Nachdem bereits das Team Stobbe und das Team Stroman über die geplanten Strukturreformen beim 1. FC Köln gesprochen hat, äußert sich jetzt das Team Adenauer.
„Äußerst fragwürdig“Team Adenauer über FC-Strukturen
Beim 1. FC Köln stehen am 27. September 2025 auf der Mitgliederversammlung im Rhein-Energie-Stadion Vorstandswahlen an. Im Wahlkampf ein viel diskutiertes Thema: Wie geht es strukturell weiter beim FC?
EXPRESS.de hatte allen drei Teams Fragen zu den Zukunftsplänen geschickt, zudem mit Professor Dr. Alexander Scheuch von der Jura-Universität Bonn einen unabhängigen Experten befragt. Jetzt sprechen Sven Adenauer und Thorsten Kiesewetter über die Thematik:
Team Adenauer lehnt Rückführung in den e.V. beim 1. FC Köln ab
Das Team Stobbe will prüfen, ob man den 1. FC Köln zurück in den e.V. führen kann – was halten sie von den Plänen?
Thorsten Kiesewetter: Eine Rückführung der Profiabteilung in einen eingetragenen Verein (e.V.) lehnen wir ab. Diese Rückführung ist sehr kritisch und mit erheblichen rechtlichen und steuerlichen Risiken verbunden. Auch das Thema Markenrechte wird so nicht gelöst, weil die schon derzeit nicht vor einer Insolvenz geschützten Rechte weiterhin ungeschützt wären. Wir wollen zum Beispiel, dass wir – wie bisher – unser Logo mit dem Hennes auf Tassen, T-Shirts, Trikots oder Hoodies drucken können und die Erlöse aus dem Verkauf in den Verein fließen. Die Corporate Governance eines e.V. eignen sich nicht für die Profi-Abteilung des FC. Die Mitglieder sollten keinen direkten Einfluss auf die operative Geschäftsführung ausüben.
Welche Szenarien sind denkbar?
Thorsten Kiesewetter: Die Lizenzabteilung des 1. FC Köln ist im Jahr 2002 in eine GmbH & Co KGaA ausgegliedert worden. Diese Rechtsform wurde gewählt, um einen Einstieg von Investoren zu ermöglichen. Weil der FC Köln investorenfrei bleiben möchte, ist diese komplizierte Rechtsform nicht mehr notwendig. Daher bietet sich eine Umwandlung in eine GmbH an. Somit würde ein verpflichtender Aufsichtsrat wegfallen und es gibt nur noch eine Gesellschaftsform statt zwei. Auf der anderen Seite ist die Umwandlung mit Kosten und zeitlichen Aufwand verbunden.
Könnten weitere Gremien abgeschafft werden, sodass nur noch der Mitgliederrat das Sagen hat?
Sven Adenauer: Die wichtigsten Gremien sind die Mitgliederversammlung und der Vorstand. Der Mitgliederrat ist ein Kontrollgremium für den Vorstand. Dieser Aufgabenbereich darf auch zukünftig nicht überschritten werden. Deshalb wird es mit uns keine Rückführung in den e.V. geben. Bei einem Rechtsformwechsel könnte mit dem Aufsichtsrat der KGaA ein Gremium entfallen. In den übrigen Gremien des Vereins sitzen viele kluge Köpfe und wir wollen die Zusammenarbeit wieder stärken und die Strukturen gemeinsam reformieren.
Es gibt die These, dass die Ultras den Verein übernehmen wollen – was sagen sie dazu?
