FC-Kommentar: Notorische Chancen-Allergie: Jetzt muss Schultz seine Kernkompetenz nachweisen

FC-KommentarNotorische Chancen-Allergie: Jetzt muss Schultz seine Kernkompetenz nachweisen

1. FC Köln gegen Werder Bremen: Trainer Timo Schultz (Köln) vor der Bank — Copyright: Herbert Bucco
Trainer Timo Schultz (1. FC Köln) beim Spiel am 16. Februar 2024 gegen Werder Bremen (0:1).

Der 1. FC Köln musste eine bittere Pleite gegen Werder Bremen einstecken. Alarmierend war vor allem die Kölner Harmlosigkeit vor dem Tor. Selbst bei Timo Schultz schrillen die Alarm-Glocken.

18.02.2024, 21:50

von Jürgen Kemper (kem)

Der 1. FC Köln kassierte bei der Niederlage gegen Werder Bremen (16. Februar 2024) einen herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Die Mannschaft von Timo Schultz (46) entwickelte auch gegen die Grün-Weißen zum wiederholten Mal kaum Torgefahr. „So wird es am Ende nicht reichen“, stellte der FC-Coach nach Schlusspfiff zu Recht fest. Ein Kommentar.

Puh, das war ganz schön schwere Kost, was der FC und Werder Bremen da im Rhein-Energie-Stadion auftischten. Das Spiel bewegte sich fast über die gesamte Dauer am Rand des Erträglichen. Ein Fehlpass hier, ein Stockfehler da, Ballverluste überall.

1. FC Köln: Fünf Stürmer, keine Torgefahr

Abstiegskampf muss nicht immer schön sein, darf auch mal dreckig sein – wenn unter dem Strich das richtige Ergebnis rauskommt. Gegen Werder passte gar nichts! Zu der völlig destruktiven Spielweise gesellte sich auch noch eine notorische Chancen-Allergie.

Zwei, drei gefährliche Abschlüsse will Timo Schultz gezählt haben, ohne FC-Brille fiel das Fazit wohl noch ernüchternder aus. Das war an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Obwohl der FC am Ende mit fünf (!) nominellen Stürmern auf dem Platz stand, hatte man nicht das Gefühl, dass es in irgendeiner Art und Weise noch mal gefährlich vor dem Bremer Tor werden könnte.

Die beiden vergangenen Auftritte erinnerten stark an die letzten Wochen unter Steffen Baumgart, wo man ebenfalls nicht mehr so recht wusste, wie genau man eigentlich ein Tor (aus dem Spiel heraus) erzielen sollte. Nur über Standards (Hoffenheim) oder wenn der Gegner kräftig mithilft (Frankfurt) wird es aktuell gefährlich, ansonsten herrscht tote Hose im Strafraum. 15 Tore nach 22 Spielen sprechen eine vernichtende Sprache. „So wird das nicht reichen“, sagt Schultz nicht ohne Grund.

1. FC Köln in der Einzelkritik

Die Noten der FC-Profis im Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen

Max Finkgräfe behauptet den Ball gegen Mitchell Weiser. — Copyright: dpa
Max Finkgräfe und der 1. FC Köln hatten am 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga Werder Bremen zu Gast (16. Februar 2024). Diese EXPRESS.de-Noten verdienten sich die Profis von Timo Schultz.

Marvin Schwäbe im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Marvin Schwäbe:** Bekam zunächst wenig auf die Kiste, war eher im Spielaufbau gefordert. Sah beim Gegentor dann gar nicht gut aus, als der Ball durch den Fünfer und an ihm vorbei segelte. **Note: 5**

Benno Schmitz im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Benno Schmitz:** Hatte immer wieder unendlich Platz auf seiner Seite, konnte mit seinen Hereingaben allerdings kaum Kapital daraus schlagen. Kam beim Gegentor zu spät gegen Njinmah. **Note: 4,5**

Timo Hübers im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Timo Hübers:** Hatte insgesamt wenig Mühe mit Bremens Offensiven, tat sich dafür deutlich schwerer mit dem Spielaufbau. Wusste meist nicht so recht, wohin mit der Kugel. **Note: 3,5**

Luca Kilian (1. FC Köln) in Aktion. — Copyright: Herbert Bucco
**Luca Kilian:** Machte als Chabot-Ersatz ein solides Spiel, wirkte meist konzentriert. An ihm lag es an diesem Abend nicht. **Note: 3,5**

