„Muss nicht mehr vor der Kamera stehen“Gerard Butler lässt mit Aussage aufhorchen

Köln – „Ich brauch' einen Kaffee”, gähnt Gerard Butler. Besser noch einen Energie-Drink.

So eine Promotions-Tour wie die für den dritten Teil seiner Actionfilm-Serie „Fallen” („London Has Fallen”, „Olympus Has Fallen” und jetzt „Angel Has Fallen”) strengt fast so an wie die Nonstop-Stuntszenen, die Butler als Schutzengel des amerikanischen Präsidenten zu überstehen hat.

Bei Secret Service Agent Mike Banning äußert sich der Verschleiß in chronischen Kopfschmerzen, gegen die er am laufenden Band Pillen einwirft.

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Bis auf das bisschen Müdigkeit scheint Butler im wahren Leben keine Probleme mit dem Körper zu haben.

Oder täuscht das?

Gerard Butler: Ich nähere mich dem Stadium, wo ich ein bisschen vorsichtiger sein muss. Die Stuntmänner, mit denen ich arbeite, sagen immer: „Junge, du hängst dich rein wie kein anderer.” Dazu kommt, dass ich schon angeschlagen in die Dreharbeiten von „Angel Has Fallen” gegangen bin.

Klingt ernst.

War es auch. Ich habe einiges durchgemacht. Motorrad-Unfälle. Ein paar Knochenbrüche in meinen Füßen. Risse in den Knien. Probleme mit der Hüfte.

Mussten Sie operiert werden?

Ja, sogar fünf Mal. Weil der erste Eingriff schief gegangen war. Ich bin praktisch aus dem Krankenhaus zum Set geflogen und vier Tage später haben die Dreharbeiten begonnen.

Warum tun Sie sich das an?

Wenn ich in einem Film bin, dann kommt der schottische Krieger in mir heraus. Der fühlt keinen Schmerz. Aber hinterher muss ich den Preis dafür zahlen. Wie vor zwei Monaten. Da habe ich mir den Hals verrenkt. Bis heute muss ich immer noch die perfekte Position auf dem Kissen finden. Sonst stöhne ich „Oh Gott!!!”

Sollten Sie sich nicht mal eine Auszeit gönnen?

Wenn man Sportler ist, geht das. Als Schauspieler muss man weiter machen. Ich habe Filme gemacht, in denen ich kaum noch laufen konnte, und trotzdem rennen und springen musste. Aber ich beschwere mich nicht. Irgendwie liebe ich das. Anschließend sagt man: „Okay, das war ein Kampf und ich habe ihn überstanden.”

Wird es weitere Filme aus der „Fallen“-Serie geben? Wie wäre es mit „Germany Has Fallen”?

Haha, ich habe ursprünglich nur mit einem einzigen „Fallen“-Film gerechnet und bestimmt nicht mit einer Trilogie. Man soll ja bekanntlich niemals nie sagen. Daher könnte „Germany Has Fallen“ klappen (lacht). Wobei im Moment leider „Britain Has Fallen“ in Kürze realistischer sein könnte.

Sie sind also kein Fan vom Brexit?

Ich wünschte, ich könnte Mike Banning vorbeischicken, der ein neues Votum erzwingt (lacht).

Haben Sie sich eigentlich mit echten Secret-Service-Agenten für Ihre Rolle ausgetauscht?

Natürlich. Einige haben am Set sogar als ständige Berater fungiert. Die Storys über ihren Job sind unglaublich spannend. Was mich am meisten beeindruckt hat, dass einige eine sehr enge Beziehung zu den Präsidenten hatten, die sie geschützt haben. Die haben mit ihnen wie alte Freunde gesprochen, kannten jeden Namen und haben sich nach Kindern und Familie erkundigt.

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Im November wird der Superstar 50 Jahre alt. Er gesteht, dass die letzten beiden Jahre sehr schwer waren.

Im Film fallen Ihnen Menschen, denen Sie vertraut haben, übel in den Rücken. Haben Sie so etwas schon im wahren Leben durchmachen müssen?

Ich bin schon etwas länger auf der Welt und bin leider schon ein paar Mal von Menschen böse enttäuscht worden. Für mich ist es einfach charakterlich eine Bankrotterklärung, wenn man einen Pakt mit einem anderen Menschen hat und der diesen einfach einseitig aufkündigt. Mit zunehmendem Alter werde ich besser darin, einzuschätzen, welchen Leuten ich wirklich vertrauen kann.

Im November steht bei Ihnen ein runder Geburtstag an. Ist eine Riesensause geplant?

Ich weiß nicht, ob es Verdrängung ist, aber ich habe echt noch nicht über eine Feier nachgedacht. Allerdings habe ich gleich drei Freude, die am selben Tag oder einen nach mir ebenfalls alle 50 werden. Wir haben neulich mal drüber gesprochen, ob wir nicht eine einzige Mega-Party für alle schmeißen sollten. Am besten in einem Land, in dem keiner von uns wohnt.

Sind Sie ein guter Organisator?

Nicht, wenn es um meine Geburtstage geht. Ich hatte schon viele, wo ich abends um 19 Uhr ein paar Freunde angerufen habe und meinte: „Lasst uns um 20 Uhr zum Dinner treffen.“

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Sehen Sie die 50 als Schritt in einen neuen Lebensabschnitt?

Ehrlicherweise waren mir Zahlen immer egal. Allerdings habe ich gerade die zwei wohl härtesten Jahre meines Lebens hinter mir. Es fühlte sich an, als säße ich in einem Feuer und könnte einfach nicht aufstehen. Dieses Gefühl ist jetzt weg und ich habe wieder die Zügel in der Hand. Ich fühle mich nicht mehr wie ein Hundertjähriger (lacht). Und da mein 50. Geburtstag zufällig in die jetzige Phase fällt, ist es ein schöner Gedanke, sagen zu können: „Jetzt schlag ich das nächste Kapitel auf!“

Klingt, als fühlen Sie sich wie neugeboren!

Wir wollen ja nicht übertreiben. Auch bevor ich die Gesundheitsprobleme hatte, musste ich meinem zunehmenden Alter schon etwas Tribut zollen. Man muss einfach mehr Zeit und Mühen aufbringen, um seinen Körper in Schuss zu halten. Durch Dinge wie Yoga. Das ist nicht nur gut für die Physis, sondern auch für die Psyche, wie ich zu meinem eigenen Erstaunen festgestellt habe.

Sie sind seit 22 Jahren im Geschäft. Gibt es noch Dinge, die Sie in Hollywood noch unbedingt erreichen wollen?

Ich lasse mich von der Karriere in meinem Leben nicht mehr antreiben. Ich liebe die Schauspielerei und schätze mich glücklich, dass ich weiter Rollen bekomme. Doch ich muss nicht mehr vor der Kamera stehen. Falls ich nie wieder arbeiten sollte, wäre das auch okay.