Sven Adenauer: Bei der Wahl des aus maximal 15 Kandidaten bestehenden Mitgliederrats regelt die Satzung, dass jedes stimmberechtigte Mitglied bei jedem zur Wahl stehenden Kandidaten mit Ja, Nein oder Enthaltung stimmen darf. Das hatte im Vorjahr zur Folge, dass von den damals rund 90.000 stimmberechtigten Mitgliedern (Stand 24. September 2024) in einer über sechsstündigen Mitgliederversammlung nur rund 1200 Mitglieder die Kandidaten des Mitgliederrats gewählt haben. Die zwölf gewählten Mitgliederräte rekrutieren sich aus den Personen, die der Südkurve 1. FC Köln e.V. zur Wahl empfohlen hatte. Auf Platz 13 folgte Herr Gottfried Rüßmann (Vorstandsvorsitzender der DEVK), der 361 Ja-Stimmen, aber 829 Nein-Stimmen erhielt und somit nicht in den Mitgliederrat gewählt wurde. Dieses Wahlprozedere ist äußerst fragwürdig. Die Wahlbeteiligung muss zudem deutlich höher als bei rund 1,3 Prozent liegen. Der Südkurve 1. FC Köln e.V.zieht auf seiner Homepage ein Fazit zur Mitgliederversammlung 2024 und schreibt, dass es jedem Mitglied frei steht, eigene Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, ob es zur Mitgliederversammlung anreist oder nicht. Das ist grundsätzlich richtig. Wir haben bei unseren weit über tausend Gesprächen mit den Mitgliedern in den vergangenen Monaten aber zurückgespielt bekommen, dass dieses Verfahren sehr fragwürdig ist. Es gibt viele Mitglieder, die aufgrund der Entfernung, alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen nicht vor Ort sein können, aber unbedingt von ihrem Abstimmungsrecht Gebrauch machen wollen. Daher setzen wir uns für die Durchführung einer hybriden Mitgliederversammlung ein und zudem dafür, die Stimme per Briefwahl abgeben zu können.
Welche konkreten Pläne verfolgt ihr Team, um den FC neu aufzustellen?
Thorsten Kiesewetter: Neben der Frage der Rechtsform muss die Absicherung der Markenrechte geklärt werden. Aktuell sind diese in der KGaA bilanziert und bergen somit ein insolvenzrechtliches Risiko. Aus diesem Grund wäre eine Rückholung der Marke in den e.V. vorteilhaft. Insbesondere steuerrechtliche Auswirkungen müssten dafür vorher geprüft werden. Eine gleichzeitige Rückführung der Markenrechte und der Lizenzabteilung ergibt jedenfalls keinen Sinn, weil dies das Insolvenzrisiko gerade nicht löst.
Das Team Stroman will zurück in die GmbH. Was halten sie davon?
Thorsten Kiesewetter: Der überwiegende Teil der Bundesligisten wird als Kapitalgesellschaft geführt, also als GmbH, AG oder KGaA. Damit befindet sich die FC-Köln GmbH & Co. KGaA jetzt schon in prominenter Gesellschaft. Weil die aktuelle Gesellschaftsform unter anderem einen Aufsichtsrat erfordert und aus zwei Gesellschaften besteht, wäre eine GmbH eine sinnvolle Alternative.
Eine neue Vereinsstruktur könnte auch Auswirkungen für die Geschäftsführung haben. Haben sie ein Gespür für die Stimmung auf der Geschäftsstelle? Wie stehen Türoff, Liesenfeld oder Kessler zu den verschiedenen Plänen?
Sven Adenauer: Nach Vereinsrecht liegt die Vertretungsmacht ausschließlich beim Vorstand. Der Geschäftsführer, der nicht gleichzeitig auch Vorstandsmitglied ist, ist kein vertretungsberechtigtes Organ des Vereins. Es gibt aber mehrere Möglichkeiten, wie ein Geschäftsführer rechtlich in die Vereinsorganisation eines e. V. eingebunden werden kann. Der ‚besondere Vertreter‘ beispielsweise kann klar definierte Kompetenzen übernehmen. Damit wäre die Geschäftsführung nicht mehr hauptverantwortlich für das operative Geschäft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der verminderte Verantwortungsbereich und Einfluss förderlich sind im Kampf um die besten Führungskräfte im Profifußball. Wie Philipp Türoff, Philipp Liesenfeld und Thomas Kessler, der zurzeit noch kein Teil der Geschäftsführung ist, zu den Plänen stehen, können nur die drei direkt beantworten. Wir wollen, wenn wir gewählt werden sollten, mit den Dreien konstruktiv über unsere Vorstellungen der Vereinsführung sprechen. Wir sehen uns als Sparringspartner der Geschäftsführung, die aus unserer Sicht vom Spielfeldrand momentan sehr gut aufgestellt ist.
Was wäre ihrer Meinung nach das Beste für den 1. FC Köln?
Thorsten Kiesewetter: Die Lizenzabteilung des 1. FC Köln muss als Kapitalgesellschaft geführt werden und nicht als e.V.. Die GmbH bietet sich hierfür grundsätzlich an. Bei einem Rechtsformwechsel müssen alle steuerlichen und sonstigen Risiken mit dem Nutzen abgewogen werden. Sollten die Risiken zu groß sein, schließen wir auch einen Fortbestand als GmbH & Co. KGaA nicht aus.