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Sich die Pandemie schön saufen?Alkohol in der Corona-Krise – Suchtforscher warnt

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Angst vor Corona führt bei manchen Menschen zu seltsamen Auswüchsen: Doch Alkohol ist kein Ausweg aus der Krise.

Köln – Ein Prosit auf Corona. Von Ende Februar bis Ende März gingen hierzulande gut ein Drittel mehr Weinflaschen, Gin und Korn über die Ladentheken als sonst, ermittelte das Marktforschungsinstitut GfK.

Auch das Feierabendbier schmeckt bei Kurzarbeit oder Home-Office vielen auch schon mittags – gern verbunden mit dem Schwur: „Nach Corona wird der Konsum natürlich wieder heruntergefahren. Doch Suchtforscher warnen: „Das klappt oft nicht.“

Zwei Millionen Alkoholsüchtige in Deutschland

Viele Menschen, die sich in normalen Zeiten an die 5-2-Regel halten – heißt: 5 Tage abstinent, dann 2 Tage Bier oder Wein – drehen das jetzt eher um, trinken an fünf Tagen Alkohol und an zwei Tagen nicht, vermutet der Psychologe Prof. Christian Lüdke.

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Und Deutschland hat schon vor Corona nicht ins Glas gespuckt. Bis zu zwei Millionen Menschen gelten als abhängig, und mehr als 50 Prozent halten sich nicht an die Trinkempfehlung der Weltgesundheitsbehörde, konsumieren mehr als bis 20 g Alkohol, (quasi ein Glas pro Tag /Frauen) und bis zu zwei Gläser/Männer). Jetzt wird noch tiefer ins Glas geschaut.

Alkohol soll die Ängste wegspülen, das klappt aber nicht

„Das ist keine Überraschung, weil es unsere Gesellschaft so gelernt hat,“ sagt Prof. Falk Kiefer, Leiter des Suchtforschungszentrums am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Das Reaktionsmuster, das in vielen Köpfen gespeichert ist, flüstert uns zu: Stress, Sorgen, Langeweile - Trink! Alkohol spült deine Existenzängste weg, betäubt die Furcht vor Corona, lässt den Stresspegel sinken und die streitenden Kinder im Home-Office vergessen.

Alkoholgenuss stets im Auge behalten

Der Suchtforscher rät, sein eigenes Trinkverhalten genau im Auge zu behalten und keinesfalls mehr zu trinken als vor der Krise. Denn so sei das nun mal mit dem Suchtverhalten: „Wenn wir erst mal höhere Dosen gewöhnt sind, ist es schwer, wieder herunterzukommen, auch wenn die Bedingungen sich wieder geändert haben.“

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Prof. Falk Kiefer leitet das Suchtforschungszentrums am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Frührentnerin Beate S. (59) kennt dieses Problem. „In meiner Reha habe ich nach meinem Burnout gelernt, dass es ein sogenanntes Suchtgedächtnis gibt. Das reagiert sofort nach dem ersten Glas. Dann will der Körper mehr und mehr.“

Feste Strukturen einhalten und soziale Kontakte suchen

Beate hatte es geschafft, ihren hohen Konsum runterzuschrauben und hielt sich an die Leitlinien ihrer Therapeuten – mehr Sozialkontakte suchen, dem Tag eine feste Struktur geben, mehr Sport treiben...

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Jetzt fühlt sie sich, als habe man sie wieder „Zurück auf Start“ gesetzt. „Ich weiß, wenn ich mir morgens einen Sekt aufmachen würde, wäre die Flasche schnell leer. Kriegt ja eh keiner mit, was ich so mache.“ Sie versucht gegenzusteuern, das geschlossene Fitnesscenter mit Radfahren zu kompensieren. Aber es sei schwer.

Fehlende Kontakte erschweren die Problematik

Beate ist kein Einzelfall. Die Suchtklinik vom Blauen Kreuz Deutschland verzeichnet immer mehr Anfragen. Betroffene könnten nicht in ihre Selbsthilfegruppen, sie versuchten es online, aber ihnen fehle der Augenkontakt mit Gleichgesinnten. Da sei die Rückfallgefahr groß, beobachten Mitarbeiter.

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Gut eingedeckt für die virtuelle Corona-Party? Auf YouTube prosten sich viele sogar im Netz zu.

„Und das ist das eigentliche Problem in der Corona-Zeit“, sagt Prof. Kiefer, „es ist vor allem die Risikogruppe, die schon vorher einen hohen Konsum hatte. Diese steigert ihn offensichtlich jetzt noch einmal.“ Andere hingegen, die früher meist nur in Gesellschaft und mit Freunden Alkohol zu sich nahmen, würden dagegen oft weniger trinken als vorher.

Toxische Wirkung von Alkohol bloß nicht vergessen

Kann eine gesunde Leber nach einem Monat schon langfristig geschädigt werden? Diese Frage wollen Mediziner nicht mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ beantworten.

Man solle sich immer vor Augen halten, welche toxische Wirkung Alkohol auf Leber, Hirn, Herz-Kreislauf und innere Organe habe, mahnt der Suchtforscher und warnt auch vor den sozialen Folgen: „Alkohol steigert die Reizbarkeit und Aggressivität – und das kann in diesen Zeiten niemand gebrauchen.“

Ein weiteres Problem: „Nach einem Hang-Over habe man am nächsten Tag doch keine Lust, Sport zu treiben und bleibe lieber daheim“, so Kiefer. Dabei sei Bewegung jetzt das Beste, um Corona-Ängste zu kompensieren, Stress abzubauen und den Körper fit zu halten.

Und das kommt hinzu: Alkohol macht dick!

  • Sekt (0,1 l) – 80 kcal
  • Kleine Flasche Bier (0,3 l) – 129 kcal
  • Altbier (0,33 l) –161 kcal
  • Weißbier (0,5 l) –230 kcal
  • Pils (0,33 l) –118,8 kcal
  • Radler (0,5 l) – 210 kcal
  • Glas Rotwein (0,1 l) – 67 kcal
  • Glas Weißwein (0,1 l) – 60 kcal
  • Wodka oder Schnaps (2 cl) – 43 kcal
  • 1 Gin-Tonic (0,2 l) – 140 kcal
  • Caipirinha (0,3 l) – 322 kcal
  • Mojito (0,25 l) –152 kcal

Gefährlicher Mythos: Alkohol schützt nicht vor dem Virus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dem Alkohol eine Schutzwirkung gegen das Virus zuzuschreiben. Diesen „gefährlichen Mythos“ gebe es leider weltweit. Es sei aber falsch zu glauben, dass der Konsum von hochprozentigem Alkohol das Virus abtöten könne. Das tut er nicht. Ganz im Gegenteil: Der Alkoholkonsum schwäche das Immunsystem und werde zudem mit einer Reihe von Erkrankungen in Verbindung gebracht, die eine Person anfälliger für Covid-19 machen könnten.