Inflation wieder stärkerLebensmittel um 20 Prozent teurer als 2022 – keine „Entspannung“ in Sicht

Das Symbolfoto aus dem Jahr 2022 zeigt zwei Hände, die einen 5-Euro-Schein halten. Im Hintergrund sind Kisten mit Obst und Gemüse zu sehen.

Die Inflation sorgt dafür, dass man weniger Lebensmittel für einen bestimmten Betrag bekommt wie beispielsweise noch vor einem Jahr. 

Die Inflation ist mittlerweile ein bekannter Begleiter. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte nun die Zahlen für 2022, woraufhin sich einige Experten mit möglichen Entwicklungen für 2023 meldeten.

Nach dem Wegfall der einmaligen staatlichen Entlastung für Gas- und Fernwärmekundinnen und -kunden gewinnt die Inflation wieder an Tempo. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch, den 22. Februar 2023 mitteilte. Die Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung.

Im Dezember lag die Inflationsrate nach jüngsten Daten noch bei 8,1 Prozent und im November bei 8,8 Prozent. Im vergangenen Jahr stiegen die Verbraucherpreise im Jahresschnitt nach überarbeiteten Daten um 6,9 Prozent. Es war die höchste Teuerungsrate seit Anfang der 70er-Jahre im Zuge der Ölkrise. Sie fiel aber deutlich geringer aus als der zunächst berechnete Wert von 7,9 Prozent.

Preisanstieg: Extremwerte von bis zu 52 Prozent

Das Statistische Bundesamt überprüft in der Regel alle fünf Jahre die Gewichtung und die Zusammensetzung des Warenkorbes, für den die Statistikerinnen und Statistiker monatlich die Preise Hunderter Produkte erheben. Denn die Verbrauchs- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen ändern sich. Das sogenannte Wägungsschema enthält für einzelne Güterarten vom Apfel über den Kinobesuch bis zur Wohnungsmiete die jeweiligen Ausgabenanteile an den gesamten Konsumausgaben der privaten Haushalte.

Alles zum Thema Energiekrise

Bei der Überarbeitung erhielt zum Beispiel der Bereich Wohnen ein geringeres Gewicht, in dem insbesondere die Wohnungsmieten, die Ausgaben für selbstgenutztes Wohnen und Haushaltsenergie enthalten sind. Ein höheres Gewicht erhielten dagegen Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke. Der Verbraucherpreisindex wurde wegen der Überarbeitung ab Januar 2020 neu berechnet.

Im Dezember hatte die einmalige Übernahme der Abschlagszahlung für Gas- und Fernwärmekunden durch den Staat den Anstieg der Preise gedämpft. Dieser Effekt entfiel im Januar. Die seit Januar bei der Berechnung der Teuerungsrate berücksichtigten Preisbremsen für Erdgas, Strom und Fernwärme bremsten den Anstieg der Energiepreise nur teilweise.

„Wir beobachten Preiserhöhungen bei vielen Waren und zunehmend auch bei Dienstleistungen. Besonders spürbar für die privaten Haushalte waren aber auch im Januar die steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel“, erläuterte die Präsidentin der Wiesbadener Behörde, Ruth Brand.

Haushaltsenergie verteuerte sich im Januar innerhalb eines Jahres um 36,5 Prozent. Die Preise für Erdgas stiegen um 51,7 Prozent und für Fernwärme um 26 Prozent. Für Heizöl mussten Verbraucherinnen und Verbraucher 30,6 Prozent mehr zahlen. Strom verteuerte sich um 25,7 Prozent. An den Tankstellen zeichnete sich dagegen eine gewisse Entspannung ab. Die Steigerung bei Kraftstoffen lag mit 7 Prozent unter der allgemeinen Teuerung.

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich um 20,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit blieb die Teuerungsrate hierfür mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtinflationsrate. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Januar insgesamt um ein Prozent.

Nach Einschätzung von Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, dürfte es sich bei dem Januar-Anstieg um einen „Zwischenanstieg“ handeln. Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen erwartet, dass die Teuerungsrate spätestens ab März deutlich fällt. „Denn die Energiepreise werden kaum noch einmal so stark zulegen wie im Verlauf von 2022.“

Eine durchgreifende Entspannung bei den Preisen erwarten Volkswirte in diesem Jahr allerdings nicht. Die Bundesregierung rechnet im Jahresschnitt mit einer Inflationsrate von 6 Prozent. Dämpfend würden sich die Strom- und Gaspreisbremsen auswirken. Allerdings könne der Staat nicht alle Folgen abfedern. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern. Diese können sich für einen Euro weniger leisten. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze belasten. (dpa)