Nino de AngeloSänger spricht über seine Krankheit und eine fünfte Hochzeit

Nino de Angelo lehnt an einer Wand.

Nino de Angelo beim EXPRESS.de-Interview am 27. April 2022 in Bonn.

Nino de Angelo ist seit 40 Jahren in der deutschen Musik-Szene. Er hatte große Erfolge und erlebte viele Tiefschläge. Vor allem die Gesundheit bereitete ihm immer wieder Probleme. Das große Interview.

von Marcel Schwamborn (msw)

Er ist ein echtes Stehaufmännchen in der deutschen Musikszene. Nino de Angelo (58) landete gleich zum Beginn seiner Karriere 1983 seinen größten Hit mit „Jenseits von Eden“. Es folgten weitere Erfolge, aber auch musikalische und private Tiefschläge.

Vier Ehen, vier Scheidungen. Privatinsolvenz, Lymphdrüsenkrebs, Blutkrebs, Bypässe, COPD. Mit seinem Album „Gesegnet und verflucht“ gelang dem früheren Kölner ein beeindruckendes Comeback. Derzeit feiert der Sänger sein Bühnen-Comeback, tritt unter anderem beim großen Schlager-Event „Lieblingslieder“ am 6. August 2022 in Bonn auf. EXPRESS.de traf Nino de Angelo am 27. April zum exklusiven Interview.

Ihre neuen Songs vergleichen viele mit der Band Unheilig. Passen diese Titel überhaupt noch in die Schlagerwelt?

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Nino de Angelo: Vielleicht passt das sogar gerade gut. Sonst ist immer nur gute Laune und heile Welt auf der Bühne. Aber bei mir haben die Leute mal was zum Zuhören, ohne, dass sie tanzen. Ich möchte mich da schon gesanglich von den anderen Künstlern unterscheiden.

Also fühlen Sie sich wohl zwischen Vanessa Mai und DJ Ötzi?

Nino de Angelo: Mein Auftritt ist ein Konzert im Konzert. Ich mache dann aus einem Schlager-Erlebnis ein Nino de Angelo-Konzert. Die Songs sind so wuchtig und voller Power. Da schläft ja keiner bei ein. Es sind Titel mit Aussage, fast schon episch. Und es kommt an. Das spiegelt sich in den Verkäufen wider. Nach jedem Auftritt gehen wieder 1000 Alben weg.

Basteln Sie schon an einem Nachfolge-Werk?

Nino de Angelo: Das neue Album ist in der Produktionsphase. Die Songs habe ich zu 90 Prozent schon geschrieben. In den Titeln wird es nicht mehr so um die Aufarbeitung meines Lebens gehen. Natürlich haben die Texte mit mir zu tun. Ein neuer Song ist schon fast eher eine Persiflage auf mein Leben. Rückblickend kann ich schon sagen: Wie blöd war ich eigentlich?

Widmen Sie auch Ihrer Partnerin Simone ein Lied?

Nino de Angelo: Für sie war auf dem vergangenen Album ja schon der Song „Romeo & Juliet“. Auch jetzt habe ich mehrere Titel in der Auswahl, die für sie gedacht sind. Da wird zwar nicht ihr Name drin vorkommen, aber sie weiß, dass sie gemeint ist.

Wagen Sie sich mit Ihr denn noch an Ihre fünfte Hochzeit?

Nino de Angelo: Wir wollten eigentlich am 12. Dezember 2021 heiraten, das hat die Pandemie verhindert. Wir müssen nicht unbedingt heiraten. Dass wir zusammen bleiben, da gibt es keine zwei Meinungen. Wir wollen keine große Feier, kein Brimborium. Aber wir wollen es auf jeden Fall machen. Letztlich ist es eine Unterschrift, die wir leisten. Wir wissen aber auch ohne das Papier, was wir füreinander fühlen.

Nino de Angelo: „Colonia“ habe ich eigentlich für Brings geschrieben

37 Jahre haben Sie in Köln gelebt. Was verbindet Sie noch mit der Stadt?

Nino de Angelo: Ich habe den Titel „Colonia“ vor 25 Jahren eigentlich für Brings geschrieben. Ich saß damals mit Peter im Auto, habe ihm den Song vorgespielt. Er gefiel ihm eigentlich, aber letztlich wurde doch nichts draus. Jetzt ist er eben auf meinem Album. Das ist meine Hommage an Köln. Ich liebe die Stadt, bin aber auch froh, wenn ich wieder weg bin.

Warum?

Nino de Angelo: Ich habe in Köln sehr viel erlebt. Rauf, runter, den Himmel und den Asphalt geschmeckt. Wenn ich durch Köln fahre, kommen immer Flashbacks. Dann erinnere ich mich, wie ich morgens um 11 Uhr aus Bars getorkelt bin. Es gibt schöne Erlebnisse, wenn ich an der Kirche in Marienburg vorbeifahre, wo ich die Mutter meiner Kinder geheiratet habe. Dann fahre ich wiederum an Stellen vorbei, an die ich keine guten Erinnerungen habe. Das sind dann so viele Erlebnisse, dass es mich fast erschlägt. Mir ist das alles zu hektisch geworden.

Deshalb hat es Sie jetzt ins Allgäu verschlagen?

Nino de Angelo: Wir leben im kleinen 3000-Seelen-Dorf Wertach, mit Pferden, Hunden, Katzen. Da kann ich runterkommen. Außerdem ist die Luft in der Gegend für meine Bronchien sehr gut. Da fühle ich mich fast wie geheilt (lacht).

Sie sagten 2020, Ihnen blieben aufgrund der COPD-Krankheit nur noch fünf Jahre.

Nino de Angelo: Wie viele Jahre mir jetzt noch bleiben, das weiß ich wirklich nicht. Noch am heutigen Tag habe ich die Nachricht erhalten, dass ein guter Freund von mir überraschend verstorben ist. Das kann alles so schnell gehen. Deshalb lautet mein Motto: Leben, aber jetzt vernünftig. Die Zeit möchte ich vernünftig genießen.