Profi-Tipps von DIY bis FarbcodeSo putzen Sie schnell und nachhaltig

Jemand reinigt mit einem Schwamm eine blaue Unterlage.

Putzen – egal ob Grundreinigung der Wohnung oder das tägliche „Reinemachen“ – kann wirklich Spaß machen. Besonders, weil das Ergebnis die Glückshormone sauber tanzen lässt.

Der Frühling animiert zum Reinemachen. Lassen Sie es dieses Jahr mal ganz entspannt angehen – mit unseren „putzigen“ Tipps von A bis Z.

von Stefanie Monien (smo)

Die Frühlingssonne bringt nicht nur die Hormone zum Tanzen, sondern leider auch Staubflocken und Wollmäuse, wenn sie so durch die noch schlierigen Fenster scheint. Und nun? In Gedenken an Oma hektisch Staub aufwirbeln und mit der Mammutaufgabe Frühjahrsputz loslegen?

Kann man machen, muss man aber nicht. Jedenfalls nicht in selbstausbeuterischer Akribie und Perfektion! Für manchen kann eine Step-by-Step-Taktik besser sein. Und wer einmal „Grund“ in die Wohnung gebracht hat, muss später weniger Zeit investieren, um seine „Wohlfühl-Sauberkeit“ zu erreichen.

Putzen: Wie und wo fange ich eigentlich an? 

Wie sich der Dreck einfach aus dem Staub machen kann, darüber hat EXPRESS.de Anfang April 2023 mit Martina Schäfer gesprochen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft sowie SWR-Reinigungsexpertin („Kaffee oder Tee“).

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Und – hat die Fachfrau selbst schon Frühjahrsputz gemacht? „Nein, ich warte noch“, sagt Martina Schäfer und lacht: „Wir wohnen nahe eines Waldes, wenn dort die entsprechenden Bäume blühen, hab’ ich überall Blütenstaub. Da bin ich gerade mit Reinigen fertig und kann wieder von vorn anfangen.“ Allerdings sei es im Frühjahr „nervig, dass die Sonne so schräg steht und jede Schliere, jeden Fitzel Staub zutage bringt. Aber da muss man auch mal drüber stehen!“ Wie beruhigend!

Martina Schäger, Vize-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) und Reinigungsexpertin im SWR

Martina Schäger, Vize-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) und Reinigungsexpertin im SWR

Ist denn der Frühjahrsputz, das Großreinemachen überhaupt noch in? „Dieser Druck, den sich viele machen, dieser Frühjahrsputz an sich – ich glaube, der ist nicht mehr zeitgemäß. Weil wir von vielen Umwelteinflüssen abhängig sind. Bei mir ist das eben der Blütenstaub, bei jemand anderem die Zeit.“ Hier gibt’s fleckenlose Fakten, putzmuntere Profikniffe und tiefenreine Tricks von A wie Anfangen bis Z wie Zitronensäure. 

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Saugen, wischen, wienern: Wie oft muss ich eigentlich putzen?

Anfangen: Aller Anfang ist schwer – sagt der Volksmund. Der aber nicht immer richtig liegt. Denn wenn Sie einen Frühjahrsputz, eine Grundreinigung oder einfach bloß sauber machen möchte, dann „nutzen Sie den Flow, den Schwung. Und zwar dann, wenn SIE Ihre Wohnung reinigen möchten. Das Sinnstiftende am Reinigen ist das saubere Umfeld, das geschaffen wird, man setzt richtig Energie frei!“

Bedarf: „Das Verständnis von Sauberkeit differiert“, sagt Martina Schäfer, „man muss sich individuell wohlfühlen. Ich glaube ja, dass sich jeder in einem sauberen Umfeld wohler fühlt als in einem dreckigen. Wobei jeder für sich selbst klären muss, wann er wie und warum reinigt. Ich jedenfalls putze nicht, damit meine Nachbarn sehen, dass ich putze!“

Codes: Die Angaben auf Reinigungsmitteln sind für Laien meist ein Buch mit sieben Siegeln. „Achten Sie auf die Inhaltsstoffe. Es nützt nichts, wenn das Produkt beispielsweise aufgrund der Verpackung toll getestet wurde, das Produkt aber ein Umwelt-Hammer ist.“ Digital affinen Menschen sei die App Codecheck empfohlen, die kritische Inhaltsstoffe erkennt (übrigens nicht nur bei Reinigern).

