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Sat.1-RückkehrJörg Pilawa mit neuem Quiz: Erst spritzig, dann peinlich

Jörg Pilawa, Moderator, steht in seiner neuen Fernsehsendung «Quiz für Dich» in einem Fernsehstudio mit den prominenten Rategästen Stefan Effenberg (l) sowie Marlene Lufen (r).

Jörg Pilawa moderiert das „Quiz für Dich“ in Sat.1. Demnächst werden dort auch Stefan Effenberg (l.) und Marlene Lufen zu sehen sein.

„Wir machen was ganz Verrücktes“, kündigte Jörg Pilawa bei seinem Quiz-Comeback bei seinem früheren Sender Sat.1 vollmundig an. „Prominente spielen für einen guten Zweck.“ Tatsächlich wurde es ein Spieleabend, der Laune machte und sich selbst nicht allzu ernst nahm. Dumm nur, dass das Konzept hakt.

Eine poppig-bunte Showbühne, aufgekratzte Gute-Laune-Quizteilnehmer wie Jeannine Michaelsen, Ralf Schmitz, Pierre M. Krause und Henning Baum, die wirklich witzig sind, sowie natürlich ein Moderator, den nach gefühlt Abermillionen souverän durchgezogenen TV-Ratesendungen nichts mehr aus der Ruhe bringt: „Quiz für Dich“, die am Mittwoch (9. März 2022) bei Sat.1 neu gestartete Unterhaltungssendung mit dem Sender-Rückkehrer Jörg Pilawa, kann eigentlich gar nichts falsch machen. Eigentlich!

Und so kicherten sich die Spiel-Teilnehmer auch in Party-Stimmung und ließen die Pointen knallen. Eine der besten, weil am dreistesten gelogenen lautete: „Ich kann nur Nachrichten vorlesen“, sagte Linda Zervakis. Die frühere ARD-„Tagesschau“-Sprecherin ist als News- und Talk-Moderatorin bei ProSieben längst vielseitiger aufgestellt. Zervakis ist wirklich ur-komisch, extrem schlagfertig und stets bereit, sich selbst auf den Arm zu nehmen. So rollte sie bei einer Pilawa-Frage nach vegetarischen und veganen Essgewohnheiten nur „empört“ mit den Augen: „Ich bin Griechin!“ Mehr musste sie nicht sagen. Das Studiopublikum tobte vor Lachen.

„Quiz für Dich“ in Sat.1: Quatschwettbewerbe am Quiz-Buzzer

Ähnlich gut harmonierten im Frotzeleien-Wettkampf die beiden Comedians Ralf Schmitz und Pierre M. Krause, die zwar eigentlich ein Team bilden sollten, aber vor lauter Quatschmachen fast das Drücken der Buzzer verpassten. Auch sie nahmen sich nicht immer bierernst. So blickte Krause auf die Frage, welchen Ausbildungsberuf der ProSieben-Kollege Klaas Heufer-Umlauf einst gelernt habe, gespielt ahnungslos mit seinen Strubbelhaaren in den Raum: „Was ist ein Friseur?“

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Wirklich originell an der „neuen“ Quizshow war natürlich wenig – weil das Spiel mit dem erweiterten, gerne auch mal etwas abseitigen Alltagswissen nicht neu erfunden werden kann. Sympathisch aber ist sie trotzdem. Auch weil Jörg Pilawa, der sich gern selbst als „Quizonkel“ vorstellt, ordentlich Fett abbekommt. So maulte etwa Jeannine Michaelsen, als sie mit einer Antwort danebenlag und von Pilawa keinen Punkt bekam: „Der Pflaume war früher auch netter!“

„Quiz für dich“: „Du verdienst doch ganz gut Geld bei Sat.1“

Es war ein Spiel mit den Fernseh-Erinnerungen. Immerhin war ja wirklich auch mal Kai Pflaume ein Sat.1-Moderator. Vielleicht kehrt er ebenfalls eines Tages zurück, wie Pilawa. Die synthetisch cleane, bunte Fernsehwelt dreht sich manchmal eben doch nur um sich selbst. Und das Einzige, worüber man sich ein wenig aufregt, ist die Frage, welch gute Verträge die Kollegen beim Senderwechsel herausgehandelt haben könnten.

