Moderatorin bringt es auf den PunktSandra Maischberger: „Ich hab’ schon Corona-Kater“

Neuer Inhalt

Eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens: Sandra Maischberger, Journalistin und Fernsehmoderatorin.

Köln – Im TV führt sie uns gerade unsere Traum- und Alptraumwelt vor: Als Produzentin ist Sandra Maischberger (53) für die wunderschönen Bilder der zehnteiligen Doku-Reihe „Sehnsucht Segeln“ (alltags, 16.10 Uhr, ARD) zuständig.

Als Moderatorin bringt sie uns jeden Mittwochabend in „Maischberger. Die Woche“ von Köln oder Berlin aus in den von Corona gezeichneten Alltag zurück. Mal das Schöne, mal das Schlimme – wieder ein Grund, sich mit der beliebtesten Talk-Moderatorin Deutschlands lange zu unterhalten.

Wasser, Wind, traumhafte Stände. Bilder aus fernen Ländern – in einer Zeit, in der wir unsere eigenen Urlaube und Reisen nicht mal planen können. Was empfinden Sie, wenn Sie das in Corona-Zeiten im TV sehen? Sandra Maischberger: Ich lehne mich zurück und genieße. Es ist wie ein Blick in eine andere Welt. Ich sehe unbekannte Länder, begleite normale Menschen, die das alles zum ersten Mal erleben. Obwohl ich die Filme kenne, gucke ich immer wieder gern zu, weil ich ahne, dass dieses Leben so schnell nicht zurückkommt. Ich träume mich mit diesen Bildern dahin, wo wir im Moment nicht sein können.

Alles zum Thema Corona

Beeindruckend sind Bilder, die die Segler von oben zeigen… Wir hatten dafür vier Drohnen im Einsatz. Das war an Bord nicht so einfach, weil die Segelschiffe mit viel Takelage bestückt sind. Am letzten Drehtag ist uns in Thailand ein Malheur passiert. Als wir filmten, wie das Schiff unter vollen Segeln hinter einem Felsen hervorkommt, ist eine der Drohnen im Felsen hängen geblieben. Sie hat fleißig weiter gesendet, bis der Akku leer war...

Wäre Urlaub auf einem Traum-Segler was für Sie? Nein. Ich bin auf Schiffen nicht glücklich, ich bin eine begeisterte Taucherin. Alles unter Wasser ist prima, auf dem Wasser fühle ich mich nicht sehr wohl.

Wo urlauben Sie am liebsten? Früher bin ich viel durch die große weite Welt gereist. Als wir dann unser Kind dabei hatten, ist die große weite Welt etwas kleiner geworden. Vielleicht kommt es ja mal wieder. Ich bin gern in den Bergen oder – wenn ich tauchen kann – im Wasser. Ich reise gern, das ist das einzige, wofür ich gern Geld ausgebe.

Sie bringen uns in diesen Tagen in Ihren Sendungen auch die Corona-Alptraum-Welt nahe. Nervt es Sie langsam? Thematisch ist es wirklich etwas einengend. Es ist aber schwierig, über was anderes zu reden, weil das tägliche Leben so fremdbestimmt und eingeschränkt ist. Viele Dinge, die einen sonst interessiert hätten, sieht man gar nicht mehr – oder nur durch die Corona-Brille.

Wir Normalos können mal abschalten. Sie müssen alle Neuigkeiten aufsaugen, um nichts Falsches zu sagen... Ich habe donnerstags nach der Sendung manchmal einen regelrechten Corona-Kater – und stürze ins Corona-Loch. Dann konzentriere ich mich auf die nächste Sendung und finde wieder einen Haufen Fragen, von denen ich dachte, ich hätte sie schon gestellt. Aber die Antworten sind jede Woche wieder neu.

Wie beeinträchtigt Corona Ihr privates Leben? Im Vergleich zu vielen anderen geht es mir gut, ich bin sehr privilegiert. Ich habe einen Beruf, in dem ich weiterarbeiten, vieles von zu Hause erledigen kann.

