Sonnenblumenöl bei AldiDiscounter-Regale in Deutschland leer – Kundschaft sorgt für Mangel

Fast so begehrt wie Gold: Sonnenblumenöl. Bei Aldi und Lidl sind die Regale seit Wochen leer. Ursache ist nicht allein der Krieg in der Ukraine - es ist die Kundschaft, die offenbar die Schuld trägt. Das Symbolbild wurde 2008 geschossen.

Fast so begehrt wie Gold: Sonnenblumenöl. Bei Aldi und Lidl sind die Regale seit Wochen leer. Ursache ist nicht allein der Krieg in der Ukraine - es ist die Kundschaft, die offenbar die Schuld trägt. Das Symbolbild wurde 2008 geschossen.

Sonnenblumenöl in deutschen Supermärkten ist extrem rar geworden. Wer das Öl noch zu kaufen bekommt, muss meist tief in die Tasche greifen. Ein Aldi-Kunde hat sich nun in anderen Ländern umgeschaut – und war völlig perplex. Denn dort gibt es Sonnenblumenöl in Hülle und Fülle.

von Martin Gätke (mg)

Unmut bei Aldi, Lidl und Co.: Kundinnen und Kunden ziehen derzeit in deutschen Discountern und Supermärkten oft lange Gesichter, wenn sie Sonnenblumenöl kaufen wollen. Entweder die Flaschen sind längst weg und sie stehen vor einem leeren Regal, oder aber sie werden zu einem wesentlich höheren Preis verkauft. Für den Mangel ist jedoch nicht allein der Ukraine-Krieg verantwortlich. Offenbar ist das Verhalten der Kundschaft ein wichtiger Faktor...

Aldi Süd reagierte auf die aktuellen Sonnenblumen-Engpässe beispielsweise mit dem Umschwenken auf ein weiteres Produkt: Neben der günstigeren Eigenmarke „Bellasan“ bietet der Discounter inzwischen auch die Marke „Ondosol“ an.

Ein Kunde teilte auf der Facebook-Seite von Aldi Süd das Regal eines Supermarktes in Kroatien, voll gefüllt mit Sonnenblumenöl. In anderen Ländern ist die Lage weniger dramatisch als in Deutschland. Aber warum?

Ein Kunde teilte auf der Facebook-Seite von Aldi Süd das Regal eines Supermarktes in Kroatien, voll gefüllt mit Sonnenblumenöl. In anderen Ländern ist die Lage weniger dramatisch als in Deutschland. Aber warum?

Allerdings zu einem wesentlich höheren Preis von 4,99 Euro. Und zwar, um trotzdem die Warenversorgung für Kundinnen und Kunden sicherzustellen, wie Aldi-Süd erklärte.

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Der Mangel an Sonnenblumenöl und der höhere Preis sorgen regelmäßig für wütende Posts auf der Facebook-Seite von Aldi Süd. Und ebenso regelmäßig versucht das Social-Media-Team, die Lage zu erklären.

Sonnenblumenöl: Bei Aldi in Deutschland leere Regale

„In der aktuellen Situation möchten wir unseren Kunden damit einen weiteren Artikel anbieten, um die Verfügbarkeit zu verbessern. Der Artikelpreis der Marke ‚Ondosol‘ kann nicht mit dem unserer Eigenmarken verglichen werden“, heißt es vom Unternehmen auf die Frage einer Kundin, warum die Marke so teuer ist.

Doch neben der Wut gibt es auch viele Fragen: Ein Kunde etwa beobachtet die Situation in anderen europäischen Ländern. Dort ist Speiseöl weniger knapp.

Auf der Facebook-Seite von Aldi-Süd postete er mehrere Fotos, die proppenvolle Regale mit Sonnenblumenöl zeigen – auch Flaschen aus deutscher Produktion sind dabei. „Ich bitte um eine Erklärung. Ernsthaft“, schreibt er dazu. „Nirgendwo außer bei uns herrscht ein Mangel an diesen Gütern.“

Der Kunde erklärte, dass die Fotos Regale in Schweden und Kroatien zeigten. Auch in anderen EU-Ländern sehe die Situation nicht so dramatisch aus wie in Deutschland. „Was läuft hier?“

Aldi Süd selbst hat sich zu der Fragestellung noch nicht geäußert. Allerdings zeigt ein Blick in andere Länder schon länger, dass von einer Knappheit nichts zu spüren ist. Wie kann das sein?

Sonnenblumenöl bei Aldi kaufen – im Ausland kein Problem

Eine Begründung für die Knappheit von Sonnenblumenöl ist die Tatsache, dass die Ukraine einer der wichtigsten Exporteure ist. Mit dem Kriegsbeginn sei dieser Export zum Erliegen gekommen. Die Folge: ein dramatischer Einbruch an Angeboten.

Doch schaut man in andere Nachbarländer, scheint es nicht so einen extremen Mangel zu geben wie in Deutschland. Sonnenblumenöl und Rapsöl sind weiterhin verfügbar – auch in großen Mengen. Bereits die „MAZ“ berichtete Mitte April 2022, dass es im Nachbarland Polen prallgefüllte Regale gibt. Ein ähnliches Bild in Dänemark, Österreich, Tschechien. Allein in Frankreich und in den Niederlanden gebe es laut Medienberichten einen ähnlichen Engpass.

Aldi & Co.: Kundschaft sorgt für Mangel bei Sonnenblumenöl

Florian Block, Pressesprecher des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), erklärt: Das deutsche Problem ist hausgemacht. Er sieht vor allem das veränderte Kaufverhalten als Grund für den Mangel. „Als Russland seinen Angriff auf die Ukraine startete, begann ein starker Run der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Sonnenblumenöl, weil berichtet wurde, dass die Ukraine einer der größten Produzenten von Sonnenblumen ist“, erklärt er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).

Laut Block gebe es nämlich kein grundsätzliches Speiseölproblem. Die Lagerhaltung sei für den normalen Konsum vorhanden. Doch durch Hamsterkäufe müsse nachbestellt werden. Grundsätzlich sei die Rohware da. „Das Problem ist zum einen das Verpackungsmaterial“, so Block. Es müssten ausreichend Flaschen hergestellt werden, „zum anderen sind die Abfüllkapazitäten komplett ausgebucht“.

Sonnenblumenöl im Ausland: In Polen gehen Menschen besonnen einkaufen

In Polen hingegen würden die Menschen besonnener einkaufen gehen. Auch Maik Heunsch, Pressesprecher des Verbands der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID), bestätigte dem RND, dass Hamsterkäufe die Hauptursache für die Engpässe in Deutschland sind.

Diese Situation – Knappheit in Deutschland, Verfügbarkeit in anderen Ländern – ruft auch zweifelhafte Geschäftemacher auf den Plan, die etwa in sozialen Medien oder auf Verkaufsplattformen Speiseöl für völlig utopische Preise anbieten. Alles eingekauft aus dem Ausland.