Daten zeigen überraschende EntwicklungGeister-Liga: Es rappelt nach dem Re-Start

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Es geht zur Sache: Im Schnitt foulen die Teams nach der Corona-Pause öfter. Hier reißt der Mainzer Edimilson Fernandes den Kölner Kapitän Jonas Hector im Duell am 26. Spieltag um.

von Anton Kostudis (kos)

Köln – Wenn am Wochenende in der Bundesliga zum letzten Mal in dieser Saison der Ball rollt, geht die bislang denkwürdigste Spielzeit der Geschichte zu Ende.

Tatsächlich ist auch das Spiel auf dem Rasen nach dem Re-Start ein anderes gewesen. Daten zeigen: Es wird mehr gefoult, mehr gerannt – und seltener getroffen.

Fredi Bobic erwartete Torreigen nach dem Re-Start – doch es kam anders

Fredi Bobic (48) lag also am Ende falsch. Der Sportboss der Frankfurter Eintracht hatte vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs prognostiziert, dass es wahrscheinlich „auch mal ein 5:5 geben“ könnte.

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Der Ex-Knipser vermutete, dass die schwierigen Corona-Umstände vor dem Re-Start für deutliche Leistungsunterschiede – und mehr Tore – sorgen würden. Doch es sollte anders kommen, wie die Daten nach der Corona-Pause zeigen.

Es fallen weniger Tore

An den acht Spieltagen nach der Corona-Unterbrechung sind im Schnitt 3,01 Treffer pro Partie gefallen. Dieser Wert ist zwar höher als jene der vergangenen Bundesliga-Spielzeiten – liegt aber deutlich unter dem Wert der ersten 25 Spieltage vor der Corona-Pause (3,25).

Dennoch: Die Bundesliga steuert aktuell auf die torreichste Saison seit 1986/87 zu. Damals fielen 990 Treffer. Vor dem letzten Spieltag an diesem Wochenende wurden in der laufenden Spielzeit bislang bereits 948 erzielt.

Es wird öfter gefoult

Die Agentur Global Soccer Network hat einen Anstieg der Foulspiele nach der Corona-Pause ermittelt. „Tendenziell hat die Aggressivität der Profis in den Geister-Partien deutlich zugenommen“, erklärt GSN-Boss Dustin Böttger (35). 

„Wir haben bei den Spielen nach der Corona-Pause einen Anstieg von durchschnittlich 24 auf 26 Fouls pro Partie ermittelt. Weiterhin ist zu beobachten, dass die Mannschaften häufiger und eher ins Pressing gehen. Wir müssen aber abwarten, ob sich diese Tendenz in künftigen Geisterspielen bestätigt“, sagt Böttger dem EXPRESS.

Hakimi_Müller_BVB_Bayern

Auch im Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am 28. Spieltag ging es ordentlich zur Sache, so wie hier beim Zweikampf von Achraf Hakimi und Thomas Müller.

Mehr Sprints & Kilometer

Auch wer dachte, die Teams lassen es in puncto Laufbereitschaft nach der unfreiwilligen Pause ruhiger angehen, irrte sich. Denn das Gegenteil ist der Fall: Im Schnitt laufen die Bundesliga-Teams in den Geisterspielen drei Kilometer mehr pro Partie. Außerdem hat Global Soccer Network ermittelt: Jede Mannschaft sprintet im Durchschnitt 13-mal mehr pro Spiel.

Mehr Auswärtssiege

Unter den leeren Rängen hat auch die Heimstärke der Mannschaften gelitten. Vor der Unterbrechung gewannen die Teams 43,3 Prozent ihrer Heimspiele, danach sind es nur noch 27,4 Prozent. Dabei erzielten die Auswärtsmannschaften auch deutlich mehr Tore als die jeweiligen Gastgeber (123 gegenüber 97). In den Spielen vor der Pause hatten noch die Heimtore (391) gegenüber den Auswärtstreffern (337) vorn gelegen.

Kaum Tabellensprünge

Die Kräfteverhältnisse sind nach der Corona-Pause weitestgehend dieselben geblieben. Die Top fünf vor der Pause ist auch die vor dem letzten Spieltag. Und auch die letzten drei Plätze in der Tabelle belegen dieselben Teams. Wenngleich Bremen und Düsseldorf noch die Plätze tauschen könnten.

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Kein TV-Aufschwung

Obwohl viele Fans die Wiederaufnahme des Spielbetriebs herbeigesehnt hatten, gehen die TV-Zuschauerzahlen zurück. Die „Sportschau“ in der ARD wollten nach der Pause zwischenzeitlich nur noch 3,30 Millionen Menschen sehen. Vor der Unterbrechung sahen im Schnitt 4,81 Millionen am Samstagabend zu.