekommen. Da werden viele Gespräche nötig sein. Man wird in den nächsten Wochen sehen, was möglich ist.

Haben Sie die Befürchtung, dass Spieler wie Kaan Ayhan, Andre Hoffmann oder Kenan Karaman die Fortuna trotz eines gültigen Vertrages verlassen wollen?

Unser Wunsch ist es natürlich die Leistungsträger zu halten und dass sie ihre Ausstiegsklauseln nicht ziehen werden. Wir müssen sehen, welche Signale von den Jungs kommen. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass wir wieder angreifen wollen. Denn der Kader hatte genug Qualität, um die Klasse zu halten.

F95: Ayhan-Abschied

Kaan Ayhan hat noch einen Vertrag für die weite Liga.

Die Spieler wissen, was sie an mir haben und umgekehrt weiß ich das auch. Ich glaube, die Jungs hatten großen Spaß an der Art und Weise wie wir Fußball gespielt haben. Die Lust ist da, den Weg weiterzugehen. Denn den Spielstil abhängig von einer Liga zu machen, halte ich für falsch. Wir müssen unsere Identität beibehalten.

Vor Wochen kritisierten Sie, dass der Kader zu groß gewesen sei. Wird es nun mehr Qualität anstatt Quantität geben?

Es sollte ein kleinerer, robuster und strapazierfähiger Kader sein. Wir möchten auch jüngeren Spielern aus dem Nachwuchs die Chance geben, regelmäßig im Training dabei zu sein und sich zu zeigen. Da soll die Tür noch weiter aufgemacht werden, denn das Ziel ist es, einige talentierte Jungs aus dem Nachwuchs in die erste Mannschaft zu bringen.

Wie wollen Sie bei den drei Spielern vorgehen, die nach einer Leihe zurück nach Düsseldorf kommen werden?

Emmanuel Iyoha wird auf jeden Fall die Vorbereitung bei uns mitmachen. Ich habe mir den Jungen mehrfach angesehen, es gab ja genug Spiele von Holstein im Fernsehen. Er wird seine Chance bekommen, sich bei uns zu zeigen. Er hat neun Tore erzielt in der Zweiten Liga für Kiel erzielt. Das ist für einen jungen Spieler sehr ansprechend. Mit Davor Lovren und Gökhan Gül habe ich mich bisher ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt.