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„Tatort“Böse Zwillinge und Gärtnerei-Zombies – ist der Dresdener Krimi gaga oder genial?

Nadine Teichmann (Kristin Suckow) und ihr Mann Patrick (Nico Rogner, rechts) kommen auch nach dem Tod von Nadines Mutter nicht zur Ruhe.

In „Tatort: Totes Herz“ kommen Nadine Teichmann (Kristin Suckow) und ihr Mann Patrick (Nico Rogner, rechts) auch nach dem Tod von Nadines Mutter nicht zur Ruhe.

Dass im Thriller ein mordender Zwilling aus dem Hut gezaubert wird, ist ein oft verwendetes und deshalb nicht gerade originelles Motiv. Wie jedoch Kristin Suckow die asoziale Täterin in der Maske der „lieben“ Tochter anlegte, das war ein Hingucker. Wer ist diese „besondere“ Schauspielerin?

Beim Dresdener „Tatort“ wird gerne groß gedacht. Deshalb sind die Fälle des Teams Leonie Winkler (Cornelia Gröschel), Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Peter-Michael Schnabel (Martin Brambach) gerne mal „larger than life“.

Wir erinnern uns: Im Vorgänger-Film „Katz und Maus“, der im November lief, mussten die Sachsen-Ermittler gegen einen Verschwörungstheoretiker kämpfen, der keinerlei bürgerlichen Logik folgen wollte. Diesmal verbarg sich eine böse Zwillingsschwester hinter der Maske der lieben Tochter einer ermordeten Gärtnerei-Besitzerin. War das „gaga“ oder genial? Stark war auf jeden Fall die subtile Darstellung Kristin Suckows in der genannten Doppelrolle.

„Tatort“: Worum ging es?

Gärtnereibesitzerin Heike Teichmann liegt dekorativ erschlagen in einem ihrer Gewächshäuser. Der kognitiv eingeschränkte Mitarbeiter Juri (Alexander Schuster) ist vom Tatort geflohen und damit Hauptverdächtiger. Je genauer sich die Dresdener Ermittler den Betrieb der Teichmanns ansehen, desto seltsamer wirken dessen Protagonisten.

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Nadine Teichmann (Kristin Suckow), die Tochter des Opfers, steht unter Schock – verhält sich aber auch etwas merkwürdig. Die Beziehung der jungen Mutter zu ihrem Mann Patrick (Nico Rogner) scheint von einem eher kühlen Miteinander geprägt. Gärtnerei-Mitarbeiterin Swetlana (Lara Feith), die Schwester des flüchtigen Juri, schwört, dass ihr emotional verwirrter Bruder keinerlei Gewaltpotenzial besitzt und den Mord unmöglich begangen haben könne.

„Tatort“: Worum ging es wirklich?

Zu Beginn wirkte der in blass-winterlichen Farben gedrehte Dresden-Fall wie ein deutscher Depri-Krimi aus den 70-ern oder 80-ern. Ein Mord geschieht im Kreise der Familie, und allen (unterkühlt agierenden) Protagonisten hat man ein Motiv ins Drehbuch geschrieben. Fehlt eigentlich nur noch das steinerne Gesicht Oberinspektor Derricks, der seinen Fragenkatalog an den Gärtnerei-Zombies abarbeitet.

Doch dann kehrt das „alte Dresden“ zurück, und die Story wird verrückt: Eine böse Zwillingsschwester taucht aus der DDR-Kinderklau-Vergangenheit auf. Sie hat die Rolle der guten Tochter übernommen. Nun scheint Stephen King den Derrick-Fall „gehackt“ zu haben, und die böse Schwester mordet, was das Zeug hält. „Tatort: Totes Herz“ war folgerichtig eine Mischung aus Old School-Krimi (Hälfte 1) und dem aus Sachsen gewohnten Thriller-Overkill (Hälfte 2). Wenn viele Zuschauerinnen und Zuschauer beide Hälften gleich gut fanden, wäre dies eher eine Überraschung.

Immer dann, wenn ein Zwilling oder sonstiger Doppelgänger eine Figur übernimmt, wird es im Film wild. Kann es tatsächlich sein, dass weder Ehemann noch Tochter merken, dass die eigene Frau/Mama durch ein Alien – sorry – eine böse Zwillingsschwester ersetzt wurde? Weil man auf diese abstruse Idee als Zuschauer aber erst spät kam, war das Spiel des vorher entfremdeten Ehepaares, verkörpert von Kristin Suckow und Nico Rogner, tatsächlich stark.

Der Ehemann freute sich nämlich über die neue – auch erotische – Zugewandtheit seiner Frau, was diesen Teil der Story wunderbar böse machte. In den besten schauspielerischen Momenten erinnerte der „Tatort: Totes Herz“ fast ein bisschen an kriminalistische Highend-Ehestudien wie Truffauts „Die Frau von nebenan“ (1981), einem frühen Vorläufer dieses bösen „Tatort“-Stücks über bürgerliche Familienverhältnisse samt ihrer Untiefen.

„Tatort“: Wer war die starke Hauptdarstellerin?

Kristin Suckow spielte die Rolle der bösen, vom Schicksal verratenen Zwillingsschwester, die sich an ihrer bürgerlichen Familie rächte, indem sie diese – in der Rolle ihrer längst ermordeten lieben Schwester – von innen zerfleischte. Die zierliche, brünette Schauspielerin mit dem hübschen und irgendwie besonderen Gesicht wurde vor 34 Jahren in Königs Wusterhausen bei Berlin geboren. Sie absolvierte ihre Schauspielausbildung in Babelsberg (Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“) und spielte an renommierten Bühnen Theater. So verkörperte sie unter anderem die Marie in Georg Büchners „Woyzeck“ am Berliner Maxim Gorki Theater.

Die meisten Menschen dürften sie allerdings 2019 im ARD-Zweiteiler „Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau“ gesehen haben, in dem Suckow die Titelrolle der Bleistift-Erbin spielte. Auch im viel beachteten Arthaus-Kinohit „Lux – Krieger des Lichts“ war sie als „Kitty“ in einer Hauptrolle zu sehen. Am 3. Februar zeigt das Erste übrigens die romantische Komödie „Da hilft nur beten“ mit Kristin Suckow und David Rott in den Hauptrollen. Darin trifft ein Werbemanager, der sich hemmungslos den Freuden des Kapitalismus hingibt, auf eine streitbare junge Nonne!

„Tatort“: Wie geht es in Dresden weiter?

Im April 2022 wurde die Dreharbeiten zum mittlerweile 16. Dresdener „Tatort“-Fall mit Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) und der später hinzugekommenen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) beendet. Ob der neue Fall noch vor der Sommerpause 2023 ausgestrahlt wird, ist noch unklar.

In „Ausgeliefert“ (Arbeitstitel) steht Leonie Winkler vor einer besonderen emotionalen Herausforderung, denn sie trifft am Tatort auf ihre Schulfreundin Sarah Monet (Deniz Orta). Leonie will und muss herausfinden, ob Sarah Täterin oder Opfer ist. Hat Leonies Freundin ihren Partner umgebracht? Die Drehbuchautoren des nächsten Dresdener Falles sind Peter Dommaschk und Ralf Leuther („Theresa Wolff – Home Sweet Home“) sowie Lena Stahl („Wunderschön“), die auch Regie führte. (tsch)