Viel Arbeit für SchultzDie Erkenntnisse aus dem FC-Test in Essen: „Nicht mit einverstanden“

Timo Schultz beim Spiel gegen Essen.

Timo Schultz feierte beim Test gegen Rot-Weiss Essen (6. Januar 2024) sein Debüt als Trainer des 1. FC Köln. 

Timo Schultz kam bei seinem Debüt nicht über ein 4:4 in Essen hinaus. Die Erkenntnis des Testspiels ist: Der 1. FC Köln hat eine Woche vor dem Bundesliga-Start gegen Heidenheim noch viel Arbeit vor sich.

von Jürgen Kemper (kem)

Es wird Timo Schultz (46) unter dem Strich nicht gefallen haben, was er da beim 4:4-Testkick bei Rot-Weiss Essen (6. Januar 2024) von seinem 1. FC Köln zu sehen bekam.

Der Drittligist war – zumindest als die A-Elf noch auf dem Platz stand – die klar spielbestimmende Mannschaft, spielte den schnörkellosen Fußball nach vorne, den der FC auch so gerne mal wieder spielen würde und ließ den Bundesligisten in einigen Situationen ganz schön alt aussehen. „Mit der ersten halben Stunde bin ich überhaupt nicht einverstanden“, resümierte der neue FC-Trainer.

Die dringlichsten Baustellen für Timo Schultz beim FC

Eine Woche vor dem Bundesliga-Start ins neue Jahr gegen den 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr, Sky und im Liveticker auf EXPRESS.de) wartet noch viel Arbeit auf den neuen FC-Coach. Diese Dinge muss Schultz anpacken.

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Individuelle Fehler abstellen: Es war mal wieder zum Haare raufen. Der FC bringt sich mit unerklärlichen individuellen Aussetzern selbst in Bedrängnis. In Essen nahm das Dilemma bereits nach 24 Sekunden seinen Lauf, als die halbe Defensive nach einem Ballverlust pennte und es hinten prompt klingelte. In der Folge luden Timo Hübers, der einen rabenschwarzen Nachmittag erwischte, und Youngster Elias Bakatukanda die Essener regelrecht zum Tore schießen ein.

Hübers ließ sich ohne große Gegenwehr im eigenen Strafraum übel vernaschen, Bakatukanda verlor in der letzten Linie auf schwierigem Geläuf den Halt und rutschte als letzter Mann weg. Zwei Patzer, zwei Gegentore! Fehler, die kommende Woche unter keinen Umständen passieren dürfen

„In der letzten Linie waren Situationen dabei, in denen wir zu viel Risiko eingegangen sind“, sagte Schultz, der andeutete, dass er in solchen Situationen auch mal laut werden kann: „Vor allem, wenn wir irgendwo etwas liegen lassen und ich das Gefühl habe, wir werden nachlässig“, so der FC-Trainer.

Die Defensive stabilisieren: Vier Gegentore gegen einen Drittligisten sind einfach zu viel – Testspiel hin oder her. Dem FC läuft die Zeit davon, bereits in einer Woche wird es ernst. Dann ist die Zeit der Ausreden vorbei. Damit es gegen den Aufsteiger kein böses Erwachen gibt, braucht es mehr defensive Stabilität.

Das war offenbar auch Schultz‘ wichtigste Erkenntnis aus der Generalprobe. Er sagt: „Wir haben in den Phasen, nachdem wir die Bälle verloren haben, zu viel zugelassen. Wir müssen weniger Risiko eingehen im Ballbesitz und insgesamt stabiler werden. Daran müssen wir arbeiten. Das wird der Schwerpunkt bis Heidenheim sein.“

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Die Spielidee umsetzen: Das Bällchen lief, die Angriffe wurden schnörkellos vorgetragen, beim Umschalten griff ein Rädchen ins andere – das galt aber leider nur für Essen. Denn der FC tat sich wie schon in den letzten Wochen und Monaten unter Steffen Baumgart (52) schwer, die eigene Spielidee umzusetzen.

Schultz will eigentlich aktiv, aggressiv und vorwärts denkend spielen lassen. In Essen war davon aufgrund von zu vielen Ungenauigkeiten aber wenig zu sehen. „Wir wollten mutig sein und immer wieder in die Schnittstellen reinspielen, das haben wir versucht umzusetzen. Wir hatten aber leider zu viele Ballverluste“, sagte der FC-Trainer.

Timo Schultz auf der Suche nach seiner FC-Startelf

Eine Startelf finden, die bereit ist: Ein Spiel und einige wenige Trainingseinheiten müssen genügen, um die Elf zu finden, die es gegen Heidenheim richten soll. Der Druck ist groß, einen Ausrutscher darf sich der FC nicht erlauben. Im Gegenteil, im Prinzip ist ein Sieg Pflicht, sonst wäre Heidenheim mit Beginn der Rückrunde schon enteilt.

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Wer ist bereit dafür? Wer konnte den Rucksack der letzten Wochen ablegen? Wer übernimmt Verantwortung und geht voran? „So ein Spiel hilft mir weiter, zu sehen, wer bereit ist und andere Jungs mitreißen kann. Jedes Training und jedes Spiel geben mir Aufschlüsse. Die Zeit ist kurz“, sagt Schultz über den Auswahlprozess.

Aus der Viererkette darf sich wohl nur Timo Hübers – trotz seines Wackel-Auftritts – Hoffnungen auf die Startelf machen. Noah Katterbach konnte sich bei seinem Comeback ebenso wenig empfehlen wie Mathias Olesen, der ohnehin noch verliehen werden soll.

In der Offensive ruhen die Hoffnungen nach den Eindrücken aus Essen auf Luca Waldschmidt und vor allem auf Jan Thielmann. Die Energie und die Leidenschaft, die der Youngster an den Tag legt, sind beispiellos beim FC. Genau das braucht die Mannschaft im knüppelharten Abstiegskampf.

Timo Schultz hat FC-Talente im Blick

Die Jugend reinwerfen: Schultz ist ein Trainer, der auf die Jugend setzt. Das muss er jetzt beim FC beweisen. Die jungen Wilden haben in Essen bewiesen, dass sie in der aktuellen Situation durchaus Akzente setzen können.

Jaka Cuber Potocnik feierte ein beachtliches Debüt, leitete in seinem Kurz-Einsatz prompt den ersten Kölner Treffer mit ein. Schade nur, dass der junge Slowene erst im März wieder spielberechtigt ist.

Sofort einsatzfähig wäre Justin Diehl, der die Zuschauer nicht nur mit einer außergewöhnlichen Ballannahme verzückte. Der Angreifer sprühte vor Spielfreude und war einer der wenigen, die auch mal ins Risiko gingen.

„Er macht einen sehr klaren Eindruck. Man sieht seine enorme Qualität. Er sucht immer das Eins-gegen-eins, er muss sich nur noch etwas an die Körperlichkeit gewöhnen. Es ist aber normal, dass jemand wie er in dem einen oder anderen Zweikampf Lehrgeld bezahlen muss“, sagte Schultz über den Youngster.

Dazu scharrt Meiko Wäschenbach beständig mit den Hufen, will beweisen, dass es ein Fehler war, ihn ein halbes Jahr links liegenzulassen. Sie alle hoffen auf die Chance, die sie unter Baumgart nie bekamen.