Max Finkgräfe vom 1. FC Köln im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Max Finkgräfe:** Startete mit einem bösen Ballverlust in die Partie. War erneut mit viel Dampf unterwegs, hatte aber auch einige Wackler drin. Wirkte leicht überdreht. Konnte die Flanke vor dem 0:1 nicht verhindern. **Note: 4**

Eric Martel im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Eric Martel:** Hatte wie sein Nebenmann Schwierigkeiten, das Spiel an sich zu reißen. Das Kölner Zentrum wirkte oft verwaist. **Note: 4,5**

Denis Huseinbasic vom 1. FC Köln im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Denis Huseinbasic:** Kam nicht in den Spielfluss. Fehlte oft als Anspielstation für die Innenverteidiger und leistete sich dazu noch einige ärgerliche Ballverluste. **Note: 4,5**

Dejan Ljubicic im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Dejan Ljubicic:** Versuchte unentwegt etwas zu bewegen, der Ertrag hielt sich allerdings in Grenzen. Seinen Kopfball kratzte Friedl gerade noch so von der Linie. **Note: 4**

Florian Kainz im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Florian Kainz**: Fiel im ersten Durchgang nur durch sein Tête-à-Tête mit Schmid und missglückte Steckpässe auf. Insgesamt ein unglücklicher Auftritt gegen seinen Ex-Klub. **Note: 5**

Linton Maina im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**Linton Maina:** Kehrte für den erkrankten Alidou zurück in die Startelf. Sorgte für Betrieb und beschäftigte die Bremer Abwehr, strahlte dabei aber auch nicht wirklich Torgefahr aus. **Note: 4**

Jan Thielmann beim Spiel des 1. FC Köln im Einsatz. — Copyright: Herbert Bucco
**Jan Thielmann:** Hatte die beste Chance in Halbzeit eins, da fehlte nicht viel. Danach vor dem Tor nicht mehr zu sehen. Verrichtete vor allem nach hinten wichtige Dreckarbeit. **Note: 4**

Justin Diehl im Trikot des 1. FC Köln. — Copyright: Herbert Bucco
**ab 68. Justin Diehl:** Versuchte wie immer, wenn er bislang ran durfte, Alarm zu machen. Doch auch ihm fehlte an diesem Abend das nötige Fortune. **Note: 4**

Jacob Christensen im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**ab 74. Jacob Christensen:** Wirkte nervös, als er reinkam, anders waren seine unnötigen Fehlpässe nicht zu erklären. **Note: -**

Sargis Adamyan im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**ab 74. Sargis Adamyan:** Hatte seine einzig auffällige Aktion, als er den Freistoß für Finkgräfe rausholte. Viel mehr kam nicht von ihm. **Note: -**

Florian Dietz im Porträt. — Copyright: Herbert Bucco
**ab 84. Florian Dietz:** Kam mit Sturm-Kollege Tigges für die Schluss-Offensive. Blieb allerdings blass und ohne Aktion. **Note: -**

1. FC Köln: Portrait von Steffen Tigges — Copyright: Herbert Bucco
**ab 84. Steffen Tigges:** Sollte gegen seinen Lieblingsgegner für den Lucky Punch sorgen, der blieb jedoch aus. **Note: -**

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Für Siege braucht es Tore, für Tore braucht es Mut und Risiko. Da ist nun der Coach gefragt. Mehr volle Pulle, Schulle! Den Nachweis, ein Offensiv-Trainer mit herausragenden Attacke-Statistiken zu sein, blieb er bislang jedenfalls schuldig. Das mag zwar zum Teil der prekären Situation geschuldet sein, ist aber keine Entschuldigung für fehlende Balance.

Denn während sein Credo „Hinten muss die Null stehen“ zwar für sichtbar mehr Stabilität gesorgt hat, ist das Offensivspiel dabei gleichzeitig nahezu zum Erliegen gekommen. Schultz hat mit seinen Änderungen im Angriff bisher wenig erreichen können: Jan Thielmann wirkt auf der Position als einzige Spitze verloren, Steffen Tigges und Florian Dietz wurden mal nominiert, mal völlig außen vorgelassen und spielen nun völlig verunsichert.

Klar: Mit Davie Selke, Mark Uth und Luca Waldschmidt fehlen dem Coach wichtige Optionen. Doch es muss sich schon, bevor sie zurückkommen, schleunigst etwas ändern, da die Null wie zuletzt gesehen keinesfalls in Stein gemeißelt ist und es selbst beim langsamsten Schneckenrennen auch Siege braucht.