Merkel „nicht so wichtig?“Als Markus Lanz Kanzlerin erwähnt, wird Laschet übermütig

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Armin Laschet am Donnerstagabend zu Gast in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.

Köln – Als „den Mann, der wie kein anderer für das steht, was jetzt passiert“ stellt Moderator Markus Lanz seinen Gast Armin Laschet an der Sendung am Donnerstagabend vor. Das, was da jetzt gerade passiert, damit meint Lanz die Lockerungen, zu denen sich die Bundesregierung und die Länder nach wochenlangem Shutdown entschlossen haben.

Ausgerechnet Laschet, der die Kanzlerin in der Vergangenheit so oft verteidigt habe, etwa in der Flüchtlingsfrage, sei nun „zu ihrem Gegenspieler“ geworden, führt Lanz weiter aus. „Während Merkel deutsche Wissenschaftler deutlich lobt, kritisiert er [gemeint ist Laschet, Anm. d. Red.] sie öffentlich im Fernsehen zur besten Sendezeit.“

Laschet hatte kritisiert, dass Virologen alle paar Tage ihre Meinung ändern, das sei auch für die Politik schwierig.

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Die Beziehung zwischen dem NRW-Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin, ein Thema, das offenbar auch Laschet selbst beschäftigt. Den Kanzlerkandidaten. Schon bei der ersten Frage, wie er die Videokonferenz zu den Öffnungen empfunden habe, kommt Laschet darauf zu sprechen.

In der Berichterstattung sei häufig geschrieben worden „der Bund hat jetzt die Macht verloren und hat sie den Ländern gegeben“, aber da fange der Fehler ja schon an, beschwert sich Laschet. Dafür seien ja schon immer die Länder zuständig.

Merkel habe da die vergangenen Wochen ja nichts bestimmt, sondern nur zwischen den Ländern vermittelt, wofür er dankbar sei. Die Entscheidungen, also das, worauf es ankommt, hätten ja schon immer die Länder getroffen. Erst jetzt spiegele sich das in der Realität wider.

„Die Kanzlerin hat ja auch nur koordiniert, die letzten Wochen“, bringt es Laschet auf den Punkt.

Markus Lanz zu Armin Laschet: Also war Merkel nicht wichtig?

„Also war das gar nicht so wichtig, was Merkel gemacht hat?“, hakt Lanz nach. Laschet rudert zurück: Koordinieren sei ja „fast das Wichtigste, in einer solchen Krise“.

Den eher progressiven Weg, den Nordrhein-Westfalen bei den Lockerungen gefahren ist, verteidigt der Ministerpräsident auch bei „Markus Lanz“ erneut. Er frage sich, was denn eigentlich „etwas zu schnell“ bedeute. Er habe alle die Wochen nicht „auf Tempo oder schnell“ plädiert, sondern dafür, die Kollateralschäden im Blick zu haben.

Vor allem an die Kleinsten denkt Laschet dabei: „Kinder sind seit acht Wochen nicht mehr in den Schulen. Kinder, die unter Kindeswohlgefährdung leiden, sieht seit acht Wochen niemand mehr.“ Da entstehen Schäden, ist sich Laschet sicher.

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Auch die ältere Generation habe enorm unter den Beschränkungen gelitten. Laschet habe Briefe von Menschen bekommen, deren Angehörige seien im Altersheim gestorben, ohne dass sie sich hätten verabschieden können. „Das ist ein Opfer all dessen, was wir beschlossen haben.“

Deshalb sei er immer für einen Weg der Öffnung gewesen, bei aller nötigen Vorsicht.

Markus Lanz kritisiert Führungsstil von Armin Laschet

Markus Lanz geht die Diskussion allerdings in eine falsche Richtung. Ihn interessiert der Führungsstil, die Signale, die Laschet in Zeiten der Krise gezeigt hat. „Sie haben Ende Februar gesagt, wir hätten alles im Griff. Vier Wochen später hat derselbe Armin Laschet gesagt, jetzt gehe es um Leben und Tod.“

Wenig später habe er sich intern darüber beschwert, dass einzelne Länder mit Konzepten zur Lockerung einfach vorpreschen, um es dann selber als Erster zu tun. „Das ist die Widersprüchlichkeit, um die es gerade geht“, erläutert Lanz seine kritische Frage.

Die wird von Laschet aber glattgebügelt. So sei das doch alles überhaupt nicht gewesen. NRW sei damals das erste Land mit Bayern gewesen, das sofort die Schulen geschlossen hätte. Er habe jede Maßnahme mitgetragen. Aber man müsse auch immer wieder von vorne darüber nachdenken, wie notwendig die Einschnitte in der neuen Situation seien.

Viele sehen das jedoch kritisch. Zuletzt etwa hatte die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, das Vorgehen von Armin Laschet in der Corona-Krise als „teilweise populistisch“ kritisiert.

In den ersten Wochen habe ein Überbietungswettbewerb in Richtung Lockdown stattgefunden, der sich jetzt noch einmal bei den Lockerungen wiederhole. (jv)