Alles nur geklaut!Diese 5 europäischen Städte hat China dreist kopiert

Hallstatt am Hallstätter See in Österreich

Entzückend schön, wie geradewegs aus der Kiste eines Modellbauers gepurzelt: das österreichische Hallstatt im Original. Die (nicht ganz so urwüchsig-romantische) Kopie gibt's in China.

China hat diverse Städte und/oder deren Sehenswürdigkeiten kopiert und im Reich der Mitte nachgebaut. Wir zeigen fünf Kopien europäischer Städte. 

von Stefanie Monien (smo)

Wenn Nachahmung die höchste Form der Anerkennung bedeutet, dann sind die Chinesen wohl Hochachtungs-Weltmeister: Denn in ihrem mehr als 9,5 Millionen Quadratkilometer großen Land gibt es neben modernen Supercitys, jahrhundertealten Dörfern und Weilern, ehrwürdigen Tempeln und Pagoden auch berühmte Städte aus Europa.

Ja, aus Europa, ganz recht! Denn die Chinesen haben sich seit mehreren Jahren nicht nur zu einem sehr reiselustigen Völkchen gemausert und tauchen – das Tablet stets knipsbereit – an den fotogensten Orten der Welt auf. Und weil sie auch im eigenen Land gern die romantischen, pittoresken und zum Seufzen schönen Sehnsuchtsorte des fernen Kontinentes besuchen möchten, liegt wohl nichts näher, als diese einfach im eigenen Land nachzubauen!

Diese Städte hat China kopiert: eine Übersicht

  • Paris: Eiffelturm und Champs Elysées in Hangzhou
  • London: Tower Bridge in Suzhou
  • Bristol und Lyme Regis: Thames Town in Shanghai
  • Venedig: Kanäle und Brücken in Qingdao
  • Hallstatt: Alpenromantik

1. China-Kopie: Paris in Hangzhou – inklusive Eiffelturm

Bonjour Hangzhou! Mitten in der Provinz Zhejiang am ostchinesischen Meer gibt es neben dem uralten Baoguo-Tempel (Ganz aus Holz) und der Liuhe-Pagode seit 2007 auch ein weltberühmtes Wahrzeichen – oder besser: dessen Nachbildung. Eingebettet ist der chinesische Eiffelturm in die binnen von fünf Jahren vom Reißbrett hochgezogenen Stadt namens Tianducheng.

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Doch während in der Seine-Metropole im Herzen Europas das Leben pulsiert, mochte in der chinesischen Paris-Kopie, die immerhin für 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner ausgelegt ist, kaum jemand wohnen. Knapp 2000 Menschen lebten 2013  in den Häusern, die im europäischen Stil errichtet wurden. Inzwischen leben dort laut Bericht des Deutschlandfunks rund 20.000  Menschen. Immerhin: Brautpaare zieht's in Scharen zum Fotoshooting zwischen Eiffelturm und Champs Elysées – denn auch den Pariser Prachtboulevard haben die Macher des luxuriösen Immobilienprojektes nachgebaut.

Der Eiffelturm im chinesischen Tianducheng

Immerhin 108 Meter hoch ist der chinesische Eiffelturm – das französische Original misst 324 Meter. 

2. China-Kopie: London und die Tower Bridge

Schlanke 9000 Kilometer von Großbritanniens Hauptstadt entfernt steht als Reminiszenz an die altehrwürdige Londoner Tower Bridge eine Replik. So richtig gelungen wirkt die Kopie in der Stadt Suzhou allerdings nur auf den ersten Blick – beim näheren Hinsehen erkennt man vier statt zwei dicke Türme. Hebemechanismus wie beim Originalbau (eröffnet 1894)? Fehlanzeige!

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Der chinesische „Brücken-Klon“ entstand 2012 und sorgte damals für erhebliche Proteste. Immerhin ist China bekannt für seine ursprüngliche und vor allem landestypische Architektur und habe, so kommentierte es damals die „New York Times“, „derartige Kopien nicht nötig“. Übrigens wird Suzhou auch „Venedig des Ostens“ genannt. Kein Wunder, liegt die 12,8-Millionen-Stadt doch am Kaiserkanal und gilt wegen der guten Transportverbindungen als eine der boomenden Städte im Reich der Mitte.

Die London Tower Bridge in Suzhou (China)

Ein bisschen künstlerische Freiheit liegt auch den Kopisten inne: Die Tower Bridge im chinesischen Suzhou hat 40 Meter hohe Türme – davon allerdings gleich vier. Das Original in London hat bloß zwei. 

3. China-Kopie: Thames Town in Shanghai

Kopfsteinpflaster, Klinkerbauten, dazu pittoreske Balkone und Sprossenfester: Was aussieht wie ein urbritisches Sträßchen aus dem Bilderbuch, ist Thames Town in Songjinag, einem Vorort von Shanghai. Sie ist Teil des Projektes „One City, Nine Towns“, das die Stadtregierung Shanghais 2001 ins Leben gerufen hatte. Es sollten neun attraktive Städte im Speckgürtel Shanghais entstehen, die die Wohnungsknappheit in der Wirtschaftsmetropole etwas abmildern sollten.

