Smartwatches bei Stiftung WarentestPuls, Schritte & Co.: Wie zuverlässig sind die Messungen der Uhren?

Eine Frau synchronisiert ihre Smartwatch mit ihrem Handy.

Mittlerweile besitzen viele Leute eine Smartwatch. Diese hat viele Funktionen, wie z.B. Schritte zählen und den Puls messen. 

Eine Smartwatch begleitet viele von uns mit durch den Alltag. Aber wie sehr kann man auf die gemessenen Werte wie Puls, Blutdruck oder Schlafqualität vertrauen? Die Stiftung Warentest hat das untersucht.

von Sarah Istel (sai)

Von Blutdruck messen über Schritte zählen und sogar fruchtbare Tage voraussagen: Das und mehr versprechen Smartwatches. Aber wie zuverlässig sind die Gesundheitsinformationen wirklich? Kann man sich darauf verlassen, dienen sie eher als Richtwert oder sollte man den Daten lieber wenig bis gar kein Vertrauen schenken?

Die Stiftung Warentest hat sich in ihrem aktuellen „test“-Heft Ausgabe 1/2024 mit diesen Fragen beschäftigt und die Funktionen von Smartwatches der Marken Apple, Samsung und Garmin getestet. Das Ergebnis: Sie sind in einigen Punkten gut, in manchen aber erschreckend ungenau.

Stiftung Warentest testet Gesundheitsinformationen bei Smartwatches

Getestet wurden die Gesundheitsinformationen bei drei Uhren:

  • der „Apple Watch Series 8 Aluminium (GPS) 45mm“
  • der „Garmin Venu 2 Plus“
  • der „Samsung Galaxy Watch 5 Pro“

Die gute Nachricht: Im Punkt Fitnessfunktionen, also Pulsmesser, Schrittzähler und Streckenmessung, haben die Smartwatches von Apple und Garmin mit „sehr gut“ und die von Samsung mit „gut“ abgeschnitten. 

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Getestet wurden aber auch andere Funktionen: Die Schlafanalyse, die Sauerstoffsättigung im Blut, die Blutdruckmessung (Samsung), die Bestimmung der fruchtbaren Tage (Apple und Garmin) und die Bestimmung des Kalorienverbrauchs. 

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Stiftung Warentest: Wie zuverlässig ist Sauerstoff- und Blutdruckmessung?

Um den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen, benutzt man in der Regel ein Pulsoximeter, welches an die Fingerkuppe geklemmt wird und mit LEDs das Gewebe durchleuchtet. Die Uhr beleuchtet das Gewebe am Handgelenk und misst das reflektierte Licht.

Getestet wurden die Smartwatches jeweils in einem tiefen Tal und auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg. Die Ergebnisse sind in Ordnung, die Garmin und die Samsung Smartwatch bekommen beide ein „befriedigend“, die Apple ist einen Tick besser und bekommt die Note „gut“.

Die Smartwatch von Samsung hat auch noch eine Funktion zur Blutdruckmessung. Diese ist sogar überraschend gut und zuverlässig, allerdings muss sie mindestens alle 28 Tage mit einem konventionellen Blutdruckmessgerät kalibriert werden.

Stiftung Warentest: Schlafanalyse mit der Smartwatch?

Guter Schlaf ist für uns essenziell: Wenn wir schlecht schlafen, sind wir tagsüber müde, und wenn wir auf lange Zeit zu wenig schlafen oder eine sehr schlechte Schlafqualität haben, kann sich das negativ auf unser Herz-Kreislaufsystem auswirken. Deswegen erscheint die Funktion zur Schlafanalyse mit der Smartwatch als sehr nützlich.

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Der Test von Stiftung Warentest zeigte aber: Eine Smartwatch ersetzt keine Schlafüberwachung mit einem extra dafür entwickeltem Gerät (wie z.B. im Schlaflabor).

Die von den Smartwatches aufgezeichnete Gesamtschlafzeit wich zwischen 30 und 40 Minuten von der „richtigen“ Schlafzeit ab, und es wurden Wachphasen nicht immer erkannt. Außerdem wurden Tiefschlafphasen teilweise als Leichtschafphasen eingestuft. Als grober Wert kann man den Werten der Uhr also Glauben schenken, allerdings sollte diesen nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden. 

Zykluserfassung mit Smartwatch: Taugt die was?

Apple und Samsung bieten auch die Möglichkeit zur Zykluserfassung an. Dazu wird im Schlaf die Temperatur gemessen, man soll Daten zu seiner Periode eingeben und kann auch andere Informationen, zum Beispiel die Konsistenz des Zervix-Schleims, angeben.

Die Smartwatch berechnet dann eine Prognose, wann die nächste Regelblutung eintreten soll und wann fruchtbare Tage zu erwarten sind.

Der Haken an der Sache: Im Test lagen die Smartwatches mit ihren Schätzungen für die fruchtbaren Tage oft daneben, vor allem Frauen mit unregelmäßigem Zyklus hilft die Funktion also nicht wirklich. Außerdem kann das Ergebnis nicht durch z.B. die Eingabe der Konsistenz des Zervix-Schleims verbessert werden, weil die Daten für die Berechnung gar nicht verwendet werden.

Wichtig: Wer die Smartwatch und seine Funktion als alleiniges Mittel zur Verhütung verwenden will (ähnlich wie bei der NFP-Methode), sollte dies unterlassen. Wer seine fruchtbaren Tage berechnen möchte, weil er einen Kinderwunsch hat, sollte sich eher eine andere App zulegen.

Stiftung Warentest: Wie gut ist die Messung des Kalorienverbrauchs?

Wie bereits oben erwähnt, schnitten die Smartwatches in den Punkten Schrittzähler und Streckenmessung gut ab. Die Geräte zeigen auch an, wie viele Kalorien der Körper durch die gemessene Bewegung verbrennt. Dies geschieht aber indirekt und wird von Faktoren wie Gewicht, Körpergröße, Aktivität und Puls beeinflusst.

Im Test lagen die Smartwatches zwischen 13 Prozent (Apple) und 23 Prozent (Garmin) neben den Messungen mit einem professionellen Gerät. Man kann sich also guten Gewissens an den Werten orientieren. Dies gilt auch für die anderen Werte (bis auf die Zykluserfassung): Als grobe Orientierung schlagen sich die Smartwatches gut bis okay, sie ersetzen aber kein richtiges Check-up beim Arzt mit professionellen Geräten.