Wie bei James Bond: Der „geheime “ Farbcode von Putzlappen

DIY: Auch bei der Reinigung gilt die Devise „Do-it-yourself“ – hier verrät Martina Schäfer ihr günstiges Badreiniger-Rezept:

Essig: Mit Vorsicht zu genießen. Zwar ein toller Kalklöser, aber aggressiv im Vergleich zu Zitronen- oder der noch milderen Milchsäure*. „Essig greift Kunststoffe und Dichtungen an“, warnt Martina Schäfer.

Farben: Es gibt eine weltweit einheitliche Farbcodierung von Putzlappen*. Als da wären:

  • Rot fürs WC
  • Gelb für Waschbecken
  • Blau für Oberflächen, Möbel
  • Grün für die Küche

Ergänzend erklärt Martina Schäfer: „Am Flughafen sehen Sie auf diesen Reinigungswagen (hoffentlich!) immer einen roten und einen blauen Eimer. Rot ist für das dreckige, blau für das saubere Wasser.“

Sollten man beim Putzen Handschuhe tragen?

Giftiges Zahlenspiel: In Deutschland verbrauchen Privathaushalte jedes Jahr 1,5 Millionen Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel, so das Bundesumweltministerium. Ins Abwasser gelangten davon 2019 unter anderem 143.000 Tonnen Handgeschirrspülmittel, 176.000 Tonnen Maschinengeschirrspülmittel, 223.000 Tonnen Allzweckreiniger.

Handschuhe: Sollten getragen werden, wenn die Hände mit Chemikalien in Kontakt kommen. Auch wenn sie unter Hausmittel firmieren: Soda, Natron und Zitronensäure sind Chemikalien! Handschuhe* schützen.

Irrtum: Viel hilft nicht viel bei Reinigern. Nein, wirklich nicht! Belastet bloß die Umwelt.

Je, desto-Regel: Derer nennt die Expertin zwei: Je dunkler die farbige Seite eines Spül- oder Putzschwammes, desto gröber ist sie – also umso höher der Abrieb. Je röter die Verpackung eines Reinigers, desto heftiger dessen Inhalt.

Küche: Hier tummeln sich in der Regel mehr Bakterien als im Badezimmer. „Spüllappen* sind am unhygienischsten, sie werden viel zu selten getauscht“, so Schäfer, „wenn ich jeden Tag in der Küche zugange bin, wechsele ich die waschbaren (!) Lappen alle zwei Tage aus.“

Lüften: Wer regelmäßig frische Frühlingsluft in die Wohnung lässt, hat ein gratis ein gutes Raumklima und kann locker auf „Duftmittelchen“ verzichten.

Welche Putzmittel braucht man wirklich?

Mittel: Wie sieht die perfekte „Toolbox“ (Oma würde sagen: Reinigungskorb) aus? Martina Schäfer unterscheidet zwischen Hausmitteln und konventionellen Reinigern.

Als Hausmittel empfiehlt die Expertin:

  • Zitronensäure zum Kalklösen
  • Natron* als Allheilmittel
  • Soda* als Fettlöser
  • Gebissreinigungstablette*: „Einfach nach dem Putzen eine Tablette ins WC, bis zum nächsten Toilettengang einwirken lassen. Dann brauchen Sie die blöden WC-Steine nicht!“

Und bei den konventionellen Mitteln empfiehlt sich diese Grundausstattung (mehr braucht man in der Regel auch nicht):

  • Soda/Natron/Zitronensäure
  • WC-Reiniger* („darum kommt man leider nicht herum“)
  • Allzweckreiniger* („wenn’s denn sein muss, aber bitte biologisch abbaubar“)

Spezial-Tipps: So schnell und gründlich putzen Sie mit Natron und Soda 

Natron: Wie Soda eine „Mariahilf“-Chemikalie im Haushalt. Beispiel: Abfluss reinigen. „Hier gibt’s sogenannte Knie oder Rundungen, wo sich das Wasser stehen bleibt, Gerüche entstehen.“ Für die regelmäßige Reinigung 4 EL Natron in den Abfluss geben, mit einer halben Tasse Essig nachspülen. Warten, bis es nicht mehr blubbert, mit Wasser nachspülen.

Oma: Generell hat der Frühjahrsputz eine ganz andere und weniger große Bedeutung als in unserer Mütter- oder Großmüttergeneration. Martina Schäfer: „Man sollte sich wieder auf manches besinnen, was unsere Omas gemacht haben. Z. B. der Einsatz von Soda, ein Allrounder, den wir als guten Fettlöser einsetzen können.“

Martina Schäfers Soda-Spezial-Tipp für eine saubere Dunstabzugshaube: 1 Verschlusskappe flüssige Soda in 0,5 l warmem Wasser auflösen, Haube damit abwischen. Klappt auch auf fettbespritzten Fliesen, löst fiesen Schmodder von Küchenschränken.

