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„Kein Typ dafür“Comedian Thomas Hermanns boykottiert Social Media – Grund leuchtet ein

Sonya Kraus und Thomas Hermanns, neues Moderationsduo, stehen 2023 vor der Buchstabenwand vom «Glücksrad».

Glückliches Händchen in seinem Metier: Thomas Hermanns (hier mit Co-Moderatorin Sonya Kraus im September 2023) in der legendären Wort-Rateshow „Glücksrad“.

„Glücksrad“-Moderator und Comedy-Urgestein Thomas Hermanns ist gerade 60 geworden. Grund genug für ein Gespräch über würdevolles Altern, Klamotten und Social Media.

von Horst Stellmacher (sm)

Alter hat nicht den besten Ruf im Leben derer, die langsam darauf zusteuern. Doch diesen Ruf hat es nicht verdient – sagt Entertainer Thomas Hermanns (gerade 60 geworden). 

Er hat einen besonderen Ratgeber veröffentlicht: „Sexy Sixty – Mit Charme und Schwung ins neue Jahrzehnt“ (Lübbe, 20 Euro). Es geht um den richtigen Sport, das richtige Essen, das richtige Denken – und ums Äußere.

„Glücksrad“-Moderator Thomas Hermanns

Im Buch ist auffallend, dass Sie dem äußeren Auftritt der Ü60-Generation viel Gewicht geben. Warum?

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Thomas Hermanns: Es hilft immer, wenn der Partner und die Partnerin einigermaßen schick in ihre 70er einbiegen. Wir dürfen beim Thema Klamotten und Sport nicht nachlassen, damit wir nicht zu unsexuellen, geschlechtslosen Anorak-Wesen werden. Es ist sehr wichtig, wie wir weiter ausgehen – nichts ist schlimmer, als zu vergrauen.

Wozu raten Sie Älteren?

Thomas Hermanns: Zum Beispiel zum Mut zu mediterranen Klamotten. So wie Alfred Biolek, der auch in dieser Frage mein Vorbild war. Er wirkte immer super angezogen. Ein weißes, gebügeltes Hemd ist eine Chance. Männer sollten auch Mut zu Puder und Make-up haben, sich Tricks raufschaffen.

In Deutschland ist so etwas nicht leicht zu vermitteln ...

Thomas Hermanns: ... und das stört mich sehr. Bei uns wird die gewisse Leichtigkeit immer noch kritisiert. Wenn ich bunt gekleidet bin, gelte ich als oberflächlich, mit einer bunten Bluse gerate ich in den Verdacht, das Leben zu leicht zu nehmen. Wir sind in Deutschland in dieser Frage immer noch etwas kalt, ernst, skeptisch.

Sie sind jetzt seit rund vier Wochen 60. Was hat Ihnen der Geburtstag bedeutet?

Thomas Hermanns:  Runde Geburtstage berühren mich immer, sie geben ja den Blick frei aufs nächste Jahrzehnt. Die Zahl 60 bedeutet zwar nix, aber die Perspektive, die sich damit auftut, gibt mir zu denken. Ich denke, ich werde in den ersten Jahren noch ganz frisch sein, aber in der zweiten Hälfte wird es bedenklicher. Mir ist bewusst, dass ich mit 60 im letzten Drittel angekommen bin. Wir dürfen ja nicht erwarten, dass wir alle mindestens 100 werden.

Sie waren das zweite Drittel Ihres Lebens nicht nur auf der Bühne aktiv, sondern auch ein Strippenzieher und Fachmann für Comedy. Ist es für angehende Comedians heute schwerer, eine Karriere zu starten?

Thomas Hermanns:  Es ist anders, fast nicht vergleichbar. Es ist eine andere Industrie geworden, deren Vorteil es ist, dass sie dem Einzelkünstler mehr Chancen gibt. Durch das Internet kann jeder alles selbst machen. Die Lobrechts dieser Welt brauchen keine Leute mehr, die sie entdecken.

Was heißt das?

Thomas Hermanns:  Sie können alles allein steuern und holen sich ihre Follower auf ihren eigenen Kanälen. Sie müssen sich nicht von Senderchefs oder Redakteuren oder Geschmacklichkeiten abhängig machen.

Ist es heute schwerer als damals, Witze zu machen?

Thomas Hermanns:  Gute Witze sind immer schwer. Aber heute gibt es größere Geschmacksdiskussionen. Man darf immer noch alles sagen, jeden Gag machen – aber man muss drauf gefasst sein, bei gewissen Sachen Gegenwind zu bekommen.

