„Nahezu ausgeschlossen“Trotz angekündigter Senkungen: Energieriese mit düsterer Preis-Prognose

An einem Stromzähler werden die bisher verbrauchten Kilowattstunden angezeigt.

An einem Stromzähler werden die bisher verbrauchten Kilowattstunden angezeigt. Der Energieriese Eon glaubt nicht, dass Energie jemals so günstig wird wie früher.

Zwar sind die Großhandelspreise für Gas und Strom nach der Energiekrise wieder deutlich gesunken. Der Energieriese Eon glaubt jedoch nicht, dass Energie jemals wieder so günstig wird wie früher.

Der Energieversorger Eon geht trotz angekündigter Preissenkungen für Haushaltskundinnen und -kunden davon aus, dass die Energiepreise im Großhandel dauerhaft höher bleiben als vor der Energiekrise.

„Ich halte das für nahezu ausgeschlossen, dass wir in naher Zukunft zurückkommen auf die Preise, die wir 2017/18/19 vor Pandemie und Ukraine-Krieg hatten“, sagte Eon-Finanzvorstand Marc Spieker der Deutschen Presse-Agentur und der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. „Sichere, nachhaltige Energie hat ihren Preis, und das wird erstmal so bleiben.“

Energiepreise: Eon will Anpassungen flexibler gestalten

Im vergangenen Jahr waren die Großhandelspreise für Strom und Gas unter anderem infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine extrem gestiegen. In der Folge hatten auch die Energieversorger die Preise stark angehoben. Mittlerweile sind die Großhandelspreise wieder deutlich gesunken.

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Eon hat angekündigt, gesunkene Preise an private Haushalte weiterzugeben. Deutschlands größter Energieversorger will am 1. September die Preise für Millionen Strom- und Gaskunden in Deutschland in der Grundversorgung und in Sondertarifen senken. Weitere Tarife will Eon im Frühjahr verbilligen.

„Mit Blick auf die Normalisierung der Marktbedingungen sehen wir die unternehmerische Verantwortung, vorhandenen Spielraum für Preissenkungen im Heimatmarkt zu nutzen“, sagte Spieker. Eon hat in Deutschland insgesamt rund zwölf Millionen Strom- und zwei Millionen Gaskunden.

In der Vergangenheit seien die Prozesse für Anpassungen von Preisen auf einen Jahresrhythmus optimiert gewesen, so Spieker weiter. „Die Dynamik der Energiekrise hat gezeigt, dass die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen in den Prozessen noch stärker berücksichtigt werden müssen.“

Eon habe daher die Tarife in mehreren Phasen angepasst. Kunden, die zuletzt eine Preiserhöhung bekommen hätten, seien bis dahin über einen längeren Zeitraum auf vergleichsweise niedrigen Preisen gefahren, so Spieker. Sie hätten am längsten davon profitiert, dass man Jahre vorher vorausschauend zu günstigen Preisen eingekauft habe.

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Die Zahl der Kundinnen und Kunden in Deutschland sei insgesamt stabil, so Spieker. In der Energiekrise seien die Wechselraten zu anderen Anbietern extrem zurückgegangen. Seit drei, vier Monaten habe sich die Wechselbereitschaft belebt. Oft wechselten Kundinnen und Kunden aus der Grundversorgung in einen Sondervertrag von Eon. Da zeige, dass die Kundschaft insgesamt zufrieden sei und nur am Preis etwas ändern wollte.

Im ersten Halbjahr verzeichnete Eon einen Gewinnsprung, wie das Unternehmen bereits im Juli mitteilte. Im Vertrieb lag der Hauptgrund in den gesunkenen Beschaffungskosten, die aufgrund der langfristigen Beschaffung im Voraus erst zeitverzögert an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden. Der Konzern geht entsprechend davon aus, dass der Vertrieb im zweiten Halbjahr wegen der angekündigten Preissenkungen deutlich weniger Gewinn einfahren wird. Dennoch will Eon mehr investieren: In diesem Jahr will der Konzern 5,8 Milliarden Euro in die Hand nehmen und damit eine Milliarde mehr als zuvor geplant. (dpa)