Hier lesen Sie mehr: Die aktuellen Entwicklungen der Corona-Krise auf der ganzen Welt im Ticker

Sie haben einen Sohn (13). Wie managen Sie sein Schul-Leben? Er ist in seinem ersten Jahr am Gymnasium, wird in diesen Tagen per Internet beschult. Das ist anstrengend für alle: Lehrer, Schüler, aber auch Eltern, weil wir uns immer den Überblick, über das, was er zu machen hat und macht, verschaffen müssen. Wir können leider auch nicht mit der Hilfe der Großmütter rechnen, von denen die eine in München, die andere in Prag wohnt, und die wir wahrscheinlich über längere Zeit nicht sehen können – obwohl beide in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feiern.

Sind Sie beim Homeschooling schon an Grenzen gestoßen? Wir kriegen das ganz gut hin. Ich bin für die Sprachen zuständig, mein Mann für Naturwissenschaften. Eine gute Lösung.

Was planen Sie für die Nach-Corona-Zeit? Ich plane nichts. Mein Kalender war noch nie so leer wie jetzt.

Ihre Produktionsfirma trägt den etwas anderen Namen „Vincent“. Wieso? Mein Mann hat in den 90ern eine Firma namens „Vincent“ gegründet. In einer Zeit, als im TV erstmals Zuschauerzahlen eine größere Rolle spielten als die Qualität der Filme. Das fand er nicht richtig. Der Name erinnert an Vincent van Gogh, der zu Lebzeiten nicht eines seiner großartigen Bilder verkaufen konnte, weil sie nicht dem allgemeinen Geschmack entsprachen. Das zeigt: Qualität misst sich eben nicht alleine am marktwirtschaftlichen Erfolg.

Sie sind Chefin der Firma, gleichzeitig mit Ihrem Mann Gesellschafter. Kommen Sie sich da nicht ins Gehege? Eher ergänzen wir uns gut. Mein Mann ist vor allem das Auge der Firma. Er hat einen sehr hohen Anspruch an Bilder und Dramaturgie. Ich kenne mich mehr mit Inhalten aus. Das war von Anfang an so: Wir haben uns bei einer Interview-Reihe für „Spiegel-TV“ kennengelernt. Damals kam ich gerade vom Radio. Mir war klar, wie man Interviews führt, aber wie man sie ins Bild setzt, wusste ich nicht. Das habe ich erst durch meinen Mann gelernt – nicht immer ohne Streit.

Wie ist der Stand der Dinge? Wir drehen leider nicht mehr so oft miteinander. Aber er weiß, was ich kann, und ich weiß, was er kann. Wir streiten also nicht mehr viel über diese Fragen.

Ihre Familie mütterlicherseits kommt aus Oberwinter, das jetzt zu Remagen gehört. Haben Sie da schöne Erinnerungen? Aber ja, ab und zu bin ich auch da. Aber von der großen Familie dort sind nur noch ein Onkel und eine Tante geblieben. Mich hat schon als Kind der Rhein sehr fasziniert – das ist so geblieben.

Sandra Maischberger: Talk-Größe im deutschen TV

Sandra Maischberger (geb. 25. August 1966 in München).

1989: „Live aus dem Schlachthof“ (Bayr. Fernsehen).

1991: „Talk im Turm“ (mit Erich Böhme).

1992: tägliche Interviewsendung „0137“ (Premiere).

2000 – 2006: Talk „Maischberger“ bei ntv.

Ab 2003: „Menschen bei Maischberger“ (ARD), ab 2016: „Maischberger“, heißt jetzt „Maischberger. Die Woche“ (mittwochs, ARD).

2013 Bundesverdienstkreuz für ihren Einsatz zur Ausweitung des Wettbewerbs „Jugend debattiert“.

Seit 1994 mit Kameramann Jan Kerhart (60) verheiratet, ein gemeinsamer Sohn. Die beiden gründeten 2000 die TV-Produktionsfirma Vincent Television GmbH.