Thomas Hermanns: „Würde mir Beleidigungen zu Herzen nehmen“

Wie gehen Sie mit Shitstorms um?

Thomas Hermanns:  Ich bekomme glücklicherweise keine, weil ich kein Social Media habe. Ich habe mir bei „Let’s Dance“ noch mal überlegt, ob ich es machen soll – bin aber heilfroh, dass ich es nicht getan habe. Ich bin kein Typ dafür, ich würde mir die Beleidigungen zu Herzen nehmen.

Sie waren aber nie einer, der es allen recht machte ...

Thomas Hermanns:  Stimmt. Aber wenn mich einer nicht mochte, habe ich es nie mitgekriegt. Wer mit mir nichts anfangen konnte, ist gar nicht erst gekommen. Wenn ich damals in der Kölner „Filmdose“ in einem Christian-Anders-Musical in Unterwäsche auf der Bühne rummachte, kamen nur die, die Spaß daran hatten. Ich habe nie böse Briefe bekommen, wir standen unter Welpenschutz. Wie viel Zeit heute Leute für schlechte Kommentare aufwenden!

Wenn Sie heute auf Ihre „Welpen-Zeit“ zurückblicken – ist Ihnen da was peinlich?

Thomas Hermanns:  Nein, warum auch? Wenn ich mir die Sachen ansehe, fällt mir höchstens auf, dass einige nicht durchdacht waren. Es war oft albern, aber Albernheit finde ich nicht schlimm.

Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

Sind Sie von Herzen her noch Rheinländer?

Thomas Hermanns:  Auf jeden Fall. Meine ganze Familie lebt zwischen Düren und Aachen, ich habe schon als Kind gelernt, dass Lustigsein wertvoll ist, es nichts Blödes ist, wenn man sich verkleidet. Wenn ich überlege, wie viele Perücken ich in meinem Leben aufhatte! Das kann nur ein Rheinländer sein!

Ist das Rheinland noch Mittelpunkt der Comedy-Szene?

Thomas Hermanns:  Das Comedy-Festival und die vielen Sender sorgen dafür, dass hier immer noch sehr viele Comedians leben, Köln eine Humor-Zentrale in Deutschland geblieben ist. Der Wert von Humor wird hier mehr gesehen als in Hamburg, München oder Dresden. Es ist typisch kölsch, dass man hier keine Angst hat, albern zu sein.

Man empfiehlt den Leuten immer, sich in jungen Jahren aufs Alter vorzubereiten, ein Hobby zu pflegen – haben Sie eines?

Thomas Hermanns:  Ich habe keine Hobbys, die drauf warten, wachgeküsst zu werden. Ich bin Entertainment-Nerd, ich beschäftige mich nur mit Pop und Show und Fernsehen. Ich könnte meine Vinyl-Platten-Sammlung unter anderen Aspekten sortieren. Ob das reicht? Ich bezweifle das.

Wenn Sie Ihre Karriere morgen aufgeben müssten – was würden Sie dann gern machen?

Ich sage in jede Kamera und jedes Mikrofon, – auch hier bei EXPRESS.de – dass ich unbedingt eine Oper inszenieren will. Seit ich Anfang der 90er „Quatsch-Comedy“ gemacht habe, habe ich fast nur gearbeitet – schwups! – sind wir 30 Jahre später. Und – schwups – bin ich 60 und kann mir endlich Zeit dafür nehmen.

Thomas Hermanns: Kultiger „Quatsch“ in sämtlichen Sparten

Thomas Hermanns (geboren am 5. März 1963 in Bochum) wuchs in Nürnberg auf. Er studierte Theaterwissenschaften in München (Magister-Abschluss). Schreibt und inszeniert seit seinem 19. Geburtstag TV-Sendungen. Brachte Ende der 80er Jahre Karaoke nach Deutschland. Gründete 1992 den „Quatsch Comedy Club“.

Schrieb für Dirk Bach die Serie „Lukas“. Inszenierte Shows von Michael Mittermaier, Kaya Yanar und Gayle Tufts. Er moderierte 2017/18 das WDR-Kulturmagazin „WestArt“ und ist seit 2022 bei „Das Glücksrad“ bei RTL2 als Moderator zu sehen. Er ist seit 2008 mit dem Unternehmer Wolfgang Macht verheiratet und lebt in Berlin.