Abschied vor der SüdkurveEx-FC-Trainer zurück ins Rheinland – Fans mit emotionaler Geste

Ewald Lienen winkt in Richtung der Fans auf den Tribünen des Millerntorstadions.

Ewald Lienen verabschiedet sich von den Fans des FC St. Pauli am 16. Juli 2022.

Ewald Lienen hat seine Aufgaben beim FC St. Pauli niedergelegt. Sein Abschied am Samstagmittag löste Gänsehaut aus. Jetzt geht es für ihn zurück nach Hause.

von Julian Meiser (jm)

Gänsehautstimmung am Hamburger Millerntor – und das lag ausnahmsweise mal nicht am Einlaufsong „Hells Bells“ von AC/DC! 

Vor dem Heimspiel des FC St. Pauli am Samstag (16. Juli 2022) gegen den 1. FC Nürnberg wurde nämlich Ex-Trainer Ewald Lienen (68) im Stadion verabschiedet.

Lienen, der zuletzt als Werbebotschafter des Vereins und zuvor als Technischer Direktor bei den „Kiezkickern“ aktiv gewesen war, gehörte seit 2014 zum Verein. Von den Fans auf der Gegengerade und der Südkurve wurde Lienen frenetisch gefeiert.

Ex-Köln-Trainer Ewald Lienen verabschiedet sich am Millerntor

Laute „Ewald Lienen“-Sprechchöre und energischer Applaus hallten am Samstagmittag vor Spielbeginn durchs gesamte Millerntor – minutenlang. Lienen war sichtlich ergriffen.

In seiner Abschiedsrede sagte „Zettel-Ewald“ in Richtung der Anhängerinnen und Anhänger: „Ihr macht diesen Verein aus. Wir hatten eine unvergessliche Zeit hier im Stadion. Ich möchte euch danken für eure Haltung, eure Einstellung, die Initiativen und Projekte, mit denen ihr den Klub mitgeformt habt.“

Den FC St. Pauli bezeichnete er als „ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft“.

Obwohl Ewald Lienen, der zwischen 1999 und 2002 den 1. FC Köln trainierte, auch für den Erzrivalen Hansa Rostock als Coach tätig war, hatte er sich bereits in seiner ersten Saison auf St. Pauli in die Herzen der leiderprobten Fans des Stadtteilvereins „gecoacht“.

Ewald Lienen hatte die „Boys in Brown“ in der Saison 2014/2015 aus der Krise gerettet. Bei seinem Antritt als Trainer stand der Klub abgeschlagen auf dem 18. Platz der 2. Bundesliga, am Ende führte er die Mannschaft um Lasse Sobiech (31) und Florian Kringe (39) noch sensationell auf Platz 15 – Klassenerhalt!

Bis Mai 2017 stand er bei den Hamburgern an der Seitenlinie, danach wurde er Technischer Direktor. „Nach siebeneinhalb Jahren möchte ich meinen Lebensmittelpunkt und zum Teil auch meine beruflichen Aktivitäten wieder mehr ins Rheinland, meine Heimat, verlegen“, erklärte der gebürtige Nordrhein-Westfale Lienen schon vor einigen Wochen.

FC St. Pauli: Die Fans lieben Ex-Trainer Ewald Lienen

Vor jedem Spiel drehte Lienen als Trainer eine Runde durchs Stadion, um die anwesenden Anhängerinnen und Anhänger des FC St. Pauli zu begrüßen. Regelmäßig tauschte er sich mit Personen aus der aktiven Fanszene aus. Rituale, die den Fans von St. Pauli zeigten: Dieser Mann brennt für unseren Verein!

Noch heute ist Ewald Lienen auf zahlreichen Stickern und Aufklebern im Stadion und im Viertel zu sehen. Beispielsweise in einem Superman-Outfit.

Auch ein Hymne wurde ihm gewidmet – und zwar von der Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot. Im Text heißt es: „Die anderen sind Erster – und besser als wir. Aber deine seltsame Art ist mir irgendwie lieber.“ Weiter: „Ewald Lienen, es reicht, wenn wir auf Platz 15 stehen“ und „Ewald Lienen, du bist einfach da, wenn man dich braucht!“