Pokal-Knaller in KölnViktoria-Trainer Janßen erinnert sich: Party bei Flick nach Sieg über Bayern

Olaf Janßen von Viktoria Köln bedankt sich beim Publikum.

Viktoria Kölns Trainer Olaf Janßen kann mit den Leistungen seiner Mannschaft derzeit (wie hier nach dem Spiel gegen 1860 München am 27. August 2022) zufrieden sein.

Vor dem Kracher in der ersten Runde des DFB-Pokals hat Viktoria Kölns Trainer Olaf Janßen eine ganz besondere Erinnerung an den FC Bayern München.

von Marcel Schwamborn (msw)

Der Countdown läuft. Am Mittwochabend (31. August 2022, 20.46 Uhr, ARD & Sky) steigt der Erstrunden-Kracher zwischen Viktoria Köln und Bayern München im DFB-Pokal.

Bis auf wenige VIP-Tickets ist das Stadion mit 50.000 Fans ausverkauft, zwei TV-Sender übertragen live, allein 31 Kameras werden beim Duell im Einsatz sein. Im Viktoria-Fanshop gibt es einen Begegnungsschal, ein extra angefertigtes Trikot sowie einen Spieltags-Wimpel.

Viktoria Köln gegen Bayern München: Stadion mit 50.000 Fans ausverkauft

In dem ganzen Rummel muss einer weiter kühlen Kopf bewahren: Olaf Janßen (55). Der Viktoria-Trainer will nicht nur staunender Zaungast beim Auftritt der Bayern sein. Nach dem starken Saisonstart mit zehn Punkten in sechs Spielen gegen starke Gegner will der Coach seinem Team Selbstbewusstsein einimpfen.

„Es gehört zur seriösen Vorbereitung dazu, sich zu überlegen: Was ist, wenn wir gewinnen“, sagte Janßen am Dienstag: „Falls dieser Fall eintreffen sollte, sind wir sehr kreativ und werden uns was ganz Besonderes einfallen lassen. Da kennen meine Spieler mich gut genug. Das würde dann sehr außergewöhnlich, da bin ich mir sicher.“

Der Coach weiß, wie man die Bayern ärgert. Es war der 13. Oktober 1990, als der 1. FC Köln am zehnten Bundesliga-Spieltag im Müngersdorfer Stadion die Bayern empfing.

Bei den Gastgebern, trainiert damals von Erich Rutemöller (77), liefen neben Janßen auch der jetzige Bundestrainer Hansi Flick (57) und Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich (58) auf. Die Gäste kamen mit Trainer Jupp Heynckes (77) an den Rhein – und flogen frustriert zurück.

Beim 4:0-Sieg legte Janßen eine Gala-Leistung hin, erzielte das 2:0 und legte Maurice Banach (†24) das 3:0 auf. Frank Ordenewitz (57) und Ralf Sturm (53) schossen die weiteren Kölner Tore, gleich drei Spieler flogen in der Partie vom Platz. Am Saisonende feierte der 1. FC Kaiserslautern – in Köln – die Meisterschaft, Bayern wurde nur Zweiter, Köln Siebter.

Olaf Janßen (Köln, Mitte) dribbelt gegen Hans Pflügler (Bayern).

Nicht vom Ball zu trennen: Olaf Janßen am 13. Oktober 1990 im Trikot des 1. FC Köln gegen den FC Bayern mit Hans Pflügler (r.) und Jürgen Kohler.

„Das war wahrscheinlich mein bestes Bundesliga-Spiel. Das bleibt immer in Erinnerung“, sagte Janßen zu EXPRESS.de. Der Tag hatte noch etwas Besonderes: Flick hatte schon im Vorfeld die gesamte Mannschaft nach dem Spiel zu sich nach Hause nach Weilerswist eingeladen. „Wahrscheinlich hat uns das doppelt motiviert“, sagte Janßen: „Wir wollten mit möglichst fröhlichem Gesicht feiern.“

Allerdings stieß der Viktoria-Trainer erst nachts hinzu. Als überragender Akteur der Partie war der Mittelfeldspieler spontan ins „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF eingeladen worden. Aus dem Studio richtete er Grüße ins Haus Flick. „Es war ja davon auszugehen, dass die Party etwas größer ausfallen wird“, sagte er lachend: „Die Bayern 4:0 aus dem Stadion zu schießen, passiert nicht alle Tage.“

Die Begegnung vor 32 Jahren taugt am Mittwoch allerdings nur bedingt als Motivationshilfe. „Schließlich kann man den FC von damals kaum mit der Viktoria von heute vergleichen. Aber eine Botschaft gilt erneut: Wir brauchen vor niemandem Angst zu haben.“

Deshalb will Viktorias Coach sein Team gegen die Bayern-Star-Truppe mutig einstellen. „Wir wollen unsere DNA auf den Platz bringen. Vielleicht kassieren wir dadurch ein paar Tore mehr, als wenn wir uns hinten reinstellen. Dann schlucke ich aber lieber ein paar mehr Pillen“, gibt er als Devise vor.

„Es gibt eine theoretische Möglichkeit. Die liegt aber vielleicht im Promille-Bereich“, sagte er offen: „Dennoch treten wir an, um sie zu nutzen. Was wir auf keinen Fall wollen, ist, hinterher dastehen und sagen: Hätten wir uns mal getraut.“

Olaf Janßen: „Ben Voll muss Yann Sommer in den Schatten stellen“

Im Vorjahr schrammte der Drittligist am Abstieg vorbei, nun freut er sich auf den Kracher im ausverkauften FC-Stadion. „Solch ein Spiel werden viele aus meiner Mannschaft nur einmal erleben. Deshalb sollen sie es auch genießen. Ich habe ihnen am Sonntagvormittag gesagt, dass ich ab jetzt jeden nur noch grinsen sehen möchte“, sagt der Coach zu EXPRESS.de. „Dieses Spiel ist ja ein Geschenk. Und so sehen wir das auch. Wir werden das Ergebnis mit Fassung tragen. Egal, wie es aussehen wird.“

Weniger Grund zum Lachen dürfte Viktorias Keeper Ben Voll (21) haben. Auf den dürfte Schwerstarbeit warten. Am vergangenen Samstag ärgerte Gladbachs Torwart Yann Sommer (33) die Münchner mit sensationellen Paraden und stoppte so die Angriffswellen. „Ben muss Yann in den Schatten stellen“, lautet Janßens Vorgabe. „Wir werden versuchen, Lösungen zu finden, das wird aber nicht so einfach.“