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100 Tage im AmtDFB-Boss Neuendorf startet Umfrage zu „Die Mannschaft“ – klare Kritik an Katar und Infantino

DFB-Präsident Bernd Neuendorf applaudiert auf der Tribüne.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf (hier am 4. Juni 2022 beim Länderspiel in Italien) kann auf die ersten 100 Tage seiner Amtszeit zurückblicken.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat nach gut drei Monaten im Amt ein positives Zwischenfazit gezogen. Für die meisten Debatten sorgt die bevorstehende WM in Katar und die Nationalmannschaft.

von Marcel Schwamborn (msw)

Er hat sich auf den Schleudersitz im Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewagt. Die Vorgänger von Bernd Neuendorf (60) mussten ihren Posten als Präsident meist unfreiwillig vorzeitig räumen. Seit 100 Tagen ist nun der Rheinländer an der DFB-Spitze aktiv.

„Es ist schon gelungen, eine gewisse Stabilität in den Verband zurückzubringen. Das ist auch dringend erforderlich angesichts der Aufgaben“, sagte Neuendorf am Montag (20. Juni 2022) in einer Medienrunde, an der auch EXPRESS.de teilnahm. Wie kompliziert und vielfältig die Aufgaben sind, wurde auch dabei deutlich.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf: „Debatte um ‚Die Mannschaft‘ wabert“

Neuendorf über…

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…die Debatte um den Begriff „Die Mannschaft“: „Die Debatte wird ja sehr emotional geführt und ist zum Symbolthema geworden für die Nähe oder Distanz der Mannschaft zu den Fans und der Gesellschaft. Bisher gibt es Meinungsbilder, die Debatte wabert, ich kenne auch die Haltung von Hans-Joachim Watzke in der Frage. Ich habe aber angeregt, dass wir zeitnah eine gesellschaftlich repräsentative Umfrage machen, nicht nur unter Fußball-Anhängern. Wir werden es nicht davon abhängig machen, sie soll aber das Meinungsbild für die Gremien abrunden und unser Bild verfestigen. Wir brauchen noch ein bisschen mehr Gewissheit. Ende Juli wird es Sitzungen geben der zuständigen Gremien, wo wir dann zu einer Entscheidung kommen werden. Es gibt einen Endpunkt – ich bin kein Freund endloser Geschichten“.

…den Wirbel rund um ein Anti-Katar-Banner beim Länderspiel in Mönchengladbach: „Die Maßnahme durch die Polizei hat nicht stattgefunden, weil sie sich gegen den Prostest an sich oder die Aussagen auf dem Plakat gerichtet hat. Im Gegenteil: Ich unterstütze das, was dort an Protest artikuliert worden ist. Ich habe mehrfach auf meine kritische Haltung zu Katar hingewiesen. Wenn angefragt worden wäre, hätten wir dieses Plakat genehmigt. Diese Aussage muss möglich sein. Sie ist nicht nur von der Meinungsfreiheit gedeckt, die kritische Haltung gegenüber Katar entspricht auch der Position des DFB. Hier wurde nur aus einem Sicherheitsinteresse und aus einer Verantwortung der anderen Fans gegenüber gehandelt.“

Neuendorf: DFB hätte Anti-Katar-Banner in Gladbach genehmigt

…die Erwartungen an die Nationalmannschaft in Katar: „In Richtung Katar haben wir uns schon gut positioniert. Wir lassen es nicht darauf beruhen. Wir müssen der Mannschaft nichts abverlangen. Die Spieler haben eine hohe Sensibilität für das Thema, kennen die Situation vor Ort, sind interessiert an den Vorgängen. Es gibt eine UEFA-Gruppe mit allen qualifizierten Nationen. Wir wollen als Europäer eine Haltung zeigen, die wir miteinander abstimmen. Es wird weiter einen Austausch mit der Mannschaft geben. Wir werden vor Ort Flagge zeigen. Mit welchen konkreten Maßnahmen, das kann ich noch nicht sagen.“

Bundesregierung unterstützt DFB bei Haltung gegen Super League

…die Pläne einer Super League: „Der Sport muss schon deutlich machen - dieses Thema kann man nicht hoch genug bewerten – dass er dem Allgemeinwohl dienen möchte und nicht den Interessen weniger. Die Pläne der Super League sind ein Frontalangriff auf das europäische Sportmodell. Für den 11. und 12. Juli sind mündliche Verhandlungen vor dem Europäischen Gerichtshof angesetzt. Die Bundesregierung plant, bei dem Termin vertreten zu sein. Ich bin Nancy Faeser dankbar, dass man hier als Sportministerium klar Position bezieht. Die wenigsten wissen, dass die Einnahmen der großen Wettbewerbe wie der Champions League auch erheblich zur Finanzierung des Breitensports beiträgt. Eine Superliga würde dem weniger dienen. Das kann nicht im Interesse unseres Sports sein.“

…seine Haltung zu FIFA-Präsident Gianni Infantino, der die WM in Katar zur besten aller Zeiten gepriesen hat: „Ich registriere, dass an der einen oder anderen Stelle Kritik laut wird an Infantino. Er ist in Teilen umstritten. Wichtig ist, persönlich mit ihm in den Austausch zu kommen. Ich freue mich erst mal grundsätzlich auf die WM, was das Sportliche betrifft. Die ganzen Umstände sind schon so, dass sie sicher fragwürdig sind. Es ist eine Veranstaltung, bei der man sagt, ob es die größte und tollste Veranstaltung aller Zeiten wird – da würde ich mal ein Fragezeichen dahinter machen.“

…die Entwicklung beim DFB insgesamt: „Ich möchte eine produktive Unruhe im Verband. Ich brauche Ideen, Gedanken und Kreativität. Menschlich und atmosphärisch ist uns der Start gut gelungen. Wir haben sehr gut, intensiv und vertraulich diskutiert in den Gremien. Auch das Verhältnis zur DFL hat sich spürbar entspannt. Vor dem Bundestag sind wir als Getriebener rübergekommen. Jetzt sind wir eine treibende Kraft. Wir dürfen nicht mehr so stark um uns selber kreisen. Wir haben einen Anspruch, den Fußball in den Mittelpunkt zu stellen.“

…Aufgaben im Breitensport: „Die Verdrahtung in die Politik hat enorm zugenommen. Mit Blick auf die 25.000 Vereine müssen wir uns um den Kernbetrieb kümmern. Es gibt 41.000 Fußballplätze in Deutschland, wo bei vielen dringend Verbesserungsbedarf herrscht. Das habe ich auch schon an den Kanzler geschrieben. Die hohen Energiekosten betreffen zudem auch die gemeinnützigen Vereine. Wir müssen überlegen, wie wir Vereine entlasten können.“