„Du verdienst doch ganz gut Geld bei Sat.1“, ging Michaelsen etwa scherzhaft ihren Spielkameraden Ralf Schmitz an, der ebenfalls den Weg zurück zum Bällchensender gefunden hatte. Er kam zuletzt zurück von RTL nach München-Unterföhring. Schmitz konterte frech: „Ich heiß’ doch nicht Pilawa.“

Doch Jörg Pilawa wäre nicht der große Routinier der Fernsehunterhaltung, der er ist, wenn er sich reizen ließe. So lächelte er freundlich über Versuche hinweg, ihn aus der Contenance zu bringen. „Sat.1 tut ihm nicht gut“, stichelte Jeannine Michaelsen. Pilawa grinste. „Kaum ist er bei Sat.1, erhöht er den Druck“, sagte sie auch. Doch auch da lächelte er onkelhaft.

Tatsächlich wusste sich Pilawa sogar sehr elegant zu wehren – mit Freundlichkeit, aber auch mit Biss. „Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld“, scherzte er, als seine Kandidaten mal wieder nach Ausflüchten suchten.

„Quiz für dich“: Premiere hakte an zwei Punkten

Dumm nur, dass der Abend an zumindest zwei Punkten hakte: Der eine davon erwies sich als vergleichsweise harmlos und vorhersehbar. Nach dem Pointen-Feuerwerk, das die beiden Spiel-Duos Michaelsen/Zervakis sowie Schmitz/Krause in der ersten Show-Hälfte entfacht hatten, wurde es bei der „Zweitbesetzung“ später merklich ruhiger, ja sogar ein wenig schwergängig und hölzern.

Ex-Boxer Henry Maske, Action-Star Ralf Moeller, Olympiasiegerin Katarina Witt sowie Schauspieler Henning Baum konnten die Gag-Dichte aus dem ersten Teil nicht annähernd aufrechterhalten. Allerdings hatte zumindest der bärige „Der letzte Bulle“-Darsteller die Lacher auf seiner Seite. „Die haben in einer Stunde mehr gesprochen, als ich in einer ganzen Jahreszeit rede“, scherzte Baum über die Quasselkollegen aus der ersten Hälfte.

„Quiz für dich“ (Sat.1): Tränen und Sprachlosigkeit bei den Beschenkten

Die zweite Einschränkung allerdings geht weitaus tiefer: „Quiz für Dich“ ist als Promi-Ausgabe einer Ratesendung nicht wirklich besser, aber auch nicht schlechter als diverse andere Vorgänger. Klar: „Wer stiehlt mir die Show“ bei ProSieben war zuletzt durch die Bank weitaus origineller aufgezogen. Dafür war die vermeintliche Allstar-Ratesendung „Gipfel der Quizgiganten“ bei RTL eine eher un-gigantische Enttäuschung.

Was „Quiz für Dich“ problematisch macht, ist der Versuch, leider doch mehr sein zu wollen: Angelegt ist die Sendung nämlich noch als Tränendrüsen-Drücker mit Reality-TV-Anklang. Alle Gewinne – 23.700 Euro im ersten sowie 20.000 Euro im zweiten Durchgang – sollten noch „einem guten Zweck“ zugeführt werden.

Dafür hatte Sat.1 im Hintergrund ein Versteckspiel inszeniert. Das Geld, das die Promis erspielten, kam zwei Frauen zugute, die Unterstützung verdient haben. Der liebenswerten Zupackerin Heidi aus Hauenstein, die unter anderem eine Benefiz-Aktion für die Ahrtal-Flutopfer durchgeführt hatte, sowie der 22-jährigen Lena, die an einer schweren Muskelkrankheit leidet und zudem den Lymphdrüsenkrebs erfolgreich bekämpft hat.

Beide Frauen waren in den Plan nicht eingeweiht. Im Gegenteil: Sat.1 veranstaltete hinter den Kulissen eine Scharade, um sie zu überraschen – mit eingeweihten Verwandten und Freunden sowie versteckten Kameras, die Aufnahmen aus einer Art medialem Hinterhalt lieferten. So richtig wohl schien sich vor Ort in Hauenstein in der Pfalz, aber auch bei Jana in Hamburg niemand zu fühlen. Und die grobkörnigen Versteckte-Kamera-Bilder passten auch nicht in den poppigen Look der Studioshow.

Kein Wunder, dass beide Beschenkten arg überrumpelt wirkten, als sich die Sat.1-Scheinwerfer plötzlich auf sie richteten. „Ich bin selten sprachlos, aber gerade bin ich’s“, stammelte die sonst offenbar resolute Heidi und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Sie wurde beschenkt. Aber sie musste wohl jedem Zuschauenden leidtun. Ähnlich erging es Lena, die ebenfalls lieber „sprachlos“ bleiben wollte. Hoffentlich findet der Sender trotzdem bald noch einen Weg, Gutes zu tun, aber das auf eine weniger kompromittierende Art und Weise. (tsch)