Bei „Markus Lanz“CDU-Politiker schließt deutsche Militärhilfe für Israel nicht aus: „Stunde der Bewährung“

Roderich Kiesewetter forderte bei „Markus Lanz“: „Wenn Israel uns um Hilfe bäte (...), dann dürfen wir uns dem nicht verwehren.“

Roderich Kiesewetter forderte bei „Markus Lanz“: „Wenn Israel uns um Hilfe bäte (...), dann dürfen wir uns dem nicht verwehren.“

Der Krieg in Israel rückt auch die Spannungen zwischen der westlichen und der muslimischen Welt in den Fokus. Bei „Markus Lanz“ äußerte sich Roderich Kiesewetter zu einem möglichen Einsatz des deutschen Militärs, während Politologe Hasnain Kazim vor weiteren Eskalationen warnte.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel spitzt sich die Lage weltweit zu. Besonders die jüngste Explosion an einem Krankenhaus in Gaza sorgte für Bestürzung. Bei „Markus Lanz“ diskutierten die Gäste daher nicht nur über die möglichen Gefahren des weiteren Kriegsverlaufs, sondern auch über den steigenden muslimischen Antisemitismus in Deutschland sowie die Möglichkeit eines Dritten Weltkrieges.

Zunächst machte ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge, der aus Israel zugeschaltet war, klar, dass die Bilder vom zerstörten Krankenhaus in Gaza längst den physischen Krieg in „einen Krieg im Netz, einen Krieg um die Deutungshoheit in der Öffentlichkeit“ verwandelt haben. „Bisher gibt es viele Details über diesen Angriff, aber letztendliche Klarheit nicht“, erklärte der Journalist, der klarstellte, dass mittlerweile „einiges dafür spreche, dass der Angriff tatsächlich nicht von Israel ausgeführt worden ist“.

„Markus Lanz“: Politologe Hasnain Kazim bemerkt „Doppelmoral“ im Umgang mit Muslimen

Auch Islamwissenschaftler und Ex-BND-Mitarbeiter Gerhard Conrad stellte klar, dass es zwar „Segmente von Bilddokumentationen“ gebe, „aber auf der Grundlage kann man erstens kein Schadensbild erstellen, geschweige denn irgendwelche validen Aussagen über die Ursachen des Schadens oder gar die Urheberschaft des Schadens treffen“.

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In Bezug auf den weiteren Kriegsverlauf waren sich die Gäste bei „Markus Lanz“ ebenfalls einig, dass es keine klare „Exit-Strategie“ gebe. Journalistin Kristin Helberg äußerte zudem die Sorge, dass man die Hamas zwar „militärisch in Gaza zerschlagen“ könne, „aber das ist nicht das Ende der Hamas, denn die politische Führung sitzt sowieso außerhalb“.

Islamwissenschaftler und Ex-BND-Mitarbeiter Gerhard Conrad (rechts) wies auf die schwierige Rekonstruktion des jüngsten Angriffes auf ein Krankenhaus im Gazastreifen hin.

Islamwissenschaftler und Ex-BND-Mitarbeiter Gerhard Conrad (rechts) wies auf die schwierige Rekonstruktion des jüngsten Angriffes auf ein Krankenhaus im Gazastreifen hin.

Laut Helberg müsse daher eher „der Nährboden“ bekämpft werden, „auf dem die Hamas und andere Terrororganisationen gedeihen“. Ein Dünger für den Nährboden sei vor allem das Gefühl, vom Westen im Stich gelassen und missverstanden zu werden. Dem stimmte auch Politologe Hasnain Kazim zu, der erklärte, dass es eine gewisse „Doppelmoral“ im Umgang mit Muslimen gebe: „Es gibt natürlich eine Diskriminierung gegenüber Muslimen.“

Gleichzeitig machte Hasnain Kazim deutlich, dass viel mehr über den „muslimischen Antisemitismus“ in Deutschland geredet werden müsse, da es sich hierbei um ein „großes Problem“ und einen „unhaltbaren Zustand“ handle: „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass wir in Berlin, in der deutschen Bundeshauptstadt, eine Situation haben, wo Juden nicht sicher rausgehen können, wo sie Angst haben müssen.“ Der Hass gegen Juden gehe laut Hasnain Kazim „bis in die hochgebildeten Schichten“.

Bereits muslimischen Kleinkindern werde beigebracht, dass Israel der Feind sei. „Ich bin kein Islamkritiker – aber ich kritisiere sehr viel, was im Namen des Islam getan wird“, differenzierte Kazim. Als Markus Lanz ihn fragte, ob er für seine Meinung auch angefeindet werde, antwortete der Politologe offen: „Ich bekomme schon sehr viel Feindschaft (...). Ich bin kürzlich ein Mossad-U-Boot genannt worden.“ Zudem werde er auch „als Hund“ bezeichnet.

Markus Lanz lenkte daraufhin den Blick auf das deutsche Militär und wollte wissen, ob ein Einsatz in Nahost denkbar wäre. Roderich Kiesewetter nickte prompt: „Jetzt ist die Stunde der Bewährung. Israel fragt nicht Bundeswehrsoldaten an, fragt aber nach militärischer Unterstützung, die sie auch bekommt.“

Laut Kiesewetter dürfe die Staatsräson „kein Lippenbekenntnis“ bleiben. Dies bedeute, dass Deutschland „innenpolitisch dafür sorgen“ müsse, „dass hier das Existenzrecht Israels nicht nur NICHT infrage gestellt“ werde, „sondern dass jüdische Einrichtungen frei und (...) unbewacht hier ganz normal existieren können“.

Roderich Kiesewetter warnt vor „weiteren Eskalationen“

Außenpolitisch hieße das laut des CDU-Mannes: „Wenn Israel uns um Hilfe bäte (...), dann dürfen wir uns dem nicht verwehren.“ Er warnte weiter: „Das wird uns die nächsten Jahre schwer bewegen, mit ganz großen Herausforderungen bis hin zu weiteren Eskalationen.“

Eine Horrorvorstellung für Hasnain Kazim, der davor warnte, dass „die Radikalisierung von bestimmten Gruppen“ in dem Fall noch mehr zunehme: „Das würde hier richtig krachen!“ Gleichzeitig stellte der Politologe fassungslos klar: „Das ist ja fast schon der Schritt zum Weltkrieg!“ Kiesewetter wiegelte jedoch ab und erklärte, dass es „nicht um den Weltkrieg“, sondern darum gehe, „ihn zu verhindern“. „Das ist die Aufgabe Deutschlands – auch aufgrund unserer Geschichte“, schloss der CDU-Mann die Diskussion. (tsch)