Polstermöbel: „Sind die größten Staubfänger, die wir in der Wohnung haben können, deshalb: regelmäßig absaugen“, rät Martina Schäfer.

Quatsch: Sind für die erfahrene Reinigungsexpertin eindeutig Klosteine. „Die sind hochgiftig für Umwelt und Kläranlagen, sollten eigentlich verboten werden!“ Für den normalen Haushalt überflüssig seien auch Desinfektionsmittel und Hygienereiniger – es sei denn, „in der Familie geht gerade das Norovirus um“. Aber selbst dann sei Glasreiniger auf Alkoholbasis ein effektives Mittel: „Sie können damit z. B. Türklinken besprühen.“ Generell gibt sie   zu bedenken: „Je mehr wir desinfizieren, desto mehr Resistenzen schaffen wir. Wir haben ein Immunsystem, und das soll auch arbeiten!“

Lesen Sie hier: Stiftung Warentest hat geprüft! Welche Saugroboter sich wirklich lohnen

Roboter: Die gerade angesagten Saug- oder Wischroboter sind laut Martina Schäfer lediglich eine Ergänzung, kein Ersatz fürs Staubsaugen („ein guter Sauger ist das moderne Wischen“): „Die kommen nicht immer und überall hin, theoretisch darf auch gar nichts auf dem Boden stehen. Ein kleiner Roboter braucht eine Dreiviertelstunde für kleinen Raum, viel, viel länger, als wenn ich selber staubsauge. Und Ecken sind so eine Sache ...“

Sinnerscher Kreis: Wurde in Düsseldorf erfunden, vom ehemaligen Chef der Waschmittel-Technik bei Henkel, Herbert Sinner (t1988). Es sind vier Grundparameter des Reinigens: Chemie, Mechanik, Zeit, Temperatur. „Wenn ich beispielsweise den Anteil der Chemie in meinem Reinigungsprozess verringere, erhöhen sich die anderen Anteile. Da wäre bei der Mechanik der Einsatz von Mikrofasertüchern perfekt“, so Schäfer.

Tücher: Martina Schäfer empfiehlt Mikrofasertücher* für alle Flächen außer: Holz (Baumwolltuch) und Hochglanzfronten (Gläserpoliertuch*).

Diese Stellen werden beim Putzen oft übersehen

Umsicht: „Man muss sich im Klaren sein: Wenn ich nie oder selten putze, dann habe ich, wenn ich denn doch mal loslege, echt Schwierigkeiten. Je öfter ich ein bisschen wenig putze, umso weniger Stress hab’ ich“, sagt die Expertin.

Vergessen: Gern beim Reinigen vergessen werden „hohe Stellen“, wie zum Beispiel:

  • Spinnweben in Deckenecken
  • Gardinenstangen
  • Lampen
  • Vorhänge
  • Bilderrahmen
  • Bücher

Wedel: Zum Staubwischen setzt die Expertin auf Wedel aus Straußenfedern*: „Durch ihre feine Struktur und die Fettummantelung binden sie Staub hervorragend. Man kann sie mit Shampoo waschen, sie halten lange. Aber Staub binden kann ich auch mit handelsüblichen Staubwischern mit Tüchern zum Wechseln (leider nicht sehr nachhaltig) oder waschbarer Schlingware* aus Mikrofaser.“

XXL: Wussten Sie, dass ein Gramm Mikrofaser neun Kilometer Faserlänge habt? Unglaublich! „Mikrofasern haben einen wasser- und einen fettanziehenden Teil. Beide zusammen sind dafür verantwortlich, dass man weniger Reinigungsmittel braucht“, sagt Martina Schäfer, „wenn ich ein Mikrofasertuch* einsetze, brauche ich fast keine Chemie. Und sie lassen sich in der Maschine waschen!“

Grafik erstellt vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel über den Nutzen vom Putzen

Die Grafik zeigt, wie glücklich Putzen machen kann.

Yippieh! Putzen macht glücklich! Wer sich zum Ziel setzt, die Wohnung (oder erstmal auch nur ein Zimmer) sauberzumachen und dieses Ziel dann erreicht, wird mit einem schönen Anblick und der Ausschüttung von Glückshormonen belohnt. Putzig, oder?

Zitronensäure: Das A und O beim Entkalken von Wasserkochern, Kaffeemaschinen und sogar Waschmaschinen.