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Leider stand (und steht) das ganze Projekt auf tönernen Füßen, denn zum erhofften Ansturm auf die Wohnungen kam es nicht. Zu teuer, zu weit weg, um nur zwei der Gründe zu nennen, warum die sorgsam kopierten Siedlungen (es sind hier unter anderem auch die Niederlande, Spanien, Kanada und Deutschland vertreten) zu Geisterstädten mutierten.  

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Dabei hatte sich das Planungsteam doch solche Mühe gegeben: Der Fluss, der sich durch das 2006 eröffnete Örtchen schlängelt, heißt – wie auch sonst? – Themse. Die Kirche ist eine Kopie des Gotteshauses „Christ Church“ bei Bristol, die Gebäude im Tudor-Stil sind aus Lyme Regis abgekupfert, Pubs gibt's natürlich auch. Und wenn auch kaum jemand hier wohnen mag, so kommen doch, wie auch ins „chinesische Paris“, gern Menschen auf der Suche nach einem ausgefallenen Fotomotiv in die Vorstadt Shanghais.

Thames Town in Shanghai (China)

Very british, isn't it? Nee, ist es nicht! Vielmehr eine von chinesischen Stadtplanern bis ins letzte Fassadendetail ausgeklügelte Kopie eines typisch britischen Städtchens irgendwo auf dem Land. 

4. China-Kopie: Venedig in Qingdao

Fast könnte man die Gondoliere singen hören: In „Klein-Venedig“, der der legendären Lagunenstadt in Italien nachempfundenen Stadt in der Millionenstadt Qingdao, ist alles sehr italienisch. 2005 kam der Hauch von Italien in die Metropole, die bis 1919 als „Kolonie“ zum Deutschen Reich gehört hat (weshalb einige Straßenzüge der Stadt sehr „deutsch“ aussehen, das allerdings schon seit vielen Jahrzehnten).

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Zurück ins chinesische Venedig: Was ein wenig aussieht wie als Themenwelt für einen Freizeitpark entworfen, ist immerhin Anziehungspunkt für Verliebte, Fotografen und hoffnungslose Romantiker. Aber den teils morbiden Charme des westlichen Vorbildes erreicht die Venedig-Kopie made in China nicht. 

Venedig-Architektur in Qingdao

Sieht für Nicht-Venedig-Fans aus wie die Lagunenstadt in Italien: Bauwerke in der chinesischen Stadt Qingdao (wo das berühmte „Tsingtao“-Bier herkommt).

5. China-Kopie: Hallstatt in Südchina

Nun, in Südchina würde man eher Dschunken und bizarre Felsformationen im türkisblauen Meer erwarten als Lüftlmalerei und pittoresker Trachtencharme. Dennoch: Seit 2012 steht hier die wohl bekannteste aller Städte-Kopien Chinas: Hallstatt. Mit Holzbalkonen, Kopfsteinpflaster und original aus Österreich eingeflogenen Bäumen wurde hier ein alpines Kuschelressort geschaffen.

Hallstatt bei Huizhou in der Provinz Guangdong

Bitte recht freundlich! Das chinesische Hallstatt kurz nach Eröffnung 2012. Auch wen man sich alle Mühe mit der Ähnlichkeit gab, der echte Charme eines echten Alpendorfes wurde mit dem Projekt in Südchina nicht getroffen.

Kleine künstlerische Freiheiten inklusive, denn im chinesischen Hallstadt gibt es eine Replik der weltberühmten Getreidegasse, in der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zur Welt kam. Dass die allerdings in Salzburg und nicht in Hallstatt liegt – geschenkt! Auch die frische Bergluft des echten Hallstatt im Salzkammergut dürfte in der Nachbildung vergeblich zu suchen sein: Die Provinz Guangdong, in der die Stadt Luoyangzhen mit ihrer Siedlung Hallstatt liegt, ist Standort von (Schwer-) Industrie – und imposante Berge gibt es dort auch nicht.

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Das echte Hallstatt hat 778 Einwohnerinnen und Einwohner, den glasklaren Hallstättersee (der in China künstlich angelegte ist fünfmal kleiner und recht trüb). Hier gibt es das älteste Salzbergwerk der Welt und Häuser, die wie Schwalbennester an den steilen Berghängen zu kleben scheinen.

Die bunten Häuschen von Hallstatt am Hallstätter See in Österreich

Alpenidylle pur lieben auch Touris aus China: Hallstatt am Hallstätter See ist mit seinen berühmten bunten Häuschen ein Sehnsuchtsort für die Reisenden aus dem Fernen Osten. Auch wenn es in der Provinz Guangdong eine Kopie von Hallstatt gibt.