Kritik vom KommissarIst diese eklige „Tatort“-Leiche zu hart für 20.15 Uhr?

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Gruseliger Anblick: Kommissarin Janneke (Margarita Broich) kniet über der verkohlten Frauenleiche, die noch glüht.
Verkrümmte Gliedmaßen, verkohlte Knochen – und menschliche Überreste, die noch glühen.
Der Anblick, der sich den „Tatort“-Zuschauern im Film „Land in dieser Zeit“ zeigt, ist für zartbesaitete Zuschauer schwer zu ertragen. Aber ist er zu hart für 20.15 Uhr?!

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Hier hat's gebrannt: Hauptkommissarin Anna Janneke (Margarita Broich, l-r), Uhlich (Sacha Nathan, Mitte) und Hauptkommissar Paul Brix (Wolfram Koch) in einer Szene.
Der Frankfurter „Tatort“-Kommissar Wolfram Koch (55) findet: Ja! Er sagte uns im Interview: „Eigentlich müsste man den Film verschieben und erst später zeigen. Ich finde ihn insgesamt gut und mutig. Aber er grenzwertig, wir spielen dabei sehr bewusst mit Grenzen.“
Die ARD plant, ihn am Sonntag um 20.15 Uhr zu zeigen, die verkohlte Leiche ist schon nach vier Minuten im Bild.

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Der Plastikabguss sieht täuschend echt aus.
Koch: „Einiges ist sehr beklemmend und für manche Zuschauer sicher nicht geeignet. Und gerade am Anfang des Films um 20.15 Uhr schauen ja vielleicht auch noch Kinder oder Jugendliche zu.“
Der Bonner Schauspieler nennt das Beispiel des Kölner „Tatort: Franziska“. Der wurde von der ARD am 2014 erst um 22.15 Uhr gezeigt – aus Jugendschutzgründen (Hier unsere Geschichte von damals nachlesen).

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Flüchtlinge im Haus: Lamin (Mehmet Atesci), Hauptkommissar Paul Brix (Wolfram Koch) und Khalid (Alireza Bayram).
„Das Problem ist das Gesamtbedrohungspotenzial über eine längere Zeit“, begründete WDR-Fernsehfilmchef Prof. Gebhard Henke die Maßnahme damals. Koch findet: „Das ist vergleichbar mit unserem Film.“
Dabei wurde auch der vom Jugendschutzbeauftragten des Hessischen Rundfunk vorab gesehen und durchgewunken. „Es gab keine Beanstandungen“, erklärte Sender-Sprecher Christian Bender uns gestern. „Die Entscheidung, den Film normal auszustrahlen, wurde daraufhin vom Sender getroffen, in Absprache mit Regisseur Markus Imboden.“

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Hauptkommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) verhört Rosi Grüneklee (Birge Schade, links).
Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass die grausam anmutende verkohlte Leiche nicht menschlich ist. „Das ist ein Plastikabguss, der extra für diesen Film hergestellt wurde“, erklärt Bender. „Er mutet sehr real an, deshalb haben wir es so gelöst. Das ist nicht unüblich.“
Auch, dass die Leiche so klein ist, obwohl sie eine erwachsene, verbrannte Frau darstellen soll, sei authentisch. „Menschen schrumpfen, wenn sie auf diese Art verbrennen“, so Bender. „Wir wollten das möglichst real gestalten.“

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Darauf ein Bier: Juliane Kronfels (Anna Brüggemann, links) und Vera (Jasna Fritzi Bauer) in der Nazi-Disco.
Den Grusel-Effekt mindert das aber natürlich auch nicht...
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