„Muss man doch ungefähr wissen“Markus Lanz stellt Grüne-Jugend-Sprecherin in Debatte bloß

Markus Lanz wollte von Katharina Stolla wissen, woher der Pessimismus in der jungen Generation komme. Sie antwortete, dass sich junge Menschen um die Klimakrise und den Rechtsruck Sorgen machen: „Und junge Menschen sehen, wie jeden Tag gefühlt weitere Kriege eskalieren.“ (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Markus Lanz wollte von Katharina Stolla wissen, woher der Pessimismus in der jungen Generation komme.

Ihre Forderung einer Vier-Tage-Woche sorgte schon vor wenigen Wochen für jede Menge mediale Aufmerksamkeit und Kritik: Bei „Markus Lanz“ rückte die Grüne-Jugend-Sprecherin Katharina Stolla erneut in den Fokus, als sie sich verbal mit dem Moderator anlegte.

Vor wenigen Wochen löste die Grüne-Jugend-Sprecherin Katharina Stolla eine landesweite Debatte aus, nachdem sie bei „Markus Lanz“ eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich forderte und sagte: „Dass man keine Lust mehr hat, viel zu arbeiten, finde ich total vernünftig.“ Auch am Mittwochabend sorgte Stolla für Kopfschütteln bei Lanz und CDU-Politiker Philipp Amthor, als sie erläuterte, warum weniger Arbeit gut für die deutsche Marktwirtschaft sein könnte.

Laut der Jungpolitikerin könnte eine Reduktion der Arbeitszeit unter anderem die Produktivität steigern, da Arbeitnehmer in der Regel „seltener krank“ seien, wenn sie „unter geringerem Stress“ stehen. Als Markus Lanz Philipp Amthor nach seiner Meinung zur Vier-Tage-Woche fragte, antwortete der Politiker zunächst überraschend: „Das Leben ist auch mehr als nur Arbeit“, erklärte Amthor, „Arbeit ist ein Mittel zum Zweck für ein gelingendes Leben.“

Philipp Amthor: „Das sind ja absurde Vorstellungen“

Der ZDF-Moderator reagierte irritiert: „Was ist mit Ihnen los? Weiß Friedrich Merz, dass Sie so denken?“ Amthor ruderte daraufhin zurück und erklärte, dass er die Forderung „aus einer persönlichen Sicht“ verstehen könne, aber auf der „politischen Ebene“ keinerlei Verständnis dafür habe, da Deutschland sich „in einem internationalen Standort-Wettbewerb“ befinde und jedem klar sein müsse: „Weniger Arbeit bedeutet für uns weniger Wohlstand.“

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Statt eine geringere Arbeitszeit zu bewerben, plädierte Amthor stattdessen für eine größere Belohnung, „wenn Leute mehr arbeiten wollen“. Dagegen konterte Stolla jedoch unbeeindruckt: „Es werden unfassbar viele Überstunden gemacht und mehr als die Hälfte der Überstunden in Deutschland werden nicht bezahlt!“ Zudem würden Überstunden laut Stolla generell „noch stärker“ dazu beitragen, „dass eine gleichberechtigte Gesellschaft in weite Ferne rückt“.

Die Grüne-Jugend-Sprecherin wetterte weiter, dass sie es „scheinheilig“ finde, zu sagen, „wir brauchen jetzt dringend eine Erhöhung der Arbeitszeit, wenn man es noch nicht mal hinkriegt, mehr Kitaplätze zu schaffen“. Stolla erklärte, eine 40-Stunden-Woche sei „unfeministisch“, da Themen wie der Haushalt und die Kinderbetreuung meist an den Frauen hängenbleiben.

Philipp Amthor: „In diesem Land kannst du viel erreichen, wenn du fleißig bist“

„Das ist nicht zu stemmen und deshalb reduzieren ja auch viele Frauen insbesondere auf Teilzeit“, so Stolla wütend. Laut der Jungpolitikerin gebe es deshalb ein „ein ungemein großes Potenzial auf dem deutschen Arbeitsmarkt“, das ungenutzt bleibe. Als Markus Lanz wissen wollte, worauf die Grüne-Jugend-Sprecherin hinauswolle, antwortete sie, dass „unfassbar viele Frauen“ in den Arbeitsmarkt zurückkehren würden, wenn bestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Damit könnte ein Teil des Fachkräftemangels gelöst werden.

Lanz hakte kritisch nach: „Unfassbar viele Frauen ist wie viel?“ Darauf hatte die Jungpolitikerin jedoch keine Antwort, denn: „Ich weiß gerade tatsächlich nicht die gesamte Zahl, aber ich weiß, dass es ein inländisches Arbeitspotenzial von 6 Millionen Menschen gibt.“

Lanz konterte streng: „Das muss man doch ungefähr wissen. Wie groß ist dieses Potenzial?“ Die Grüne-Jugend-Sprecherin konnte darauf jedoch nur antworten: „Was die ganz genaue Zahl ist, das können wir gleich nochmal nachlesen. Ich glaube, das macht den Braten jetzt auch nicht fett!“

Eine Steilvorlage für Philipp Amthor, der fassungslos feststellte: „Ich bin wirklich baff und erstaunt.“ Der CDU-Politiker ergänzte: „Das ist ja eine Wünsch-dir-was-Vorstellung sondergleichen, wenn man glaubt, Deutschland könne volkswirtschaftlich besser dastehen, indem wir weniger arbeiten. Man würde das Fachkräfteproblem in Deutschland lösen, indem wir weniger arbeiten. Das sind ja absurde Vorstellungen!“

Markus Lanz: Philipp Amthor wettert gegen Grüne-Jugend-Sprecherin

Amthor plädierte derweil dafür, dass die Annahme wieder mehr verbreitet werde, „dass Aufstieg, Fleiß, Leistung – dass das die tragenden Werte sind, die diese Bundesrepublik groß gemacht haben.“ Der CDU-Mann wetterte weiter, dass er es für „ein Zerrbild von Arbeit“ halte, „wenn man es so darstellt, als sei Arbeit irgendwie das abgrundtief Böse. Als würde man sagen: Gelingendes Leben besteht aus Freizeit, die dummerweise immer mal durch Arbeit unterbrochen wird“.

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Amthor wurde daraufhin persönlich, als er von seiner Kindheit erzählte und zugab, dass seine Mutter mehrmals den Job wechseln musste: „Ich bin auch nicht mit dem goldenen Löffel geboren, sondern habe irgendwie vorgelebt bekommen: In diesem Land kannst du viel erreichen, wenn du fleißig bist und dich anstrengst. Aufstieg durch Bildung ist möglich.“

Jungpolitikerin Stolla sah dies offenbar völlig anders und konterte, dass das Aufstiegsversprechen „einfach extremst unwahrscheinlich“ sei. Amthor reagierte überrascht: „Die Grünen haben sonst doch immer so tolle Laune, deswegen verstehe ich nicht, warum die so negative Laune für die Aufstiegsgesellschaft in Deutschland haben.“ Er stellte abschließend klar: „Man kann nicht sagen: Immer weniger arbeiten und immer mehr Lohn. Das geht im Schlaraffenland, aber nicht in der Bundesrepublik Deutschland.“ (tsch)